ACCRA HLF

Bonn (epo.de). - Der Verband Entwicklungspolitik deutscher NGOs hat anlässlich des High Level Forums on Aid Effectiveness in der ghanaischen Hauptstadt Accra die Haltung der USA und Japans kritisiert. Die beiden Industriestaaten sähen den Reformbedarf bei der Entwicklungshilfe ausschließlich bei den Entwicklungsländern, nicht aber in ihrer eigenen Entwicklungspolitik, erklärte VENRO in Accra.

"Die USA und Japan zeigen keinen Willen die Entwicklungshilfe effektiver zu machen: Man könnte meinen, es sei ihnen gleichgültig, ob die Entwicklungshilfe ihre Ziele erreicht oder nicht", sagte Peter Lanzet, VENRO-Vertreter in Accra Ort und Experte für Entwicklungsfinanzierung des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED).

An der Konferenz, die bis 4. September dauert, nehmen rund 800 Minister und Regierungsvertreter und mehr als 1000 Vertreter der Zivilgesellschaft teil. Sie wollen Bilanz ziehen zur Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit von Entwicklungszusammenarbeit.

"Natürlich sind schwache Institutionen in den Empfängerländern, mangelnde technische Kompetenz und Korruption auf allen Ebenen der Regierungen entwicklungshemmend. Trotzdem ist es Aufgabe der Geberländer, ihre Entwicklungshilfe zu verbessern und effizienter zu gestalten, auch um gegen solche Missstände anzugehen", so die VENRO-Vorstandsvorsitzende Claudia Warning. "Ich halte weder etwas von einem undifferenzierten Entwicklungspessimismus noch von romantischer Leichtgläubigkeit." Entwicklungspolitik müsse professionell gemacht werden und alle Verantwortlichen in die Pflicht nehmen. Einseitige Schuldzuweisungen würden nicht weiterhelfen.

Als Bundesverband der entwicklungspolitischen Hilfswerke kann VENRO auf Erfolge in der Zusammenarbeit mit afrikanischen Partnern verweisen. Millionen von Menschen konnten dadurch ihre Lebensverhältnisse konkret verbessern. "Aber wir brauchen auch die Zusammenarbeit mit den Regierungen, denn diese setzen die legalen und institutionellen Rahmenbedingungen, in denen wir arbeiten. Je wirksamer und effizienter ihre Entwicklungspolitik ist, desto schneller können wir Erfolge erzielen", betonte die VENRO-Vorstandsvorsitzende.

VENRO hält den am Montag veröffentlichten "Bonner Aufruf" für "zu einseitig und vereinfachend". "Die radikale Abschaffung aller deutschen Entwicklungseinrichtungen kann nicht die Lösung sein. Die Arbeit der Hilfsorganisationen braucht eine sinnvolle staatliche Flankierung", sagte Warning.

Die Konferenz von Accra stellt aus der Sicht von VENRO eine wichtige Etappe bei der Umsetzung der 2005 verabschiedeten Paris Erklärung zur Wirksamkeit der Entwicklungszusammenarbeit dar. In Ghana sollen die erzielten Fortschritte bei der Umsetzung der Pariser Erklärung bewertet werden. Ein wesentlicher Punkt der Erklärung ist die Stärkung der Eigenverantwortung der Partnerländer.