planHamburg. - Zum Internationalen UN-Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung (6. Februar) hat die Kinderhilfsorganisation Plan International ihre Aktivitäten im Rahmen des Projektes "Change Plus" in Hamburg ausgeweitet. Es stehen künftig auch Männer im Fokus des Projektes, das von der Stiftung Hilfe mit Plan gefördert wird.

"Wir wissen, wie sehr Männer selbst unter den Folgen von Genitalverstümmelung in ihren Ehen leiden und dass sie etwas unternehmen möchten. Sie wollen ihren Frauen helfen und ihre Kinder schützen", sagte Plan-Projektkoordinatorin Gwladys Awo. "Wir arbeiten eng mit Imamen zusammen, die sich bereits gegen diese Praktik einsetzen. Sie haben großen Einfluss in ihren Gemeinden und können viel bewegen."

"Es herrscht das Vorurteil, afrikanische Männer seien für weibliche Genitalbeschneidung. Aber das ist falsch", sagt der Imam Zakari Mussiru der Moschee "Islamischer Verein Tawba" in Hamburg. "Ich selbst habe meine Frau vor Genitalverstümmelung gerettet. Das war 1997." Mussiru und Sinaré Abdoulaye, Präsident der Moschee, wissen, wie schwierig das Thema Genitalverstümmelung ist. „Das ist ein Tabuthema, über das niemand in der Gemeinde reden möchte“, sagt Abdoulaye. "Auch die Männer leiden, denn sie kommen nicht mehr an ihre Frauen heran, sie können nicht mit ihnen über ihre Schmerzen und Probleme reden. Viele Frauen können aufgrund der körperlichen und seelischen Traumata keine Intimität empfinden und gehen automatisch auf Distanz."

Gwladys Awo aus Benin, die seit 2013 das Plan-Projekt "Change Plus" in Hamburg leitet, welches von Terres des Femmes koordiniert wird, hat daher zusammen mit den Geistlichen einen neuen Ansatz entwickelt. Die Kinderhilfsorganisation plant, Schulungen gezielt für Männer anzubieten, in denen sie einerseits über ihren ganz persönlichen Leidensdruck sprechen können und über die sie gleichzeitig Schutzmaßnahmen für ihre Kinder und Frauen an die Hand bekommen.

So setzt Plan International einen Leitfaden für konkrete Gefährdungssituationen ein, der zusammen mit dem „Hamburger Runden Tisch gegen weibliche Genitalverstümmelung“ erarbeitet wurde. Das Handbuch erklärt anhand nachvollziehbarer Fallbeispiele - etwa bei Verdachtsfällen in der Schule oder beim Arztbesuch - wie sich staatliche und nichtstaatliche Einrichtungen austauschen müssen, um Mädchen und junge Frauen zu schützen. Der Imam und der Präsident der Moschee „Islamischer Verein Tawba“ schalten sich aktiv ein, wenn sie eine Gefährdungssituation bemerken. Ist zum Beispiel bekannt, dass eine Frau mit ihren Kindern in eines der Herkunftsländer reist, in denen Genitalverstümmelung noch praktiziert wird, so geben sie der Frau einen offiziellen Brief mit, der empfiehlt, nur in Begleitung von Schutzpersonen zu reisen und gegebenenfalls dörfliche Regionen zu meiden. "Der Imam hat einfach einen großen Einfluss. Was er sagt, hat enorme Wirkung", so der Präsident der Moschee, Sinaré Abdoulaye. "Wir argumentieren außerdem mit dem Koran, in dem nichts von Genitalverstümmelung steht. Und wir betonen, dass Beschneidung in Deutschland strafbar ist und juristisch verfolgt wird."

Quelle: plan.de


Back to Top

Wir nutzen ausschließlich technisch notwendige Cookies auf unserer Website.