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Tübingen (epo.de). - Das Deutsche Institut für Ärztliche Mission (Difäm) hat am 15. November sein 100jähriges Bestehen gefeiert. Das Institut wurde 1906 von dem Stuttgarter Industriellen Paul Lechler und evangelischen Missionsgesellschaften mit Sitz in Tübingen gegründet. Heute ist das Difäm eine der führenden deutschen Einrichtungen der medizinischen Entwicklungszusammenarbeit.

 

Ziel des Difäm sei es seit der Gründung, "das Krankheitselend in wirtschaftlich armen Ländern zu mindern", teilte das Institut in Tübingen mit. Anlässlich des Jubiläums fand eine Diskussionsveranstaltung zum Thema "Religiöse Organisationen im Spannungsfeld zwischen Wohltätigkeit und Advocacy" statt. Gemeinsam mit Partnern von Hilfswerken und Missionsgesellschaften ging das Difäm bei der 100-Jahr-Feier der Frage nach, in welchen Bereichen wohltätige Hilfe angebracht ist und wann die Anwaltschaft für Partner und benachteiligte Gruppen der Gesellschaft übernommen werden muss.

"Advocacy, also Anwaltschaft für die Benachteiligten unserer Zeit, ist von ganz überragender Bedeutung und könnte auch als Leitmotiv über dem gesamten Difäm-Engagement stehen", sagte der Tropenmediziner und Public Health-Experte Prof. Dr. Hans Jochen Diesfeld.

Difäm-Direktor Dr. Rainward Bastian erklärte, in den 100 Jahren der Difäm-Geschichte habe sich ein großer Wandel im Denken vollzogen. Zuerst nur Ausbildungsinstitut für Missionsärzte und Träger des Tropengenesungsheims für rückkehrende Missionarsfamilien aus den Tropen, seien später weitere Aufgabenfelder dazu gekommen, darunter direkte Förderung von Gesundheitsdiensten, Beratung für Gesundheitsprogramme der deutschen Hilfswerke und der Partner in den wirtschaftlich armen Ländern sowie die Ausbildung von einheimischen Fachkräften oder Entwicklungshelfern.

Das Eintreten für die Ärmsten und Benachteiligten auf der politischen Ebene habe sich in den letzten Jahrzehnten aber zu einem Hauptziel des Difäm entwickelt, so Bastian. Beispielsweise in der Aidsbekämpfung sei es dem Difäm ein wichtiges Anliegen, das Menschenrecht auf Gesundheit bei den Regierungen oder der Pharmaindustrie einzufordern. Das Difäm ist auch Sitz des bundesweiten Aktionsbündnisses gegen AIDS.

Die indische Ärztin Dr. Hari John forderte gleichen Zugang aller Menschen zur Gesundheitsversorgung. "Gleichheit ist vielleicht der wichtigste entscheidende Faktor für globale Gesundheit. Eine ungleiche Gesellschaft ist schon von Natur aus eine ungesunde Gesellschaft." Denn die Kindersterblichkeitsraten seien dort höher, wo es neben dem ungleichen Zugang zur Gesundheitsversorgung auch eine ungleiche Verteilung von Nahrung, Zugang zu sauberem Wasser und Bildung gibt. In Ländern mit hohem Einkommen sterben sechs Kinder von 1000 vor ihrem 5. Lebensjahr, in den ärmsten Ländern sind es 120. 

Das Difäm könne es nicht hinnehmen, dass 50 Prozent der Menschen südlich der Sahara keinen geregelten Zugang zu lebensrettenden Arzneimitteln haben, erklärte das Institut. Das Difäm bringe solche Missstände an die Öffentlichkeit und setze sich für Benachteiligte ein, sei es durch die Lieferungen von Arzneimitteln oder durch die Unterstützung von Basisgesundheitsprojekten.

Aber auch in Deutschland entwickle sich immer mehr eine Zwei-Klassen-Medizin, kritisierte das Difäm. Die Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus, dessen Träger das Difäm ist, sorge für eine weitgehende Gleichbehandlung aus medizinischen Gründen, etwa durch die Vergabe von 1-Bett-Zimmern an gesetzlich Krankenversicherte und durch den Pflegedienst. Darüber hinaus widme sich die Klinik der medizinischen Versorgung von kranken Migranteninnen und Migranten. Deren medizinische und psychosoziale Betreuung sei in Deutschland häufig unzureichend.

Deutsches Institut für Ärztliche Mission


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