Berlin. - Angesichts steigender Flüchtlingsbewegungen seit Beginn der Offensive auf Mossul am 17. Oktober in das kurdische Autonomiegebiet im Nordirak verschärft sich dort die Versorgungslage der Menschen dramatisch. Schon vor der Offensive auf Mossul waren Tausende Familien vor den drohenden Kämpfen geflüchtet. Die Hilfswerke MISEREOR und action medeor haben am Mittwoch vor einer medizinischen Unterversorgung der Menschen im Nordirak gewarnt.

Seit dem IS-Vormarsch im Jahr 2014 habe Irak-Kurdistan über 250.000 syrische Flüchtlinge und 1,5 Millionen Binnenvertriebene aus Zentral- und Westirak aufgenommen, berichteten die Hilfswerke. Ein Fünftel der Bevölkerung bestehe nun aus Flüchtlingen, und es würden weitere 700.000 Mossul-Flüchtlinge erwartet.

"Unsere Partnerorganisationen im Nordirak berichten von besonders gravierenden Engpässen im Gesundheitsbereich. Die medizinische Betreuung ist unzureichend, Medikamente fehlen. Ein Viertel der Partner der Weltgesundheitsorganisation WHO musste im Juli 2016 aufgrund fehlender Finanzierung durch die Weltgemeinschaft die Arbeit reduzieren oder sogar ganz einstellen", sagte MISEREOR-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon. Schon im vergangenen Jahr seien aus denselben Gründen bereits mehr als 70 Gesundheitszentren in den Flüchtlingscamps des kurdischen Autonomiegebiets geschlossen worden. "Das hat zu einer schwerwiegenden Unterversorgung der Menschen geführt, die sich aufgrund der zu erwartenden Flüchtlinge rund um und aus Mossul weiter verschlechtern wird", so action medeor-Vorstandsprecher Bernd Pastors.

MISEREOR hat mit zusätzlicher Unterstützung von action medeor angesichts des akuten Mehrbedarfs an Gesundheitsversorgung über 480.000 Euro der MISEREOR-Partnerorganisation Jiyan Foundation zur Verfügung gestellt. Damit können zehntausende Patienten in den nächsten Monaten medizinisch versorgt werden. Die Jiyan Foundation bietet in sechs Gesundheitszentren und mehreren mobilen Teams für entlegene Standorte im Norden Iraks medizinische Basisversorgung neben Psychotherapie und Trauma-Rehabilitierung an, so dass die Versorgungslücken verringert werden können und auch langfristig das Gesundheitssystem in Irak-Kurdistan gestärkt wird.

"Die Schlacht um Mossul hat gerade erst begonnen. Die Menschen werden noch sehr lange nicht in die befreiten Gebiete zurückkehren, weil die Sicherheitslage angespannt ist und Infrastruktur zerstört und ganze Gebiete vermint sind. Die angespannte Flüchtlingssituation im Norden Iraks wird noch Jahre andauern", warnte Bröckelmann-Simon. "Wir appellieren daher an die internationale Gemeinschaft, ihre Verantwortung wahrzunehmen und die zugesagten Hilfsgelder für die Menschen schnell zur Verfügung zu stellen. Eine derartige Unterversorgung der Grundbedürfnissen von über 2 Millionen Flüchtlingen dürfen wir nicht zulassen", so Bröckelmann-Simon und Bernd Pastors.

Quellen: www.misereor.de | www.medeor.de