DWHHBonn/Nairobi (epo.de). - Die Welthungerhilfe sieht eine weiterhin größer werdende soziale Ungerechtigkeit als eigentliche Ursache für die aktuellen Unruhen in Kenia. "Von Kenias wirtschaftlichem Aufschwung der letzten Jahre profitiert maximal ein Prozent der Bevölkerung", sagte Iris Krebber, Regionalkoordinatorin der Welthungerhilfe in Nairobi. Die Zahl der Kenianer, die in absoluter Armut leben müssten, sei in den vergangenen fünf Jahren u.a. aufgrund der schlimmen Dürre 2004-2006 und der darauf folgenden Überflutungen noch gestiegen.

Ein Beispiel seien die Brotpreise: Diese hätten sich alleine im letzten Jahr verdoppelt; ebenso explodiert seien die Preise für Milch und andere Grundnahrungsmittel - bei nicht gestiegenen oder gar zurückgegangenen Einkünften der Armen. "Besonders die Menschen auf dem Land und in den städtischen Slums leiden unter den Teuerungen", erklärte Iris Krebber. "Auch an den Bauern und deren Familien in abgelegenen Regionen geht der Aufschwung vorbei. Eine Folge davon ist dann Landflucht mit entsprechender Slumbildung in großen und mittleren Städten."

Die Welthungerhilfe legt den Schwerpunkt ihrer Arbeit auf die ländliche Entwicklung Kenias, etwa beim Ausbau der Infrastruktur, bei der Wasser- und Sanitärversorgung oder beim Schutz vor den Dürrefolgen. Eine zukunftsweisende Maßnahme etwa ist das Anlegen von Sammelbecken für Regenwasser, da Dürren häufiger auftreten als früher.

Die Welthungerhilfe hat bereits am 28. Dezember ihr Regionalbüro in Nairobi sowie weitere Standorte vorsorglich für die kommenden Tage geschlossen und die Mitarbeiter angewiesen, ihre Häuser möglichst nicht zu verlassen. "Eine reine Vorsichtsmaßnahme - wir möchten dadurch vermeiden, mögliche Kriminelle auf uns aufmerksam zu machen." Krebber betonte, dass die Welthungerhilfe auf jeden Fall ihr umfangreiches Programm in Kenia fortsetzen möchte. "Alles andere wäre ein völlig falsches Signal."

Die Welthungerhilfe unterstützt bereits seit mehr als 30 Jahren kenianische Partnerorganisationen bei der Durchführung von Projekten, seit 1993 ist die deutsche Hilfsorganisation mit einer eigenen Struktur in Kenia präsent. Derzeit sind neun internationale (darunter acht Deutsche) und rund 100 kenianische Mitarbeiter in 11 Projekten tätig. Die aktuellen Vorhaben haben ein Gesamtvolumen von ca. 8,5 Millionen Euro.

Caritas international will Opfer der Unruhen in Kenia mit Lebensmitteln und Trinkwasser unterstützen. Das Hilfswerk der deutschen Caritas reagiert damit auf einen dringenden Appell der Caritas Kenia, die Hilfsaktionen für die 6000 vertriebenen Familien in der besonders schwer betroffenen Region Nakuru vorbereitet. 

Nach Angaben von Augenzeugen sammeln sich die Flüchtlinge dort auf dem Gelände von Polizeistationen, Kirchen, Schulen und Moscheen. Es handelt sich vor allem um Frauen und Kinder, die dringend auf Lebensmittel, Trinkwasser, Medikamente und sanitäre Einrichtungen angewiesen sind. Für die Hilfe werden zunächst 30.000 Euro bereit gestellt. 

Insgesamt wird mittlerweile von mindestens 100.000 Vertriebenen in Kenia ausgegangen. Viele von ihnen befinden sich auf dem Weg Richtung Uganda. Unterdessen hat auch die kenianische Regierung humanitäre Hilfsorganisationen zu Hilfe für die an Hunger leidenden Frauen und Kinder aufgerufen.

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