unicef report2015Berlin. - Jedes zehnte Kind auf der Welt wächst laut UNICEF derzeit in einem Land oder einer Region auf, die von bewaffneten Konflikten geprägt ist. Rund 230 Millionen Mädchen und Jungen erlebten in ihren entscheidenden Lebensjahren vor allem Unsicherheit, Hass und Gewalt, heißt es im Report "Kinder zwischen den Fronten", den das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen am Dienstag veröffentlicht hat. Ihre Versorgung mit elementaren Gütern wie Nahrung, Wasser und medizinischer Hilfe sei vielfach schlecht, und sie können nicht oder nur selten eine Schule besuchen.

"In Bürgerkriegen wie in Syrien, Irak, Südsudan und der Zentralafrikanischen Republik werden Kinder zur Zielscheibe unaussprechlicher Misshandlungen", berichtet das Hilfswerk. UNICEF Deutschland rief Regierungen und Konfliktparteien dazu auf, die fundamentalen Rechte der Kinder in Kriegsgebieten zu verteidigen. Um Gesundheit, Bildung und Schutz der Kinder auch unter schwierigsten Bedingungen sicher zu stellen, müsse humanitäre Hilfe bereits die Brücke zu nachhaltiger Entwicklungshilfe schlagen. Insbesondere müssten mehr Mittel für psychosoziale Betreuung und Bildungsprogramme für Kinder in Krisengebieten bereitgestellt werden.

"Kinder und Jugendliche sind die Hauptleidtragenden in Krisen und gewaltsamen Konflikten. Gleichzeitig haben sie es als Erwachsene von morgen in der Hand, den Übergang zum Frieden zu gestalten. Wir müssen dazu beitragen, die notwendigen Voraussetzungen dafür zu schaffen. Neben Schutz vor Gewalt, ausreichend Nahrung und gesundheitlicher Versorgung brauchen die jungen Menschen vor allem Bildung und Ausbildung", sagte Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU).

Ted Chaiban, Programmdirektor von UNICEF in New York, betonte: "Wir erleben weltweit eine der schlimmsten Phasen von Konflikten seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Es besteht die Gefahr, dass ganze Generationen von Kindern Gewalt und Instabilität als normalen Teil ihres Lebens ansehen. Diese Erfahrung darf sich nicht verfestigen. Humanitäre Hilfe muss auch langfristige Perspektiven für Kinder und Jugendliche schaffen."

"Nothilfe ist unverzichtbar. Aber wir dürfen dabei nicht stehen bleiben", sagte Dr. Jürgen Heraeus, Vorsitzender von UNICEF Deutschland. "Die Chance zur Rückkehr zu Stabilität und zu einer friedlichen Entwicklung hängt entscheidend davon ab, ob es gelingt, Heranwachsenden Orientierung und Arbeit zu geben."

Die Not der Zivilbevölkerung laut UNICEF zufolge gegenwärtig besonders groß in Syrien, im Irak, im Südsudan und in der Zentralafrikanischen Republik. Auch die Situation im Jemen habe sich in den vergangenen Monaten ständig verschlechtert. Allein in diesen fünf Ländern seien rund 21 Millionen Kinder von Krieg und Gewalt betroffen.

In zahlreichen Konflikten hat schwere Gewalt gegen Kinder dem Bericht zufolge ein erschütterndes Ausmaß erreicht. Mädchen und Jungen würden zur Zielscheibe von Gewalt, entführt und versklavt. Immer wieder würden Heranwachsende auch als Selbstmordattentäter missbraucht. Gruppen wie IS in Syrien und Irak oder Boko Haram in Nigeria missachteten bewusst die Prinzipien des humanitären Völkerrechts, um weltweit Aufmerksamkeit zu erwecken.

Der UN-Sicherheitsrat listet für 2014 insgesamt 23 Konfliktsituationen auf, in denen Kinder schwersten Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt sind. Von den beteiligten 59 Konfliktparteien sind acht Regierungstruppen und 51 nicht-staatliche Akteure. In etwa der Hälfte aller bewaffneten Konflikte bricht innerhalb von fünf Jahren nach ihrem Ende erneut Gewalt aus – wie zum Beispiel im Südsudan. In Friedensprozessen können Kinder und Jugendliche als "Agenten des Wandels" eine wichtige Rolle spielen und müssen aktiv einbezogen werden.

Deutschland ist weltweit einer der wichtigsten Partner von UNICEF, um Kinder in den ärmsten Entwicklungsländern und in Krisengebieten zu helfen. Allein seit 2013 hat die Bundesregierung hierfür rund 210 Millionen Euro bereitgestellt. Hierdurch, so UNICEF, konnten zum Beispiel syrische Flüchtlingskinder im Libanon, in Jordanien und im Irak eine Schule besuchen und erhielten psychosoziale Hilfsangebote. Auch die Trinkwasserversorgung wurde in den Aufnahmeländern verbessert und Impfkampagnen gegen Kinderlähmung unterstützt.

In diesem Jahr brauchen laut UNICEF weltweit über 62 Millionen Kinder in Krisengebieten dringend Nahrung, sauberes Wasser, medizinische Hilfe, Notschulen sowie Schutz vor Ausbeutung und Gewalt – für mehr als drei Milliarden Dollar. Im Jahr 2014 leisteten UNICEF und seine Partner in 98 Ländern und 294 Einsätzen Nothilfe, oftmals unter gefährlichen Bedingungen. Rund 2,5 Millionen Mädchen und Jungen erhielten dabei auch psychosoziale Unterstützung in einfachen Kinderzentren, vielfach in Zelten.

=> www.unicef.de/report2015

Quelle: www.unicef.de 


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