Füllkrug-WeitzelBerlin (epo.de). - Die Direktorin der Diakonie Katastrophenhilfe, Pfarrerin Cornelia Füllkrug-Weitzel, hat "den Mangel an unabhängiger und neutraler Hilfe" für Somalia kritisiert. "Uns interessiert das  Leiden von Millionen Menschen in dem von Krieg und Bürgerkrieg zerrütteten Land", sagte sie am Montag in Berlin. Die Theologin forderte von der  Europäischen Union und Deutschland mehr Engagement. "Wir vermissen den aktiven Einsatz für eine Friedenslösung vor Ort, in die alle Konfliktparteien ohne äußere Einmischung einbezogen werden."

Füllkrug-Weitzel berichtete gemeinsam mit Vertretern der Partnerorganisation DBG (Daryeel Bulsho Guud - Hilfe für alle) über die aktuelle Lage in Somalia. Obwohl sich in dem Land die größte humanitäre Krise der Welt abspiele, sei es öffentlich abgeschrieben, bedauerte Füllkrug-Weitzel. Sie betonte, dass durch massive und einseitige internationale Einflussnahme Somalia zum Schlachtfeld im so genannten Antiterrorkrieg geworden sei.

Mit militärischen Mitteln sei jedoch kein Frieden zu erreichen, ist Füllkrug-Weitzel überzeugt. Nur legitime politische Autoritäten könnten die Gesetzlosigkeit beenden, sagte sie. Sie beklagte außerdem, dass Religion in dem muslimischen Land oft in unverantwortlicher Weise missbraucht werde. Deshalb unterstütze die Diakonie Katastrophenhilfe den von afrikanischen Kirchen angestoßenen interreligiösen Dialog.

VERHEERENDE HUMANITÄRE LAGE

DBG-Direktor Abukar Sheik Ali betonte, dass seine Organisation auf strikte Neutralität setze und Gespräche mit allen Konfliktparteien suche. Anders sei in der verheerenden humanitären Situation, die sich seit dem Einmarsch äthiopischer Truppen 2006 extrem verschärft habe, Hilfe nicht möglich. Mehr als 40 Prozent der rund acht Millionen Einwohner bräuchten Hilfe. Allein aus der Hauptstadt Mogadischu seien rund eine Million Menschen vor den Kämpfen geflohen. Nahrungsmittelpreise  explodierten, weil Piraten und Milizen Transporte kapern. So sei der Preis für 50 Kilogramm Reis in kurzer Zeit von 22 auf 60 US-Dollar hochgeschnellt. Zur Zeit hilft DBG rund 40.000 Vertriebenen.

Hauptleidtragende sind für Raila Sheik Amir vom DBG-Vorstand Frauen und Kinder. Frauen würden bedroht, ermordet und vergewaltigt. Viele hätten Männer, Kinder oder Geschwister verloren. Manche hätten mit ansehen müssen, wie diese vor ihren Augen getötet wurden. "Schwangere Frauen müssen wegen fehlender medizinischer Versorgung auf der Straße entbinden. Kinder sterben an leicht heilbaren Krankheiten", sagte sie. Entschieden wandte sie sich gegen die Gleichsetzung von Muslimen mit Islamisten und Terroristen.

Anlass für den Besuch der DBG-Vertreter ist die Sitzung des Koordinierungsausschusses für humanitäre Hilfe des Auswärtigen Amtes. Diese findet auf Einladung der Diakonie Katastrophenhilfe als eine der in Somalia federführenden Organisationen am 9. September in Stuttgart statt.