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Berlin. -Die beiden deutschen Fotografen Insa Hagemann und Stefan Finger sind Sieger des internationalen Wettbewerbs "UNICEF-Foto des Jahres". Sie werden für ihre gemeinsame Reportage geehrt, die den Sextourismus und die Situation von Kindern ausländischer Väter auf den Philippinen thematisiert. 

Als zweiten Preisträger zeichnete die Jury den deutschen Fotografen Christian Werner für eine Reportage über das bittere Schicksal jesidischer Flüchtlinge im Nordirak aus. Der dritte Preis geht an den Südafrikaner Brent Stirton. Er zeigt das Glück zweier indischer Mädchen, die durch eine einfache Augenoperation von ihrer angeborenen Blindheit geheilt worden sind.

Der Wettbewerb wird zum 15. Mal von UNICEF Deutschland in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift GEO ausgerichtet. Neben den ersten drei Preisen bestimmte die unabhängige Jury sechs ehrenvolle Erwähnungen. Für den Wettbewerb 2014 hatten 78 von internationalen Experten nominierte Fotografen aus 23 Ländern 2014 insgesamt 968Bilder eingereicht.

"Insa Hagemann und Stefan Finger zeigen, wie sehr Sextourismus das Leben von Menschen in armen Ländern prägen kann", sagte Dietmar Bär, Schauspieler und Mitgründer des Tatort-Vereins. "Für ihre Recherchen haben sie auch die Hilfsorganisation PREDA besucht, die Opfer von sexueller Gewalt und Sextourismus aufnimmt – mit Unterstützung des Tatort-Vereins aus Deutschland." Gemeinsam mit seinem Kollegen Klaus J. Behrendt überreichte Bär am Dienstag in Berlin die Siegerurkunde.

"Das UNICEF-Foto des Jahres fordert uns auf, innezuhalten und hinzuschauen", sagte UNICEF-Vorstand Peter-Matthias Gaede, "denn es führt uns mit nahezu jedem prämierten Thema vor Augen, welchen Weg wir weltweit noch vor uns haben, die Rechte der Kinder zu verwirklichen."

"Die Entscheidung fiel der Jury diesmal besonders schwer. Die Aufnahmen auf Platz eins bis drei zeichnen sich jeweils durch außerordentliche Prägnanz und fast beängstigende Dichte aus. Zahlreiche Impulse der künstlerischen Fotografie wurden aufgenommen. Die Grenzen zwischen professioneller und künstlerischer Fotografie werden immer durchlässiger", sagte der Vorsitzende der Jury, Prof. Dr. Klaus Honnef.

"Die ausgezeichneten Reportagen bringen uns nahe, was Kindern in aller Welt widerfährt – den vielfachen Schrecken, aber auch die Hilfe, die unüberwindbar Scheinendes zum Guten, ja zum großen Glück wenden kann", sagte Ruth Eichhorn, Bildchefin von GEO und Jurymitglied.

Die Siegerreportage: Kinder ohne Väter

Das Siegerfoto aus den Philippinen wurde in Angeles City aufgenommen, eine Hochburg des Sextourismus. Ein blondes Mädchen schaut zu, wie Nachbarskinder spielen. Seine Mutter hatte den Vater im Internet kennengelernt und schickt ihm Fotos seiner Tochter, aber er unterstützt die Familie nicht. Australier, Europäer, Amerikaner kommen in den armen Inselstaat, um dort für wenig Geld Sex zu kaufen. Die Frauen und Mädchen sehen sich vielfach gezwungen, ihren Körper anzubieten. Oder sie hoffen, dass die reichen, meist weißen Männer sie aus dem Elend holen werden. Doch die Männer verschwinden in der Regel, und die Kinder mit ihrer helleren, manchmal auch dunkleren Hautfarbe, ihren oft blonden Haaren und blauen Augen wachsen als Exoten auf. Und mit dem Stigma, die Kinder von Prostituierten zu sein, egal, welcher Arbeit ihre Mütter tatsächlich nachgehen. Insa Hagemann und Stefan Finger, Agentur laif, haben behutsame Porträts dieser Kinder erstellt. Sie sind den Müttern begegnet, sie haben nach den Vätern gefragt. Und sie waren im Haus der Hilfsorganisation PREDA, die Opfern von sexueller Gewalt und Sextourismus eine Herberge gibt. UNICEF schätzt, dass circa 100.000 Minderjährige in der Sexindustrie auf den Philippinen ausgebeutet werden. Die Organisation leistet Aufklärungsarbeit, schult Sozialarbeiter und Polizisten und hilft, bessere Gesetze und Verfahren zum Schutz der Kinder durchzusetzen.

Der zweite Preis: Die Vertreibung der Jesiden im Irak

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Winter im Irak: drei Grad Celsius, Regen. In Zelten, auf der Straße, in den Rohbauten unfertiger Häuser, in den Trümmern zerstörter Gebäude haben die vor den Schlächtern des „Islamischen Staates“ geflohenen Jesiden-Familien eine provisorische Bleibe gefunden. Der deutsche Fotograf Christian Werner, Agentur laif, war in der Grenzstadt Zacho, wohin sich tausende Angehörige dieser kurdisch sprechenden religiösen Minderheit geflüchtet haben. Eine katastrophale Situation vor allem für die Kinder, die unter Kälte und quälender Enge, unter Nahrungs- und Trinkwassermangel leiden. Und unter der Angst, den traumatischen Erfahrungen der Massaker des "IS". Mehr als zwei Millionen Menschen, die Hälfte von ihnen Kinder, sind im Irak vertrieben worden. Im Wettlauf gegen die Zeit beschafft UNICEF feste Zelte für Notschulen sowie Kerosin, um die Notunterkünfte zu beheizen, und verteilt 200.000 Pakete mit warmer Kinderkleidung. Gleich am Grenzübergang in Zacho werden Kinder auch gegen Masern und Polio geimpft, denn die Gefahr von Epidemien ist groß.

Der dritte Preis: Eine Befreiung aus der Dunkelheit in Indien

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Anita Singh, fünf Jahre alt, und ihre zwölfjährige Schwester Sonia entdecken das Wunder des Lichts. Sie waren blind, mit einem Linsendefekt in ein armes Bauerndorf in einer der ärmsten Regionen Indiens hineingeboren worden. 20 Millionen Menschen auf der Welt leiden daran, zwölf davon allein in Indien. Spenden haben es ermöglicht, die beiden Mädchen am Vivekananda Mission Hospital zu operieren. Diese Form angeborener Blindheit ist mit einem 15-minütigen Eingriff zu beheben. Doch die Operation kostet etwa 300 US-Dollar, drei Jahreseinkommen einer indischen Bauernfamilie. So ist es das Schicksal ungezählter Kinder, blind zu bleiben. Der Fotograf dieser Geschichte, der in Durban, Südafrika, geborene Brent Stirton, Agentur Getty Images, zählt zu den international renommiertesten Fotografen der Gegenwart.

Foto 1: ©Hagemann/Finger, Agentur laif

Foto2: © Werner, Agentur laif

Foto 3: ©Stirton, Agentur Getty Images

Quelle: unicef.de


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