idw logo blauFrankfurt am Main. -  Der Stich einer Mücke kann es in sich haben, wenn diese die Erreger von Dengue-Fieber oder Malaria überträgt. Beide Krankheiten bedrohen weltweit Milliarden von Menschen – mit steigender Tendenz. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert das Dengue-Fieber aktuell jährlich 22.000 Todesopfer. Malaria ist laut derselben Quelle für 627.000 Tote verantwortlich. Aktuelle Studien gehen sogar von 207 Millionen Malaria-Erkrankungen (im Jahr 2012) und mehr als 100 Millionen Dengue-Neuinfektionen pro Jahr aus. Eine Ursache für den Anstieg der Infektionen ist der Klimawandel. Er sorgt dafür, dass die Krankheitserreger und ihre Überträger sich in kühleren, bislang nicht betroffenen Regionen jetzt ebenfalls ausbreiten.

Wissenschaftler des Universitätsklinikums Frankfurt und des BiK-F erforschen die Ausbreitung und Bekämpfung dieser Infektionskrankheiten am Beispiel Nepal. In drei in den Fachzeitschriften PLOS ONE, PLOS Neglected Tropical Diseases und Malaria Journal erschienenen Studien analysieren sie die aktuelle Situationund zeigen, wie die Krankheiten durch Klimawandel und Globalisierung begünstigt werden.

Dengue-Fieber: Hohes Risiko, wenig Wissen

Im Jahr 2004 wurde der erste Dengue-Fall in Nepal gemeldet, schon 2010 kam es dort zur ersten großen Epidemie. Die in PLOS Neglected Tropical Diseases veröffentlichte Studie belegt, dass die Überträger-Insekten sich bereits dauerhaft bis indie mittleren Bergregionen festgesetzt haben. Befragungen im Tiefland und in den Hochgebirgsregionen Nepals für die Studie in PLOS ONE ergaben, dass die Bevölkerung trotz dieser beunruhigenden Situation nur sehr wenig über Dengue-Fieber weiß: 75 Prozent der Befragten haben zwar schon von Dengue gehört, aber nur wenige wissen Genaueres zur Übertragung des gefährlichen Virus und über die spezifischen Symptome der Infektion. Maßnahmen gegen die Vermehrung der Überträgermücken wie die Beseitigung künstlicher Brutplätze (z.B. wassergefüllte alte Autoreifen, Plastikmüll, Regentonnen) werden zwar befürwortet, aber regional sehr unterschiedlich umgesetzt. "Rund 50 Prozent der Bevölkerung Nepals lebt im warmen Tiefland und ist besonders gefährdet, weil sich die Überträger-Moskitos dort besonders gut vermehren können. Interessanterweise treffen die Menschen dort trotzdem weniger Vorbeugungsmaßnahmen als im Hochland", sagte Meghnath Dhimal vom Nepal Health Research Council, der die Untersuchungen als Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) im Rahmen seines Promotionsstudiums an der Goethe-Universität durchgeführt hat.

Malaria in Nepal: Importierte Fälle als neue Herausforderung

Trotz schwieriger politischer und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen hat Nepal in den letzten 50 Jahren große Fortschritte bei der Bekämpfung der Malaria gemacht, stellt die im Malaria Journal veröffentlichte Studie fest: Waren es Mitte der 1980er Jahre noch rund 42.000 Fälle, konnte diese Zahl auf circa 2.000 reduziert werden, darunter im Jahr 2012 nur einer mit Todesfolge. Dieser Erfolg beruht maßgeblich auf neuen Medikamenten-Kombinationen zur Behandlung der Krankheit, der Verteilung von Moskitonetzen und dem Zugang zu staatlichen, für die Patienten kostenlosen Gesundheitsdienstleitungen. Entwarnung kann dennoch nicht gegeben werden. Der Leitautor der Studie, Meghnath Dhimal, gibt zu bedenken, dass erneute Ausbrüche der Krankheit jederzeit erfolgen können –sogar in Gebieten mit "geringem Risiko"– wenn es zu gravierenden ökologischen Veränderungen oder Extremwetter-Ereignissen kommt. Außerdem gibt es einen kontinuierlich steigenden Anteil importierter Malariafälle und es besteht das Risiko, dass sich Malaria auch in höher gelegenen Regionen Nepals ausbreitet, da dort die Erwärmung durch den Klimawandel besonders schnell abläuft.

Krankheiten auch in Europa auf dem Vormarsch

Dengue-Fieber und Malaria sind auch für Europa relevant. Außer des hier ebenfalls schnell voranschreitenden Klimawandels gibt es weitere Parallelen zu Nepal wie lokal begrenzte Malaria-Ausbrüche in Südeuropa, die Ausbreitung der exotischen Überträger-Mücken des Dengue-Virus und tausende von Reiserückkehrern, die jedes Jahr die Krankheitserreger in die EU einschleppen. "Besonders bei Dengue-Fieber besteht das Risiko, dass infizierte europäische Urlauber nach ihrer Rückkehr in Gebiete, in denen Asiatische Tigermücken bereits häufig sind – und das ist heute ein großer Teil Europas südlich der Alpen – von diesen Mücken gestochen und die Viren so weitergetragen werden", erklärte Dr. Ulrich Kuch, Leiter der Abteilung für Tropenmedizin und Public Health am Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Umweltmedizin des Universitätsklinikums Frankfurt und einer der Autoren der Studien. Wie sich am Beispiel Nepal zeigt, ist es vor allem notwendig, das medizinische Personal zu sensibilisieren und die Bevölkerung besser über Vorbeugung, Übertragungswege und Krankheitssymptome aufzuklären.

Quelle: idw-online.de

 


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