savethechildrenBerlin. - Geflüchtete Familien werden am besten dezentral und in eigenen Wohnungen untergebracht. Aber wenn Kinder und ihre Eltern in Gemeinschaftsunterkünften leben müssen, dann sollten diese nach einheitlichen, kindgerechten Standards eingerichtet und regelmäßigen Qualitätskontrollen unterzogen werden. Das ist die zentrale Forderung von Save the Children Deutschland, die die Kinderrechtsorganisation bei der Vorstellung ihrer Studie mit dem Titel: "Zukunft! Von Ankunft an" erhoben hat. In der Studie wird die Lage der geflüchteten Kinder in Gemeinschaftsunterkünften und Erstaufnahmeeinrichtungen in Deutschland untersucht. Die Empfehlungen der Studie dürften im Zusammenhang mit der Debatte um Ankerzentren große Relevanz haben, erklärte Save the Children.

Susanna Krüger, Geschäftsführerin von Save the Children, sagte bei der Vorstellung der Studie: "Sammelunterkünfte sind keine geeignete Bleibe für Kinder und Jugendliche. Die Kinder brauchen eine Zukunft – von Ankunft an! Die Jungen und Mädchen müssen hier so schnell wie möglich in die Schule gehen und nicht, wie bisher, wochen- oder monatelang darauf warten müssen. Die Kinder sollten schnell Deutsch lernen. Und, das ist ebenso wichtig: Sie müssen nach ihrer Kriegserfahrung hier medizinische Versorgung, Sicherheit und Geborgenheit erfahren."

Die Untersuchung hat Save the Children gemeinsam mit dem SINUS-Institut für Markt- und Sozialforschung erstellt. Befragt wurden für die Analyse Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 6 und 17 Jahren in Unterkünften in Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. In den Tiefengesprächen ging es um die Themen Gesundheit und Hygiene, Lernen und Spielen, aber auch um Teilnahme und Kinderschutzfragen. In die Erhebung einbezogen waren Eltern, professionelle Betreuer und freiwillige Helfer.

Wichtige Forderungen und Schlussfolgerungen von Save the Children:

  • Schulpflicht für alle. Geflüchtete Kinder müssen rasch Kita und Schule besuchen. Alle Flüchtlingskinder müssen so schnell wie möglich hier in die Schule gehen. Der Schulbesuch, so die Studie, beginnt für geflüchtete Kinder aber oft erst Monate nach ihrer Ankunft in Deutschland. Die Jungen und Mädchen, ihre Eltern und Betreuer beklagen außerdem, dass sie in den Unterkünften zu wenige Lernmöglichkeiten und altersgerechte Angebote erhalten. Die Kinder würden auch nicht so unterrichtet, dass sie so schnell wie möglich die reguläre Schule besuchen können. Bei der Standortauswahl für die Unterkünfte müsse stärker darauf geachtet werden, dass es genug Schul- und Kitaplätze in der Umgebung gibt.
  • Klare Schutzkonzepte und Kontrollen: Kinder, Eltern und Betreuer erleben die Unterkünfte oft als nicht kindgerecht und fühlen sich nicht sicher. Save the Children empfiehlt: "Es braucht abschließbare Wohn- und Sanitärbereiche sowie Schutz- und Spielräume für Kinder und Jugendliche, die eine Privatsphäre ermöglichen und geflüchteten Kindern und ihren Familien dadurch Stabilität bieten. Der Schutz der Kinder vor Gewalt, Missbrauch und Vernachlässigung muss in den Unterkünften  gewährleistet werden." Nötig seien Schutzkonzepte und regelmäßige Kontrollen in den Unterkünften. Regelungen zum Schutz von geflüchteten Kindern müssten in die Ausführungsvorschriften der Länder und in Betreiberverträge aufgenommen werden. Mitarbeiter und Betreuer müssten zudem gut aus- und fortgebildet werden.
  • Gute medizinische Versorgung: Enorm wichtig ist laut Save the Children auch eine  bessere ärztliche Versorgung der Kinder. Wichtig sei es, für alle Unterkünfte standardisierte Verfahren einzurichten, wie die Kinder medizinisch erstuntersucht, versorgt und psychologisch betreut werden. Psychosoziale Zentren, die sich auf Kinder und Familien spezialisiert haben, müssten deutlich besser ausgestattet werden. Zweiklassenmedizin darf es nicht geben.
  • Partizipation ermöglichen: Freizeitmöglichkeiten und -angebote sind für die Kinder von großer Bedeutung. Oft sind diese in den Unterkünften nicht altersgerecht. Besonders Jugendliche langweilen sich dort. Die Studie zeigt außerdem, dass Jungen und Mädchen, die in Vereine gehen und am kulturellen Leben außerhalb der Unterkunft teilhaben, schneller Deutsch sprechen und deshalb auch in der Schule schneller Anschluss finden.

Die Studie liefert die Grundlagen für einen "Unterkunfts-TÜV", den Save the Children gemeinsam mit Betreibern, externen Experten und politischen Entscheidungsträgern entwickelt. Das Prüfinstrument mit rund 90 Indikatoren und einem Ampelsystem soll Ende Juni 2018 präsentiert werden.

=> Studie "Zukunft! Von Ankunft an. Die Umsetzung von Kinderrechten in Unterkünften für geflüchtete Menschen in Deutschland"

Quelle: www.savethechildren.de 


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