gfbvGöttingen. - Das neue Entwicklungsengagement Deutschlands in der Krisenregion Darfur im Westen des Sudan hält die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) für "irreführend" und "nicht nachhaltig". "Entwicklungshilfe macht nur Sinn, wenn es Frieden und Rechtsstaatlichkeit gibt. Davon kann in Darfur keine Rede sein. Entwicklungsprojekte sind dort sogar gefährlich, weil sie den Eindruck der Normalität vermitteln, die es in Darfur 15 Jahre nach Beginn des Genozids noch immer nicht gibt", kritisierte GfbV-Direktor Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. 

"Mit den neuen Projekten spielt Deutschland den Verantwortlichen für diese schwersten Menschenrechtsverletzungen in die Hände, die von der anhaltenden Gewalt und Rechtlosigkeit nur zu gerne ablenken wollen", so Delius.

Am Sonntag habe der deutsche Botschafter im Sudan, Ulrich Klöckner, eine Vereinbarung mit der sudanesischen Regierung über den Bau von Berufsschulen in Darfur durch die bundeseigene Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterzeichnet, berichtete die GfbV. Deutschland wolle das Projekt mit sechs Millionen Euro fördern. Dieses Engagement sei Teil eines größeren Stabilisierungsprogramm der GIZ für den Sudan, mit dem Entwicklung gefördert und die Flucht nach Europa eingedämmt werden solle.

"Berufsschulen werden niemanden davon abhalten, in ein Nachbarland oder und nach Europa zu fliehen, solange Willkür und Verfolgung das Leben der Menschen in Darfur bestimmen", sagte Delius. "In dieser Region werden selbst sudanesische Gesetze systematisch missachtet, und Warlords terrorisieren mit ihren bewaffneten Milizen die Zivilbevölkerung. Da greift jede Entwicklungshilfe zu kurz."

Auch sudanesische Behörden würden verhindern, dass junge Darfuris eine angemessene Ausbildung und Anstellung bekommen, berichtete Delius. So seien in den vergangenen zwei Jahren Dutzende Studenten aus Darfur aufgrund ihrer ethnischen Abstammung von sudanesischen Universitäten gewiesen worden. Zahlreiche Studenten würden als politische Gefangene festgehalten. 

In Darfur ist die Lage der Zivilbevölkerung noch immer katastrophal. Mehr als drei Millionen Darfuris sind auf der Flucht. Die sudanesische Regierung betreibe die Schließung ihrer Flüchtlingslager, um den Anschein von Normalität zu erwecken, so die GfbV. Bislang seien es vor allem Geldgeber aus der arabischen Welt, die den Sudan mit Entwicklungsprojekten dabei unterstützten. "Es ist bedauerlich, dass nun auch die GIZ mit ihrem Engagement den Eindruck erweckt, als ob es in Darfur nur ein Armutsproblem gibt", erklärte Delius.

Quelle: www.gfbv.de 


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