fairtradeKöln. - Es ist Zeit für eine Fashion Revolution! Zum Jahrestag der am 24. April 2013 eingestürzten Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch fordern Fairtrade Deutschland und andere Organisationen im Rahmen des Fashion Revolution Days mehr Fairness im Textilsektor. Schnelle Lösungen gebe es nicht, aber der Faire Handel treibe die Entwicklungen durch seinen Textilstandard und sein Textilprogramm voran, um die Arbeitsrechte vor Ort nachhaltig zu stärken, erklärten die NGOs.

Spätestens seit der Katastrophe in Bangladesch vor vier Jahren wisse die Öffentlichkeit um die Missstände der Textilindustrie, die Situation der Arbeiterinnen und Arbeiter habe sich jedoch nicht grundlegend verändert, kritisieren die nichtstaatlichen Organisationen. Fairtrade engagiert sich seit Jahren dafür, die Arbeitsbedingungen in der Branche zu verbessern. Die komplexen Lieferketten, fehlende Transparenz und schwache Arbeitsrechte erschweren schnelle Erfolge.

Im Vergleich zu anderen Fairtrade-Produkten wie Bananen oder Rosen durchlaufen Textilien weit mehr Produktionsstufen bis hin zum fertigen Produkt. Eine vollständige Zertifizierung ist daher umso komplizierter. In den vergangenen Monaten wurden vor allem Pre-Assessments und Orientierungs-Trainings in verschiedenen Fabriken in Indien durchgeführt. Dabei ging es darum, die spezifischen Bedürfnisse der jeweiligen Unternehmen und deren Beschäftigten zu erfassen, um dann Schulungen anzubieten, die genau auf diese zugeschnitten sind. Die Fabriken sollen so auf die Anforderungen des Textilstandards vorbereitet werden.

Fairtrade hat mit seinem 2016 eingeführten Textilstandard und dem zugehörigen Textilprogramm einen konkreten Lösungsansatz geschaffen. Das Ziel: die Lebens- und Arbeitsbedingungen aller Arbeiterinnen und Arbeiter entlang der gesamten Wertschöpfungskette verbessern und jeden Produktionsschritt bei der Zertifizierung berücksichtigen. Fairtrade hat sich mit dem Textilstandard ambitionierte Ziele gesetzt. So ist etwa verbindlich ein existenzsichernder Lohn vorgeschrieben, der binnen höchstens sechs Jahren erreicht werden muss. Bislang hat Fairtrade drei Unternehmen für die Zusammenarbeit gewonnen und ist mit dem Textilprogramm in Fabriken in Südindien vor Ort aktiv geworden. In den letzen Monaten fanden bereits knapp 20 Trainings in verschiedenen Betrieben unterschiedlicher Produktionsstufen statt. Schwerpunkte sind unter anderem verbesserte Arbeitsverträge und umfangreiche Arbeitssicherheit.

In vielen Fabriken seinen die Arbeitsbedingungen noch nicht so, dass der Textilstandard einfach umgesetzt werden kann, berichtet Fairtrade Deutschland. Der Fokus von Fairtrade liege derzeit somit vor allem darauf, die Rahmenbedingungen für den Standard zu setzen, zum Beispiel durch eine Lohnsteigerung. Hier bewähre sich das Textilprogramm, das Fabriken dabei unterstützt Verbesserungen anzustoßen, indem die Arbeiterinnen und Arbeiter über ihre Rechte aufgeklärt und entsprechend geschult werden. Zwar ist das erste Produkt mit dem Fairtrade Textile Production-Siegel bislang noch nicht für den Verbraucher erhältlich, den Grundstein hat Fairtrade mit seinem Textilstandard und -programm aber gelegt.

Der Fashion Revolution Day ist der Startschuss für die Fashion Revolution Week, die vom 24. bis 30. April rund um den Globus stattfindet. Die weltweite Bewegung tritt für mehr Transparenz, Nachhaltigkeit und Ethik in der Textilbranche ein und macht mit ihrer globalen Kampagne auf die immer noch prekären Zustände in der Bekleidungs- und Textilindustrie aufmerksam, die zulasten von Mensch und Umwelt gehen. Am Jahrestag des Unglücks von Rana Plaza bringt die Fashion Revolution alle Akteure der textilen Wertschöpfungskette zusammen, um gemeinsam eine Woche lang durch diverse Aktionen und Projekte die nachhaltige Zukunft der Textilbranche zu gestalten.

Quelle: www.fairtrade-deutschland.de