abl 100Berlin. - Vertreter des Nordzucker-Konzerns haben laut Landesverband Niedersachsen/Bremen der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) bei einem Gespräch über geplante Zuckerrohr-Aktivitäten in Sambia beteuert, dass dortige Kleinbauern (smallholder) durch ein geplantes Projekt nicht beeinträchtigt würden. Der niedersächsische AbL-Sprecher Eckehard Niemann stellte hierzu fest, dass - selbst wenn bei diesem Projekt Kleinbauern nicht beeinträchtigt werden sollten - die Nordzucker-Pläne in Sambia vor allem den dortigen Agrar-Eliten nützen würden. Auch weitere Rohrzucker-Projekten in anderen ostafrikanischen Ländern müssten danach bewertet werden, inwieweit sie den dortigen Kleinbauern, deren Zugang zu Land und der Beseitigung von Hunger nützten oder schadeten.

Der Bau einer Rohrzucker-Fabrik in Sambia und der dazu gehörige, bewässerungsintensive Zuckerrohranbau solle nordöstlich der Hauptstadt Lusaka im "Mkushi-Farmblock" stattfinden, so die AbL. Solche mehr als 100.000 Hektar großen Farmblocks mit ihren Großfarmen auf guten Böden seien bereits zu Kolonialzeiten geschaffen worden – nach Angaben der Entwicklungsorganisation FIAN auch durch Verdrängung von Kleinbauern.

Beim Nordzucker-Projekt solle offenbar als "lokaler Partner" Costain Chilala einsteigen, der auch Eigentümer von "Chimsoro farms" (ca. 9.500 ha) sei. Weitere lokale Großfarmer, die großenteils aus Nachbarländern wie Südafrika oder Zimbabwe stammten, sollten im Vertragsanbau weiteres Zuckerrohr anliefern. Als Bewässerungs-Alternative zum möglicherweise heiklen und finanzaufwendigen Bau eines Staudamms prüfe Nordzucker offenbar eine Vorgabe zum Anlegen von Speicherbecken (für das Wasser der Regenzeit) auf jeder Farm.

Auch wegen der Vorgaben der sambischen Regierung werde der Zuckerrohr-Anbau nicht auf Maschinen, sondern auf Handarbeit beruhen, was aber keinen wesentlichen Kostennachteil bedeute. Die praktische Leitung solle in den Händen von "Einheimischen" (u.U. auch Südafrikanern) liegen, die Rechte der Arbeiter sollten laut Nordzucker durch Vorgaben gesichert und durch eine Nichtregierungsorganisation (NGO) begleitet werden.

Die AbL verwies darauf, dass die sambische Regierung zusätzlich zu den bestehenden Farmblöcken weitere solcher Sonderzonen für Großagrarier schaffen wolle, wobei vermutlich Kleinbauern verdrängt würden. Es bleibe offen, ob sich die Nordzucker wie andere Konzerne auch in diesen Farmblöcken betätigen würden.

Bereits jetzt, so die Eine-Welt-Organisation FIAN, seien neben großen Zuckerkonzernen auch viele private Finanzinvestoren mit jeweils mehreren Zehntausend Hektar in Sambias Farmblöcken und Farmen aktiv, darunter die Amatheon Agri Holding mit ihrem Mehrheitseigner Sapinda, "Chayton Africa", Agrarland-Fonds DWS und vermutlich auch MAN Ferrostaal. FIAN-Vertreter Roman Herre habe vor diesem Hintergrund die Unterstützung der deutschen Entwicklungshilfe bei der Jagd exportorientierter Agrarkonzerne nach Ackerland kritisiert: Etwa 85 Prozent der sambischen Bevölkerung, von der sechs Millionen Menschen sogar hungerten, seien von der Landwirtschaft abhängig, hätten aber kaum Zugang zu Ackerland.

Das Projekt in Sambia sei zudem nur eines von mehreren angedachten Zuckerrohr-Projekten der Nordzucker in Ostafrika, so AbL-Vertreter Niemann nach dem Gespräch mit der Nordzucker-Spitze. Nach Einschätzung der Nordzucker könne - trotz der internationalen Kostenführerschaft Brasiliens – eine Produktion in Ostafrika speziell für die wachsenden Zuckermärkte südlich der Sahara rentabel sein. Angesichts des rückläufigen Zuckerverbrauchs in Europa wolle Nordzucker diese Wachstums-Chancen nutzen.

Kritische Landwirte hierzulande kritisierten diese Aktivitäten vor allem in der Sorge, dass dadurch das Geld der Rübenbauern und Aktionäre verbrannt werden könnte und dass - nach dem Wegfall der Zuckermarktordnung und wegen des Preisdrucks bei Zuckerrüben - dieses Geld auf den Bauernhöfen fehlen werde. Auch die AbL werde kritisch verfolgen, inwiefern durch die Zuckerrohr-Aktivitäten auch der Nordzucker die Belange und die Existenzen von Bauern hier und in Afrika gefährdet würden.

Quelle: www.abl-ev.de


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