gfbvGöttingen. - Europa muss sich viel stärker für ein Ende von Krieg, Rechtlosigkeit und Vertreibung im Westen des Sudan einsetzen. Das hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Mittwoch anlässlich des zweitägigen Besuchs von 16 EU-Botschaftern in Darfur, gefordert.

"Wer die Flucht aus Afrika nach Europa eindämmen will, muss sich mehr für Frieden in Darfur einsetzen. Der Beginn dieses fast vergessenen Konflikts jährt sich in diesen Tagen zum 14. Mal. Willkür, Rechtlosigkeit und Gewalt nehmen dort immer mehr zu: 197.000 Darfuris wurden im Jahr 2016 entwurzelt und mussten aus ihren Dörfern fliehen. Die Zivilbevölkerung im Westen des Sudan braucht vor allem mehr Sicherheit, einen Ausbau von Polizei und glaubwürdiger Justiz. Ohne die Entwaffnung der Milizen und eine Wiederherstellung der staatlichen Ordnung wird es in Darfur weder eine nachhaltige Stabilität geben noch werden Wiederaufbau und Entwicklungsmaßnahmen Erfolge zeitigen", erklärte Afrika-Referent Delius in Göttingen. Die im Sudan akkreditierten EU-Botschafter wollen sich in den Provinzen Nord- und West-Darfur vor allem über Entwicklungsprojekte informieren.

In den fünf Darfur-Provinzen sind, laut GfbV noch immer 2,6 Millionen Menschen auf der Flucht. Rund 1,6 Millionen dieser Binnenflüchtlinge leben unter schwierigsten Bedingungen in 60 Lagern, die zumeist unterversorgt sind. Insgesamt sind in Darfur 3,3 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Somit braucht mehr als die Hälfte der Bewohner Darfurs Nothilfe, um zu überleben.

"Der Darfur-Konflikt scheint nach 14 Jahren vergessen. Die Aufmerksamkeit vieler Medien und der Politik hat sich anderen Konflikten zugewand", sagte Delius. "Längst wird in den USA und in Europa um mehr Kooperation mit dem sudanesischen Staatspräsident Omar Hassan al Bashir gebuhlt, obwohl er wegen seiner Verstrickung in den Völkermord in Darfur per internationalem Haftbefehl gesucht wird.“ Während die EU auf Kooperation mit dem Sudan in Flüchtlingsfragen setzt, sind die USA an einem Ausbau der Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von islamistischem Terror interessiert.

Konflikte um Land und Ressourcen sorgen für eine stetige Zunahme von Gewalt im Westen des Sudan. Zwar erklärten UN-Experten in einem Bericht an den Weltsicherheitsrat im Januar 2017, der Krieg beschränke sich heute vor allem auf die Bergregion Jebel Marra. „Doch die Realität für die Zivilbevölkerung sieht anders aus. Für sie herrschen überall in Darfur Krieg und Rechtlosigkeit. Denn von der Armee bewaffnete Milizen ziehen plündernd und mordend durch das Land und begehen schwerste Menschenrechtsverletzungen“, berichtete Delius. Seit November 2016 wurden mehr als 50 Darfuris von Milizionären verschleppt, mehrere Dutzend Frauen vergewaltigt und Dörfer willkürlich geplündert.

Quelle: gfbv.de


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