brazil pressfreedomRio de Janeiro. - Mit dem Ende der Weltmeisterschaft sinkt das Interesse der Öffentlichkeit am Fußball in Brasilien. Während am Dienstag die siegreiche deutsche Nationalmannschaft am Brandenburger Tor gefeiert wird, schwindet die Aufmerksamkeit auch für die soziale Situation im Gastgeberland der Weltmeisterschaft. Doch für die Brasilianer bleiben die Probleme. Die Forderungen der Protestbewegung an die Regierung, mehr in Bildung und Gesundheit zu investieren anstatt in Infrastruktur und Stadien, die nach der Weltmeisterschaft zum Teil nicht mehr genutzt werden, wurden nicht erfüllt. Die Proteste richteten sich auch gegen Korruption und die Zwangsräumungen, die während den Vorbereitungen auf die FIFA Weltmeisterschaft und die Olympiade 2016 in Rio stattfanden und weitergehen. Das Recht zu demonstrieren und die Pressefreiheit seien weiterhin in Gefahr, erklärte Amnesty International. Die Militärpolizei versuche Demonstranten nach wie vor einzuschüchtern.

Schon während der Weltmeisterschaft hatte insbesondere die Militärpolizei die Proteste durch Repression klein gehalten. Um Kritik während des Finales der Weltmeisterschaft zu unterbinden, wurden am Tag zuvor präventiv 19 Menschen festgenommen. Bei Kundgebungen am Tag des Finales wurden auch Journalisten Opfer von Polizeigewalt. Mehrere Journalistenwurden von der Militärpolizei geschlagen und getreten und Kameras wurden beschädigt.

Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) startete nach dem Ausscheiden der brasilianischen Nationalmannschaft eine Kampagne mit dem Titel "In Brazil, football has taken a hit, but not as much as press freedom", um auf die Gewalt gegen Journalisten in Brasiien aufmerksam zu machen. Seit 2004 wurden laut ROG 21 Journalisten ermordet, meist im Zusammenhang mit Berichten über Korruption und Drogenhandel. Brasilien ist auf Platz 111 von 180 im Ranking der Pressefreiheit.

Der Journalist Filipe Peçanha von der unabhängigen Reporter-Gruppe Midia Ninja, die vor allem durch die Berichterstattung über die Proteste vor einem Jahr bekannt wurde, war ebenfalls unter den von der Polizei angegriffenen Journalisten. Laut Peçanha ist für Midia Ninja jetzt die wichtigste Aufgabe, sich für die Befreiung der noch inhaftierten Demonstranten einzusetzen und die internationale Aufmerksamkeit auf die Lage der Pressefreiheit in Brasilien zu richten. Zusätzlich zur Kampagne von Reporter ohne Grenzen will Midia Ninja in den nächsten Tagen eine weitere Kampagne zur Protestberichterstatung und Pressfreiheit starten.

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