MSFBerlin/Genf (epo.de). - Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen ist äußerst besorgt über die humanitäre Lage in Somalia, nachdem Zehntausende Menschen vor der erneuten Gewaltwelle in Mogadischu flüchten mussten. Die instabile Sicherheitslage rund um Mogadischu behindere die dringend benötigten Hilfeleistungen, erklärte die Organisation am Dienstag in Berlin. Als unabhängige und unparteiische medizinische Nothilfeorganisation rief Ärzte ohne Grenzen alle Konfliktparteien dazu auf, die humanitäre Arbeit zu respektieren und nicht zu behindern.

In Mogadischu hatten in den vergangenen Wochen viele durch den gewaltsamen Konflikt zwischen islamischen Milizen und der Übergangsregierung sowie der mit ihr verbündeten äthiopischen Armee Vertriebene Zuflucht gesucht. Nach den jüngsten Kämpfen versuchten die Menschen, in andere Landesteile zu flüchten - so etwa in die Lower Shabelle-, Hiiran-, Galgaduud- und Bay-Region. Doch dort mangele es an Gesundheitseinrichtungen und Unterkünften, so Ärzte ohne Grenzen. An Sammelpunkten für die Vertriebenen gebe es keine Latrinen und selten eine Wasserversorgung. Da die Lebensmittelpreise ansteigen und die meisten Vertriebenen ohne jegliche Nahrung flüchten mussten, werde eine drastische Verschlechterung der Ernährungssituation vor allem von Frauen und Kindern befürchtet.

In Afgooye, einem ehemaligen Universitäts-Campus westlich von Mogadischu, haben Ärzte ohne Grenzen zufolge rund 50.000 Menschen bei der einheimischen Bevölkerung Zuflucht gesucht. Andere hätten in rund zehn Kilometer entfernten Universitätsgebäuden Schutz gefunden. Die meisten Menschen müssten sich jedoch mit primitivsten Unterkünften begnügen oder am Straßenrand unter Bäumen übernachten. Es gebe deutliche Hinweise darauf, dass sich ihre Gesundheitslage rapide verschlechtere.

Einem Team erfahrener somalischer Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen gelang es am 17. April, in die Konfliktgegend vorzudringen und den noch vorhandenen Gesundheitseinrichtungen Medikamente zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus wurden Hilfsgüter an 2.500 mittellose Familien verteilt, darunter 5.000 Plastikplanen. Zusammen mit weiteren Organisationen versucht das Ärzte ohne Grenzen-Team, den Vertriebenen sauberes Trinkwasser zur Verfügung zu stellen. Die Organisation ist derzeit in der Lage, in Afgooye täglich 48.000 Liter Trinkwasser aufzubereiten. Dies sei jedoch viel zu wenig, um den Bedarf zu decken.

Wegen der prekären Sicherheitslage können immer weniger Hilfsorganisationen im größeren Umfang Hilfe leisten. Eines der Gebäude des Gesundheitszentrums von Ärzte ohne Grenzen in Yagshid (Region Middle Shabelle) wurde am 20. April von einer Rakete getroffen. "Ärzte ohne Grenzen macht sich große Sorgen, da nach der Wiederaufnahme der Kämpfe in Mogadischu die Lage im Land äußerst unberechenbar geworden ist", sagte Hugues Robert, Leiter der Notfallprogramme von Ärzte ohne Grenzen in Genf. "Sie schränkt unsere Möglichkeiten zur schnellen Intervention massiv ein. Falls die jetzige Situation in Afgooye andauert, könnte schon bald eine sehr ernsthafte humanitäre Krise entstehen."

 www.aerzte-ohne-grenzen.de


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