Prokosch und Wiecozrek-Zeul. Foto: epoBerlin (epo). - Selten sah man Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul zufriedener mit sich und der Welt. Eben hatte sie in der Berliner Niederlassung der Kreditanstalt für Wiederaufbau fünf Millionen Euro Steuergelder ausgegeben. Das Geld ist gut angelegt: Es geht in einen Naturschutzfonds für den Süd-Kaukasus. Vielleicht noch wichtiger als die Anschubfinanzierung für den Fonds ist die Tatsache, dass die Ministerin es schaffte, die drei Umweltminister von Armenien, Aserbaidschan und Georgien an einem Tisch zu versammeln. Denn die Länder sind sich nicht sonderlich grün. Und so sprach die Ministerin beim Weggehen zurecht von einer "Sensation".

Wieczorek-Zeul sah eine "Globalisierung im Sinne der Umwelt" am Werk, als sie den deutschen Beitrag zur Erhaltung der Umwelt im Kaukasus ankündigte. Bereits 2001 hatte sie die drei Staaten des ehemaligen Ostblocks bereist, das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) fördert Einzelprojekte und hilft bei der Umsetzung der Umweltkonventionen der Vereinten Nationen. Vor fünf Jahren wurde die "Kaukasus-Initiative" von Deutschland gestartet, denn die Region mit einer halben Million Quadratkilometern zählt nach Angaben der Umweltstiftung WWF zu den 200 wichtigsten Ökoregionen der Erde.

Kaukasus-Leopard. Foto: WWFUmweltschutz-Initiativen in den einzelnen Ländern machen nur begrenzt Sinn. Der einzigartige Kaukasus-Leopard, Luchse und Braunbären orientieren sich nicht an Staatsgrenzen. Vor allem der Kaukasus-Leopard ist vom Aussterben bedroht, wenn es keine grenzübergreifende Zusammenarbeit beim Naturschutz gibt.

Für WWF-Geschäftsführer Peter Prokosch hat der Naturschutzfonds Vorbildcharakter, denn er umfasst nicht nur drei Länder und mehrere Schutzgebiete, sondern er erhält auch das Kapital. Nur die Zinsen fließen in die Umweltprojekte. Damit können Parkverwaltungen, Wildhüter und wissenschaftliche Forschung dauerhaft finanziert und Arbeitsplätze geschaffen werden.

An der von BMZ, KfW Entwicklungsbank und WWF veranstalteten dreitägigen Konferenz nehmen Armeniens Naturschutz-Minister Vardan Ayvazyan, der aserbaidschanische Minister für Ökologie und Naturressourcen, Huseyngulu Baghirov, und der georgische Umweltminister  George Papuashvili teil. Wie KfW-Vorstandsmitglied Ingrid Matthäus-Maier betonten sie das vorbildliche Konstrukt eines Trustfonds für die Finanzierung ihrer Naturschutzbelange.

Kaukasus-Konferenz. Foto (c) epo
Die Umweltminster von (v.l.) Georgien, Armenien und Aserbaidschan
mit KfW-Vorstandsmitglied Matthäus-Maier. Foto ? epo

Das Stiftungsvolumen soll mit Unterstützung internationaler Geber wie der Weltbank auf 40 Mio. Euro anwachsen. Papuashvili strich insbesondere die Verpflichtung der drei Nationalstaaten heraus, sich um ihre Umwelt zu kümmern. Georgien habe diese Herausforderung erkannt und die eigenen Investitionen in den Naturschutz trotz drängender wirtschaftlicher Probleme verdoppelt. Armeniens Umweltminister Ayvazyan sagte, nicht nur der wirtschaftliche Übergangsprozess der drei Staaten, sondern auch der Umweltschutz lasse sich nur durch eine Bündelung der Kräfte erfolgreich gestalten. Und Aserbaidschans Minister Baghirov zeigte sich zuversichtlich, dass die dreitägige Berliner Konferenz die Kooperation im Naturschutz stärken werde.

Die KfW ist seit Anfang der 90er Jahre im Auftrag des BMZ in der Region aktiv, bislang vor allem im Energie-, Wasser- und Finanzsektor. Nach ähnlichen Engagements in Afrika widmet sich sich verstärkt auch der Finanzierung von Nationalparks in ehemaligen Sowjetrepubliken.

Georgiens Umweltminister Papuashvili hob die Perspektiven des Naturschutzfonds hervor. Dieser enthält neben der ökologischen auch soziale und ökonomische Komponenten: Denn Gründung und Ausbau der Naturparks können auch die Infrastruktur für die lokale Bevölkerung verbessern und Arbeitsplätze im Ökotourismus schaffen. KfW, WWF und Regierungen sehen dadurch eine positive Einbindung der lokalen Bevölkerung in das Projekt - die Grundvoraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung der Region.

Der Umweltschutz hat freilich nur eine Chance, wenn die Staaten auch politisch kooperieren können. Aserbaidschan etwa streitet sich seit rund 100 Jahren mit der Nachbarrepublik Armenien um Bergkarabach. Die Exklave auf aserbaidschanischem Territorium wird mehrheitlich von Armeniern bewohnt, erklärte sich 1991 für unabhängig und wurde durch armenische Streitkräfte besetzt.

? Kaukasus-Konferenz
? Kaukasus-Initiative
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