pro wildlifeMünchen. - 16 Tier-, Natur- und Artenschutzverbände haben die neue Bundesregierung aufgefordert, die Haltung und den Handel von Wildtieren strenger zu reglementieren. Bisher sei der Markt weitgehend unreguliert, es bestehe dringender Handlungsbedarf, erklärten die Verbände. Auf Exotenbörsen und im Internet würden tausende Arten gehandelt.

"Die Tiere werden allzu oft von Menschen gekauft, die deren Bedürfnissen nicht mal ansatzweise gerecht werden und die sich nicht ausreichend über die Haltung der Tiere informiert haben", sagte Jana Hoger, Fachreferentin bei PETA. Häufig landeten die Tiere in zu kleinen Terrarien oder Käfigen, oder würden falsch gefüttert. Viele Wildfänge würden bereits zuvor während des langen Weges aus der Wildnis über Zwischenhändler, Transporten, Importeur und Großhandel sterben.

Da viele Privathalter mit den Tieren nicht zurechtkommen, landen diese dann in Tierheimen und Auffangstationen, die bereits im vergangenen Jahr in einem gemeinsamen Brandbrief Alarm geschlagen haben. "Tierheime und Auffangstationen werden zunehmend mit exotischen Tieren wie Reptilien konfrontiert. In aller Regel sind sie auf die Haltung exotischer Tiere nicht eingestellt und kommen räumlich und finanziell an ihre Grenzen. Zudem gestaltet sich die Vermittlung an geeignete Halter schwierig", so Henriette Mackensen, Leiterin des Heimtierreferats beim Deutschen Tierschutzbund.

Unter den gehandelten Tierarten sind auch Arten, die zum Teil in ihren Heimatländern streng geschützt sind, so die Verbände. Hier in Deutschland können sie trotzdem legal gehandelt werden. "Die Tiere werden in ihrer Heimat illegal eingefangen und außer Landes geschmuggelt. So bald die Schmuggler in Deutschland sind, drohen ihnen keine Strafen mehr. Wildtierschmuggel wird so zum maximalen Profit bei minimalem Risiko. Diese Gesetzeslücke muss geschlossen werden, um dem Raubbau an der Natur Einhalt zu gebieten", erklärte Sandra Altherr von Pro Wildlife.

Manche Arten werden für den Heimtierhandel fast ausgerottet. Viele Bestände in der Wildnis schrumpfen ohnehin und jede Entnahme für den Handel schwächt die Populationen weiter. "Für Wilderer ist das Plündern von Gelegen seltener Arten wie der Gang zum Geldautomaten. Der illegale Wildtierhandel ist in seiner Dimension mittlerweile dem Menschen-, Drogen- und Waffenhandel vergleichbar und somit bei weitem kein Kavaliersdelikt", beschrieb Ralf Schulte vom NABU die Situation.

Für die Menschen in Deutschland sowie für die heimischen Tiere und Pflanzen stellt der massenhafte Import von Wildtier nach Angaben der Verbände zudem eine Gefahr dar. Giftige Schlangen und Spinnen entkommen immer wieder aus Terrarien oder werden ausgesetzt. Außerdem übertragen exotische Tiere fallweise potenzielle Krankheitserreger wie Salmonellen oder Pilze wie den Salamanderfresser, der für heimische Salamander und Molche eine tödliche Gefahr ist. Andere Arten bergen invasives Potential und können sich hier in freier Natur vermehren und verbreiten, so wie dies bereits bei den Buchstaben-Schmuckschildkröten geschehen ist.

"Die genannten Probleme sind längst bekannt. Schon in der letzten Legislatur waren Verbesserungen angekündigt, aber leider folgte diesen Ankündigungen so gut wie nichts Konkretes. Ein weiteres Verschleppen von dringend notwendigen Regelungen durch die Bundesregierung ist nicht nur unverständlich, es ist unverantwortlich", so Undine Kurth, Vizepräsidentin des Deutschen Naturschutzringes.

Aufgrund der Vielzahl an Problemen fordern die Verbände:

  • eine Liste mit Tierarten, die für eine private Haltung geeignet sind, verbunden mit einem verpflichtenden Sachkundenachweis für Halter von Wildtieren
  • den Verkauf von Wildtieren auf Börsen zu verbieten. Gewerbliche Händler müssen von Tierbörsen ausgeschlossen werden.
  • den Verkauf von lebenden Tieren über das Internet sowie deren Versand zu verbieten
  • ein Importverbot für Wildfänge auf EU-Ebene

Quelle: www.prowildlife.de


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