the bobsBonn. - Zum zwölften Mal zeichnet die Deutsche Welle im Rahmen des Wettbewerbs "The Bobs – Best of Online Activism" international herausragende Online-Aktivisten und -Projekte aus. Die diesjährigen Preisträger kommen aus Bangladesch, Indien, Iran und Deutschland. Die Preise werden im Juni auf dem Global Media Forum der Deutschen Welle in Bonn verliehen.

"2016 ist bislang kein gutes Jahr für die Meinungsfreiheit. Das Recht auf freie Meinungsäußerung wird immer häufiger beschnitten – auf allen Kontinenten", sagte DW-Intendant Peter Limbourg. Anlässlich des Internationalen Tages der Pressefreiheit gab die internationale Jury mit prominenten Netzaktivisten die "The Bobs"-Preisträger auf der Media Convention Berlin bekannt. Die Gewinner in den vier Hauptkategorien:

CITIZEN JOURNALISM: DOKUMENTATION "RAZOR'S EDGE", BANGLADESCH

Die Dokumentation "Razor's Edge" des 35-jährigen Filmemachers Nastiker Dharmakatha – ein Künstlername, der übersetzt "Religiöse Ansprache eines Atheisten" bedeutet – beleuchtet die Situation atheistischer Blogger in Bangladesch. Hochrangige Politiker unterstützten die brutalen Morde an Aktivisten durch islamistische Milizen, so die Deutsche Welle.

Rafida Bonya Ahmed, neue Jurorin bei The Bobs und Witwe des 2015 in der bengalischen Hauptstadt Dhaka ermordeten Bloggers Avijit Roy, sagte: "Die Auszeichnung eines Projekts aus Bangladesch zum zweiten Mal in Folge ist ein Beleg dafür, dass sich die Lage vor Ort nicht verbessert hat, sondern sich weiter dramatisch verschlechtert. Allein in den vergangenen fünf Wochen gab es vier tödliche Angriffe. Säkulare Aktivisten, Schriftsteller, Blogger, Lehrer und Angehörige von Minderheiten sind nirgendwo mehr sicher."

TECH FOR GOOD: APP "GERSHAD", IRAN

Die App "Gershad" verzeichnet die aktuellen Aufenthaltsorte der iranischen Sittenpolizei und dient als Frühwarnsystem, um ihr aus dem Weg gehen zu können. Die Nutzer selbst melden die Standorte – die Anwendung funktioniert im Prinzip wie Apps, die Autofahrer vor Radarfallen warnen.

Die anonym agierenden Initiatoren sagten nach der Benachrichtigung durch Jurorin Golnaz Esfandiari: "Dieser Preis gebührt den Nutzern unserer App. Er hat zweifelsohne eine starke positive Wirkung auf die Menschen in Iran, die Begegnungen mit der Sittenpolizei meiden. Gershad ist mehr als eine Crowdsourcing-App. Gershad ist auch der Beginn eines Dialogs über die willkürlichen Praktiken der Sittenpolizei und über die dringende Notwendigkeit, die Bürgerrechte in Iran zu stärken."

SOCIAL CHANGE: KAMPAGNE "STOP ACID ATTACKS", INDIEN

"Stop Acid Attacks" ist eine Kampagne gegen die in Indien verbreiteten Säureattacken gegen Frauen. Sie klärt auf und schlägt eine Brücke zwischen der Gesellschaft und den Opfern, die sich zumeist vollständig isolieren und in Einsamkeit leben. Juror Abhinandan Sekhri aus Indien sagte: "Der Kampf gegen Säureattacken ist ein sehr schwieriger. Obwohl die Gruppe nicht groß ist, hat ihr Engagement eine enorme Bedeutung im Hinblick auf die Geschlechterdynamik und die Wahrnehmung der Überlebenden in der Gesellschaft. Die Angriffe sind ein furchtbares soziales Übel. Und diese Frauen haben es nicht nur geschafft, Überlebende zusammenzubringen und ihnen Selbständigkeit zu verschaffen, sondern sie haben auch eine Änderung der Gesetze erreicht."

ARTS AND CULTURE: INITIATIVE "ZENTRUM FÜR POLITISCHE SCHÖNHEIT", DEUTSCHLAND

Mit dem "Zentrum für Politische Schönheit" wird zum zweiten Mal in der Geschichte von The Bobs eine deutsche Initiative ausgezeichnet. Sie organisiert politische Aktionskunst zwischen Kunst und Politik, die aufrütteln und zum Widerstand aufrufen soll. Mit dem Projekt "Die Toten kommen" protestierten die Organisatoren 2015 gegen die Folgen der europäischen Flüchtlingspolitik und erinnerten an die Menschen, die auf ihrer Flucht an den Außengrenzen Europas sterben. Die deutsche Jurorin Katharina Nocun sagte: "Das Zentrum für Politische Schönheit bringt unbequeme und politisch hässliche Themen mit provokativen Aktionen ins Bewusstsein von Politik und Gesellschaft und hat den Mut, den Finger in die Wunde zu legen. Aktionen wie 'Die Toten kommen' oder der Protest gegen den Panzerdeal mit Saudi-Arabien haben den Blick der Menschen über den Tellerrand von Ländergrenzen gelenkt."

DW-Intendant Peter Limbourg erklärte in Berlin: "Die Deutsche Welle tritt weltweit mit ihren Programmen und Angeboten für die Meinungsfreiheit ein. Im Rahmen von The Bobs würdigen wir kreative und mutige Beiträge im Netz über Sprach- und Kulturunterschiede hinweg. Alle Gewinnerprojekte haben Vorbildcharakter und trotz unterschiedlicher Inhalte ein gemeinsames Ziel: unterdrückten Menschen zu helfen."

Mehr als 2.300 Beiträge wurden dieses Jahr laut Deutsche Welle für den 14 Sprachen umfassenden Wettbewerb "The Bobs – Best of Online Activism" weltweit eingereicht, aus denen die Jury zunächst 126 Finalisten und schließlich vier Gewinner auswählte. Die Hauptpreisträger von The Bobs und der Gewinner des Freedom of Speech Award werden im Juni auf dem Global Media Forum der Deutschen Welle in Bonn geehrt.

Der Freedom of Speech Award wird 2016 zum zweiten Mal verliehen. Mit dem Preis ehrt die Deutsche Welle eine Persönlichkeit oder Initiative, die sich in besonderer Weise für die Meinungsfreiheit einsetzt. Diesjähriger Preisträger ist Sedat Ergin, Chefredakteur der türkischen Tageszeitung "Hürriyet". Im vergangenen Jahr hatte der in Saudi-Arabien inhaftierte Blogger Raif Badawi den ersten Freedom of Speech Award erhalten.

Quelle: www.dw.com 


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