misereorAachen. - Das katholische Hilfswerk MISEREOR warnt vor einer humanitären Katastrophe im Südsudan. "Die Situation im Land ist brandgefährlich und eine weitere Eskalation bis hin zum Genozid kann definitiv nicht ausgeschlossen werden", berichtete Sebastian Kämpf, der als Berater MISEREORs in der südsudanesischen Diözese Wau arbeitet. "Eine solche Eskalation liegt nicht nur im Bereich des Möglichen, sie ist sogar wahrscheinlich, wenn niemand von außen ernsthaft interveniert!"

Die Rivalität zwischen Präsident Salva Kiir von der Volksgruppe der Dinka und dem ehemaligen Vizepräsidenten Riek Machar von der Ethnie der Nuer sei nach der Unabhängigkeit des Landes im Juni 2011 zunächst ein reiner Machtkampf gewesen, jedoch schnell von beiden Seiden ethnisch instrumentalisiert worden. Zusammen stellen Dinka und Nuer einen Anteil von etwa 70 Prozent der Gesamtbevölkerung. "Gerade unter den beiden großen Stämmen gibt es eine ausgeprägte Kultur der Vergeltung. Bei solchen Racheaktionen werden manchmal ganze Dörfer ausgelöscht. Wenn nicht eingegriffen wird, kann diese einmal in Gang gekommene Spirale der Rache und Gegenrache große Ausmaße annehmen", warnte Kämpf.

Bei den restlichen gut 60 Stämmen habe es zu Beginn des aktuellen Konfliktes zwar eine große Unzufriedenheit mit der hauptsächlich von den Dinka gestellten Führung des Landes gegeben, aber es sei nicht zu größeren Gewalttätigkeiten gekommen. "Leider haben wir nun die Situation, dass sich ethnische Spannungen zwischen den Dinka und den kleineren Stämmen in fast allen Regionen des Landes in Gewalt und einer Vielzahl ethnisch motivierter Massaker niederschlagen", sagte Kämpf.

"Vor diesem Hintergrund fordert MISEREOR von der internationalen Gemeinschaft auf Ebene der Vereinten Nationen, eine einheitliche Linie im Umgang mit der Krise zu finden und konsequent durchzusetzen", erklärte MISEREOR-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon. Wenn man sich international nicht einig sei, hätten die von Hass und Aufstachelung profitierenden Kräfte ein leichtes Spiel. "Zudem muss das Mandat der zuletzt stark in die Kritik geratenen UN-Truppen ausgeweitet werden, um in der Lage zu sein, die zivile Bevölkerung vor Gräueltaten und Gewalt beschützen zu können", so Bröckelmann-Simon. "Schließlich muss dringend ein Waffenembargo ausgesprochen sowie die Entwaffnung im Land verstärkt vorangetrieben werden." Es zirkuliere eine Vielzahl von Kleinwaffen im Land und es gebe eine große Anzahl von Warlords, denen junge, perspektivlose Männer auf Gedeih und Verderb folgten.

MISEREOR unterstützt im Südsudan derzeit 25 Projekte in einem Umfang von insgesamt 6,7 Millionen Euro. Die Förderschwerpunkte liegen neben der Gesundheitsversorgung und Ernährungssicherung - laut UN-Angaben sind zurzeit fünf Millionen Menschen von Hunger bedroht - in der Unterstützung friedensbildender Maßnahmen. So fördert MISEREOR u.a. in zwei Diözesen die Kommissionen für Gerechtigkeit und Frieden. Diese setzen in ihrer Arbeit vor allem an der Basis an, um ethnische Vorurteile abzubauen und Vertrauen wiederherzustellen.

Quelle: www.misereor.de 


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