rog logoBerlin. - Reporter ohne Grenzen (ROG) hat die Regierung Venezuelas aufgefordert, Journalisten nicht länger bei der Berichterstattung über Korruptionsvorwürfe und Proteste zu behindern. Immer wieder seien ausländische Journalisten ausgewiesen worden, die zu diesen Themen arbeiten wollten. Ihre einheimischen Kollegen seien vielfach eingeschüchtert worden, wenn sie über politisch heikle Themen recherchierten.

"Gerade angesichts der schweren wirtschaftlichen und politischen Krise in Venezuela ist eine unabhängige Berichterstattung wichtiger denn je", sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. "Die Regierung versucht offenbar systematisch, Berichte über soziale Missstände wie Korruption und Amtsmissbrauch zu verhindern. Präsident Maduro sollte die Stimmung nicht gegen die Medien anheizen, sondern dafür sorgen, dass Journalisten ungehindert ihrer Arbeit nachgehen können."

Am 11. Februar nahm die Polizei ROG zufolge die brasilianischen Journalisten Leandro Stoliar und Gilson Souza sowie zwei Mitarbeiter der Organisation Transparency International fest, als sie Filmaufnahmen für einen Bericht über den Korruptionsskandal um den Baukonzern Odebrecht machten. Polizisten hielten sie mehr als 30 Stunden lang fest. Die Reporter wurden nach eigenen Angaben durchgehend überwacht und von schwer bewaffneten Polizisten in Sturmausrüstung in die Hauptstadt Caracas überführt. Nach einem mehrstündigen Verhör wurden sie ausgewiesen.

Vergangene Woche verbot die Nationale Telekommunikationsbehörde (Conatel) den spanischsprachigen Ableger des US-Fernsehsenders CNN, CNN en Español. Zuvor hatte Staatspräsident Nicolas Maduro den Sender bezichtigt, Falschmeldungen zu verbreiten. CNN hatte berichtet, venezolanische Auslandsvertretungen hätten Pässe und Visa an Bürger arabischer Staaten verkauft; das Innenministerium habe venezolanische Pässe auch für arabische Staatsbürger mit Verbindungen zu Terrororganisationen ausgestellt. Zudem recherchierten Journalisten des Senders ebenfalls über den Odebrecht-Skandal.

In den vergangenen Monaten hätten die Behörden in mehreren Fällen ausländische Journalisten des Landes verwiesen, kritisierte ROG. So hätten Grenzbeamte am 22. Januar dem spanischen Deutsche-Welle-Mitarbeiter Aitor Saez am Flughafen Caracas die Einreise verweigert. Er wollte über Demonstrationen der Opposition am Tag darauf berichten. Die Beamten verhörten ihn und hielten ihn sieben Stunden lang fest, danach schoben sie ihn nach Kolumbien ab.

Während kritische ausländische Journalisten des Landes verwiesen oder gleich an der Einreise gehindert werden, sehen sich venezolanische Medienschaffende mit juristischen Schikanen konfrontiert, so ROG. Der venezolanisch-chilenische Journalist Braulio Jatar etwa sei seit Anfang September in Haft. Die Staatsanwaltschaft werfe ihm Geldwäsche vor, habe jedoch bislang keine Indizien dafür vorgelegt. Trotz Bluthochdrucks und einer mutmaßlichen Hautkrebs-Erkrankung sei Jatar jede medizinische Behandlung verweigert worden. Mehrere Tage lang habe man ihn ohne Begründung in Einzelhaft gehalten, wiederholt sei ihm der Zugang zu Trinkwasser verwehrt worden.

Im Oktober durchsuchte der Geheimdienst die Wohnung der Fernsehmoderatorin Melissa Turibbi. Die Journalistin, die für den privaten Fernsehsender Globovisión arbeitet, gilt als Politik- und Militärexpertin und ist bekannt für ihre Kritik an Präsident Maduro. Schon im Februar 2016 hätten Polizisten sie rund einen Tag lang verhört, beschimpft und misshandelt, so ROG.

In der jährlichen Rangliste der Pressefreiheit befindet sich Venezuela auf Rang 139 von 180 Staaten. Reporter ohne Grenzen zählt den venezolanischen Präsident Maduro zu den schlimmsten Feinden der Pressefreiheit weltweit.

Quelle: www.reporter-ohne-grenzen.de 


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