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Klapmuts. - Der Internationale Frauentag am 8. März ist ein guter Anlass, um über Frauen zu berichten, die trotz widriger Umstände für ihre Rechte einstehen und sich gegen Ausbeutung und Unterdrückung zur Wehr setzen. Die Fotografin Carla Meurer hat für Oxfam einige dieser Frauen in Südafrika porträtiert.

Oxfams Partnerorganisation Women on Farms Project (WFP) setzt sich seit Jahren in der Westkap-Provinz Südafrikas für die Umsetzung der Rechte von Farmarbeiterinnen ein. Das besondere Augenmerk legt WFP auf die Rechte von Frauen. Arbeitsrechte für Farmarbeiterinnen wurden in Südafrika erst 1994, nach dem Ende der Apartheid, eingeführt. Doch werden sie nicht auf allen kommerziellen Farmen eingehalten, und der Staat überwacht ihre Umsetzung nicht ausreichend. Zudem kommt es, laut WFP zu illegalen Vertreibungen von Farmarbeiterinnen, was informelle Siedlungen in den Gegenden rund um die Farmen entstehen lässt.

Auf nationaler Ebene ist die Organisation stark in aktuelle Debatten involviert, etwa über die reale Durchsetzung der gesetzlichen Mindestlöhne. Auf lokaler Ebene unterstützt WFP Farmarbeiterinnen bei der Überwindung der während der Apartheid geprägten patriarchalen Abhängigkeit. Diese mündet häufig in Bevormundung, Ausbeutung, Arbeitsrechtsverletzungen und schlechten Arbeitsbedingungen. Frauen wissen oft nicht um ihre Rechte und können deshalb ihre Ansprüche nicht geltend machen.

Oxfam Südafrika Farmarbeiterinnen

Oxfams Partner hilft den Frauen, sich zu organisieren, informiert über Arbeitsrechte und wie sie in Anspruch genommen werden, bildet Allianzen und setzt sich mit den Frauen dafür ein, dass der Staat seiner Fürsorgepflicht nachkommt. Eine von den Frauen ist die 42-jährige Mutter von drei Kindern, Charmaine Fortuin. Charmaine erzählte: "Als ich jung war und wir unser erstes Kind hatten, begann mein Ehemann mich zu schlagen. Als Gelegenheitsarbeiterin auf Farmen hatte ich von Women On Farms Project (WFP) gehört, die auch über häusliche Gewalt informierten. Sie erklärten mir meine Rechte und gaben mir Informationsmaterialien, die ich in unserer Hütte auslegte. Mein Mann las sie und war erstaunt, dass ich Rechte habe und nicht sein Eigentum bin. Wir sprachen darüber und er hat mich nicht mehr geschlagen. Mittlerweile arbeite ich seit rund 15 Jahren als Freiwillige bei WFP. Ich übernehme Ko-Moderationen bei Schulungen, organisiere Farmarbeiterinnen für gemeinsame Aktionen und werde nicht müde, anderen Farmarbeiterinnen über ihre Rechte zu informieren. Da ich so gut Bescheid weiß, bin ich auch in unserem Township in Klapmuts als ehrenamtliche Beraterin unterwegs, wenn es um Begleitung in Krisensituationen und Informationen zur südafrikanischen Rechtsprechung für Frauen und insbesondere Farmarbeiterinnen geht."

Susan Smith hat kürzlich an einem Workshop von Women On Farms Project (WFP) teilgenommen. Die 46-jährige ist verheiratet und hat einen Sohn. Sie lebt in Personalunterkünften auf einer Farm in Soetendal. Nachdem diese verkauft worden war, versuchte der neue Besitzer die festangestellten Farmarbeiter loszuwerden, indem er zunächst den Strom abstellte. In Susannes Küche finden sich Mikrowelle, Elektroherd, Kühlschrank mit Gefrierfach. Doch all das nutzt ihr nicht mehr, da sie nun mit Holz kochen muss. Der Farmer hat auch das Wasser abgestellt, so dass sie dieses nun von weiter weg herholen müssen. Die Grube des Abwassersystems hat angefangen zu stinken. Als er die Farmarbeiterinnen immer noch nicht von der Farm vertreiben konnte, bestellte der Besitzer auch die Müllabfuhr ab. Trotz der schwierigen Situation hat Susanne ihr kleines Haus gemütlich eingerichtet. Bunte Farben und ein sortiertes Arrangement ihrer Besitztümer sind ihr wichtig. Doch die schöne Dekoration täuscht nicht darüber hinweg, dass das Dach undicht ist, die Toilette nicht funktioniert und Wasser und Strom abgeschaltet sind. Die Nachbarin von Susanne ist 64 und bezieht ein Altersgeld (rund 120 EUR). Sie sagte: "Seit 30 Jahren lebe ich hier auf der Farm. Ich gehe nicht weg, ohne woanders ein Dach über dem Kopf zu haben."

Der Ort, in dem die von umliegenden Farmen Vertriebenen ohne Licht leben wird Spookytown genannt. Da es keine Toiletten gab, mussten sie nachts im Dunkeln in die Büsche, was gerade für Frauen eine stark verunsichernde und auch gefährliche Situation war. Mithilfe von Women On Farms Project (WFP) konnten die vertriebenen Farmarbeiterinnen bei der Gemeindeverwaltung elektrische Versorgung und mobile Toiletten für jeden Haushalt durchsetzen. Die Lampen, die einer Fußballfeldbeleuchtung ähneln, überstrahlen nachts die Siedlung.

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Josephine, eine 46-jährigen Gelegenheitsarbeiterin, ist seit 2008 mit WFP im Kontakt und hat dort an Arbeitsrechtsschulungen teilgenommen. Die Mutter von vier Kindern hat auf dem kleinen Grundstück, auf dem ihre Wellblech/Holzhütte steht, jeden Winkel für den Gemüseanbau genutzt. Sie sagte: "Ich habe nicht gewusst, dass ich einen grünen Daumen habe und pflanzen kann. Jetzt kann ich meiner Familie regelmäßig gesundes Essen aus eigenem Anbau auf den Tisch bringen. Vor allen Dingen Zwiebeln und Spinat eignen sich zum Verkauf. Hier erziele ich auch gute Überschüsse. (…) Ich arbeite gerade auf einer Farm mit einem Gutsbesitzer, der uns das Wasser trinken während der Arbeitszeit nicht erlaubt. Ich weiß nicht, ob er uns tatsächlich bezahlen wird für die letzten zwei Wochen."

Fotos: ©Carla Meurer/Oxfam

Quelle: oxfam.de


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