gfbvGöttingen. - Zwei Jahre nach der Verschleppung von 219 Schülerinnen in Nigeria hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) an das Schicksal der Entführten erinnert und mehr Anstrengungen zu ihrer Freilassung gefordert. In einem Schreiben an Nigerias Staatspräsident Muhammadu Buhari wies die GfbV auf das schreckliche Los der Familienangehörigen in der Stadt Chibok hin, die bei jedem neuen Terroranschlag von Boko Haram fürchten müssten, er sei von den Verschleppten verübt worden.

"Dass das Schicksal der Gekidnappten auch zwei Jahre nach ihrer Entführung noch immer ungeklärt ist, ist dem Versagen der nigerianischen Sicherheitskräfte und Regierung zuzuschreiben. Sie versagten nicht nur am Tag der Verschleppung und bei der zügigen Verfolgung der Entführer, sondern jeden der 729 Tage, die seither verstrichen sind", erklärte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius in Göttingen. So habe man den Familienangehörigen nicht nur Informationen verweigert, sondern auch gezielt ihre Bemühungen blockiert, in der Öffentlichkeit auf das Schicksal der Entführten aufmerksam zu machen.

Dringend müsse die Regierung endlich die Forderungen der Angehörigen ernst nehmen und für mehr Transparenz bei den Rettungsbemühungen sorgen, verlangte die GfbV in ihrem Schreiben. Statt regelmäßig unglaubwürdige Berichte über den unmittelbar bevorstehenden "Endsieg" über Boko Haram zu verbreiten, sollten die Behörden wöchentlich Vertreter der Angehörigen vertraulich über den Fortgang der Rettungsbemühungen informieren. Auch sollten sich die Behörden für ihr bisheriges Versagen entschuldigen und öffentliche Proteste oder Gedenkveranstaltungen nicht länger behindern.

Zuletzt hatten Militärs laut GfbV am 13. Januar 2016 Familienangehörige an einer Reise in die Hauptstadt Abuja gehindert, um dort an einem Protestmarsch teilzunehmen. Auch im Jahr 2015 seien Eltern und Geschwister der Verschleppten von Behörden und Soldaten eingeschüchtert worden, um öffentliche Proteste zu unterbinden.

Zudem müsse eine unabhängige Untersuchungskommission eingesetzt werden, um das Versagen von Armee, Polizei und anderen Dienststellen bei der Verschleppung und der Verfolgung der Entführer zu klären, erklärte die GfbV in dem Schreiben. Dies sei wichtig, um bei den enttäuschten Angehörigen das Vertrauen in die Rechtsstaatlichkeit in Nigeria wiederherzustellen. Dringend müsse der Staat auch die Betreuung freigelassener Boko-Haram-Geiseln verstärken, da sie in der Gesellschaft massiv diskriminiert und ausgegrenzt würden. Nigerias Behörden dürften die Opfer der Gewalt Boko Harams nicht länger im Stich lassen, forderte die Menschenrechtsorganisation.

Quelle: www.gfbv.de 


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