CBGNew Delhi/Düsseldorf (epo.de). - Drei nichtstaatliche Organisationen (NRO) haben einen sofortigen Verkaufs-Stopp für gefährliche Pestizide in Indien gefordert. Während in Indien kontrovers über die hohe Pestizidbelastung von Getränken wie Coca Cola und Pepsi Cola diskutiert werde, finde das weit drängendere Problem akuter und oftmals tödlicher Pestizidvergiftungen indischer Landarbeiter und Bauern weit weniger Beachtung, so das indische Centre for Sustainable Agriculture (CSA), die Coordination gegen BAYER-Gefahren sowie die asiatische Sektion des Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN Asia and the Pacific) am Donnerstag in einer gemeinsamen Erklärung.

Wegen der hohen Pestizidbelastung von Cola-Getränken hätten mehrere indische Bundesstaaten Verkaufsverbote verhängt, so die NRO. Die Vergiftung von Landarbeitern und Bauern durch hochgefährliche Agrochemikalien werde hingegen kaum thematisiert, kritisierten die Organisationen. "Multinationale Konzerne wie Bayer, DuPont und Syngenta vermarkten in Indien hochgefährliche Pestizide, die in Europa und den USA schon lange vom Markt genommen wurden", sagte Kavitha Kuruganti vom CSA. "Ein typisches Beispiel doppelter Standards." Das CSA habe Dutzende Fälle von Pestizidvergiftungen gesammelt, viele mit tödlichem Ausgang. "Das von Bayer produzierte Agrogift Hinosan mit dem Wirkstoff Edifenfos beispielsweise ist für viele der von uns dokumentierten Vergiftungen verantwortlich", so Kuruganti..

"Das Pestizid Aktions-Netzwerk hat mit Partnern in vielen asiatischen Ländern dokumentiert, wie Millionen von Bauern und Landarbeitern in ganz Asien durch Pestizide der Gefahrenklasse I vergiftet werden. Auch von Wirkstoffen wie Endosulfan und Paraquat, die irrtümlich als 'weniger gefährlich' (Gefahrenklasse II) bezeichnet werden, geht eine große Gefahr aus", erklärte Sarojeni V. Rengam, Geschäftsführerin des Pesticide Action Network Asia and the Pacific. "Es ist eine Tragödie, dass Klasse I Pestizide sowie Paraquat und Endosulfan, die unter den Anwendungsbedingungen im Süden extrem gefährlich sind, weiterhin großflächig eingesetzt werden. Wir fordern die Firmen Bayer, weltgrößter Produzent von Endosulfan, und Syngenta, Produzent von Paraquat, auf, die Herstellung dieser tödlichen Pestizide sofort einzustellen."

Bayer CropScience ist nach Darstellung der NRO in Indien Marktführer für Agrochemikalien. In vielen Teilen der Welt verkaufe das Unternehmen Pestizide der WHO-Gefahrenklasse Ia (extrem gefährlich) und Ib (hoch gefährlich), darunter Thiodicarb, Parathion, Fenamiphos, Azinphos-Methyl und Methamidophos. "Vor zehn Jahren kündigte Bayer an, alle Pestizide der Gefahrenklasse I vom Markt zu nehmen. Dieses Versprechen wurde jedoch nicht eingehalten", sagte Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren. "Das Unternehmen trägt daher die Verantwortung für die Vergiftung Tausender Landarbeiter Jahr für Jahr."

Nach Auffassung des Centre for Sustainable Agriculture, PAN Asia and the Pacific sowie der Coordination gegen BAYER-Gefahren ist eine gefahrlose Anwendung von Pestiziden in Ländern wie Indien nicht möglich. Armut, Analphabetismus und das tropische Klima, das den Einsatz von Schutz-Anzügen nicht erlaube, trügen dazu bei, dass rund 99 Prozent aller Pestizid-Vergiftungen in Entwicklungsländern auftreten.

Die Organisationen kritisierten in ihrem gemeinsamen Aufruf das "skrupellose Marketing der Hersteller", wodurch der Eindruck vermittelt werde, Pestizide könnten gefahrlos eingesetzt werden. Sie verwiesen auf den FAO Kodex, den sowohl Indien als auch die Pestizid-Industrie unterzeichnet habe. Demnach sollten Wirkstoffe der Gefahrenklassen I und II nicht in Ländern des Südens vermarktet werden. Die Gruppen forderten die indische Regierung auf, aggressive Werbung für Pestizide zu verbieten und Haftungsregeln für die Industrie einzuführen, um Vergiftungs-Opfer auf Kosten der Produzenten medizinisch zu behandeln und angemessen zu entschädigen.

Centre for Sustainable Agriculture
Pesticide Action Network Asia and the Pacific
Coordination gegen BAYER-Gefahren


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