gfbvGöttingen. - Nach den jüngsten Anschlägen der Terrormiliz Boko Haram hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) der Afrikanischen Union (AU) am Montag Versagen beim Schutz der Zivilbevölkerung und beim Antiterror-Kampf vorgeworfen. In den vergangenen sechs Tagen waren in Nigeria, Kamerun und dem Tschad bei schweren Anschlägen von Boko Haram mindestens 185 Menschen getötet und 213 Personen verletzt worden.

"Wenn die AU nun noch mehr Geld für ihren bewaffneten Kampf gegen die Terrorgruppe Boko Haram fordert, dann muss sie auch ein schlüssiges Konzept vorlegen, wie sie die Gewalt in Westafrika wirksam eindämmen und den Schutz der Zivilbevölkerung erhöhen will. Bislang ist die Regionale Friedenstruppe der AU, die Multinational Joint Task Force MNJTF, nicht sehr wirkungsvoll", kritisierte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Montag in Göttingen.

Die MNJTF war im Mai 2015 auf 8.700 Soldaten ausgebaut worden, um die Terrorgruppe länderübergreifend zu bekämpfen. Auf einer Geber-Konferenz in Addis Abeba sollen am heutigen Montag bis zu 100 Millionen Euro zur Finanzierung und Stärkung der MNJTF aufgebracht werden.

In Nigerias Bundesstaat Borno starben nach Angaben der Behörden allein bei einem Überfall auf das Dorf Dalori am Samstagabend 86 Menschen. 62 Personen wurden verletzt. Drei Selbstmordattentäterinnen hatten sich in dem Dorf in die Luft gesprengt, nachdem es ihnen nicht gelungen war, in ein Flüchtlingslager einzudringen. Zuvor waren in Borno am Montag vergangener Woche fünf Händler in der Umgebung der Stadt Maiduguri von Boko Haram-Kämpfern ermordet worden. Am Mittwoch fielen in der Stadt Chibok 13 Personen einem dreifachen Bombenanschlag zum Opfer. 30 Personen wurden verletzt. Im nigerianischen Bundesstaat Adamawa starben am Freitag zehn Menschen, als sich ein zwölfjähriger Junge auf einem Markt in Gombi in die Luft sprengte.

Im Tschad haben sich am Sonntag zwei Selbstmordanschläge ereignet. Dadurch wurden drei Menschen getötet und 56 verletzt. In Kamerun verloren am vergangenen Montag 28 Menschen bei Angriffen auf drei Dörfer ihr Leben, 65 Personen wurden verletzt. Außerdem kamen bei der Verfolgung von Boko Haram durch Soldaten des Kamerun und Nigerias 40 Zivilisten zu Tode.

"Die Anschläge zeigen, wie brandgefährlich Boko Haram noch immer ist und dass es der MNJTF noch nicht gelungen ist, ihren Antiterror-Kampf in Westafrika wirksam zu koordinieren. So weicht die Terrorgruppe immer wieder in die Nachbarländer aus, wenn der Druck der Sicherheitskräfte in Nigeria zu stark wird. Außerdem fehlt es an gemeinsamen Initiativen, wie der Terrorgruppe jenseits von Militäreinsätzen wirksam begegnet werden kann", erklärte Delius.

Quelle: www.gfbv.de 


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