gfbv 200Göttingen. - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am Mittwoch davor gewarnt, die radikal-islamistische Gruppe Boko Haram in Nigeria zu unterschätzen und vorschnell ihre Zerschlagung zu verkünden.

"Der Terror der islamistischen Kämpfer hält auf hohem Niveau noch immer an. So wurden seit Juli 2017 mindestens 327 Menschen im Nordosten Nigerias im Boko-Haram-Konflikt getötet. Obwohl sich die Organisation in zwei Flügel gespalten hat, nimmt die Gewalt der Terrorbewegung sogar noch zu", berichtete der GfbV-Direktor Ulrich Delius. "Zwar ist Gruppe geschwächt, doch mit ihrem baldigen Verschwinden ist nicht zu rechnen."

Der Generalmajor und Armee-Sprecher John Enenche hat in dieser Woche erklärt, Boko Haram sei zwar militärisch besiegt, nur der totale Friede sei noch nicht erreicht. Den gebe es aber nirgendwo in der Welt. Nach GfbV-Angaben starben im Jahr 2017 ingesamt bereits mehr als 2.000 Menschen durch den Boko-Haram-Konflikt. Seit Beginn der Anschläge der islamistischen Terrorbewegung im Jahr 2009 kamen mehr als 23.000 Menschen gewaltsam zu Tode.

Nach Selbstmordanschlägen von drei Frauen in der Stadt Mandarari (Bundesstaat Borno) am gestrigen Dienstag hat die nigerianische Regierung den Aufbau einer 2.000 Kämpfer umfassenden Spezialeinheit beschlossen, die gegen Boko Haram vorgehen soll. Bei den Anschlägen auf einen lokalen Markt und ein Flüchtlingslager wurden 30 Menschen getötet und 83 verletzt. Rund 70 Prozent der 340 Selbstmordanschläge Boko Harams seit 2011 wurden von Frauen verübt. Mehr als die Hälfte der Attentäterinnen waren Jugendliche oder Kinder. Die Terrorbewegung setzt für Anschläge verstärkt Frauen und Kinder ein, weil sie sich unverdächtiger als Männer Märkten und anderen Zielen nähern können. Im Jahr 2017 kamen mindestens 83 Attentäterinnen bei Selbstmordanschlägen zu Tode.    

Trotz dieser erschreckenden Zahlen gibt sich die nigerianische Armee siegesgewiss und vermittelt in der Öffentlichkeit, Boko Haram sei zerschlagen und das Verschwinden der Gruppe stünde unmittelbar bevor. "Mehrfach hat die Armee den Boko-Haram-Führer Abubakar Shekau zwar für tot erklärt, doch er führt weiter einen Flügel der Terrorbewegung an", berichtete Delius. Ein anderer Teil der Kämpfer habe sich um Abu Musab al-Barnawi geschart hat. Dieser stünde dem Islamischen Staat nahe.

Quelle: gfbv.de


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