fairwearfoundationAmsterdam.- Steht auf dem Etikett Ihres Pullovers "Made in Bangladesh"? Dann besteht die Möglichkeit, dass er in einer Fabrik genäht wurde, wo Gewalt an der Tagesordnung ist. Am Weltfrauentag (8. März) hat die niederländische Fair Wear Foundation (FWF) auf eine der weitverbreitetsten Menschenrechtsverletzungen in der internationalen Bekleidungsindustrie aufmerksam: die Gewalt gegen Frauen.

"Unser Vorarbeiter ist sehr böse. Er benutzt uns gegenüber schmutzige Ausdrücke. Und er packt uns hinten am Genick. Wenn wir uns beschweren, schubst er uns weg und schickt uns aus dem Büro, indem er auf seinen Schuh zeigt."

"Jeder Arbeiter muss 2 bis 3 Stunden umsonst arbeiten. Wenn wir keine Überstunden machen, packen die Manager uns am Genick und werfen uns raus."

"Wir dürfen nicht frei nehmen, auch wenn wir krank sind. Und wenn wir gefehlt haben, müssen wir 3 bis 4 Stunden im Büro stehen."

Die berichteten Bekleidungsarbeiterinnen aus Bangladesch, die auch Bekleidung für den europäischen Markt fertigen. In Bekleidungsfabriken in Bangladesch und Indien, wo die Mehrheit der Arbeiter Frauen sind, wurde von einem erschreckend hohen Prozentsatz der Arbeiterinnen von verbalen und körperlichen Misshandlungen, sexueller Belästigung, Zwangsarbeit, Übergriffen und Vergewaltigungen berichtet, so die Fair Wear Foundation.

PRÄVENTIONSTRAINING

Aus diesem Grund hat FWF der Bekämpfung von Gewalt in der Fabrik Priorität eingeräumt. Bereits 2011 startete FWF das Violence Prevention Project zur Gewaltprävention, eine Kooperation zwischen europäischen Bekleidungsmarken, Bekleidungsfabriken in Indien und Bangladesch, Regierungen, Gewerkschaften und Zivilgesellschaftsorganisationen. Um die Probleme darzulegen und Lösungen aufzuzeigen, die im Rahmen des Projekts erarbeitet wurden, hat FWF am internationalen Weltfrauentag eine neue Onlineplattform gestartet.

Das Projekt gibt einen seltenen Einblick in ein Problem, das kaum zur Sprache kommt. In den Gesetzen in Indien und Bangladesch sind klare Maßnahmen festgelegt, die am Arbeitsplatz zur Prävention von Gewalt gegen Frauen zu ergreifen sind. Um die Umsetzung dieser Gesetze zu unterstützen, haben FWF und ihre lokalen Partner tausende von Managern, Vorarbeitern und Arbeitern über die Bedeutung und Vorteile einer besseren Behandlung von Frauen aufgeklärt. In Bekleidungsfabriken wurden Ausschüsse zur Verhinderung von Belästigungen (anti-harassment committees) eingerichtet.

BELÄSTIGUNG: "BEUNRUHIGEND, ABER UNVERMEIDBAR"

Arbeiterinnen melden Probleme immer häufiger. Das sei eine bemerkenswerte Entwicklung, da Arbeiterinnen in Bekleidungsfabriken häufig junge Migrantinnen aus traditionellen Dörfern sind und eine besonders gefährdete Gruppe darstellen. Für sie sind Belästigungen zutiefst beunruhigend, aber unvermeidbar.

Die Aufklärung von Fabrikpersonal und die Einrichtung von Ausschüssen gegen Belästigungen sind erste Schritte, um die südasiatische Bekleidungsindustrie zu einer sichereren Arbeitsumgebung für Frauen zu machen. FWF wird auch in Zukunft in Zusammenarbeit mit dem niederländischen Außenministerium neue Projekte einführen und bestehende Projekte ausweiten. Die niederländische Ministerin Ploumen kündigte vor kurzem eine ehrgeizige fünfjährige Partnerschaft mit FWF und den niederländischen Gewerkschaften an.

Quelle: fairwear.org


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