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Aachen/Berlin (epo.de). - Das bischöfliche Hilfswerk MISEREOR und die Grünen-nahe Heinrich-Böll-Stiftung (HBS) haben anlässlich des Welternährungstages am 16. Oktober in einer gemeinsamen Studie einen umfassenden Kurswechsel in der internationalen Agrarpolitik gefordert. Seit über zehn Jahren steige die Zahl der Hungernden weltweit an. Im Jahr 2008 seien es bereits mehr als 923 Millionen Menschen. Diese Zahl dokumentiere die verfehlte Agrarpolitik der letzten Jahrzehnte und müsse Anlass genug sein, die Ausrichtung der Landwirtschaft grundlegend zu ändern, erklärten die Organisationen.  Als eine Ursache für die weltweit gestiegenen Nahrungsmittelpreise sehen MISEREOR und die HBS die Spekulationen an den Weltbörsen, deren Aktivitäten besser reguliert werden müssten, heißt es in der Studie, die im Auftrag des EcoFair Trade Dialogues veröffentlicht wurde. EcoFair Trade Dialogue ist eine gemeinsame initiative von MISEREOR und der Heinrich-Böll-Stiftung.

„Dass sich die Weltbank auf ihrer Jahrestagung am vergangenen Wochenende damit brüstet, 1,2 Milliarden Euro zusätzlich zur Bekämpfung des Hungers zur Verfügung zu stellen, ist angesichts der dramatischen Welternährungssituation eine Farce“, erklärte Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung. „Wenn innerhalb von wenigen Tagen hunderte Milliarden Euro zur Rettung der Finanzsysteme bewilligt werden, dann kann es nicht sein, dass wir die 20 Milliarden Euro, die die FAO zur Bekämpfung des Welthungers benötigt, seit Jahren zurückhalten.“

Es werde aber nicht nur Geld benötigt, um die weltweite Ernährungssituation zu sichern, so Unmüßig weiter, sondern es bedürfe vor allem neuer Strategien, die alle Aspekte der Agrar-, Energie-, Wettbewerbs-, Handels- und Investitionspolitik zu einem nachhaltigen Entwicklungsmodell zusammenführen.

„Spekulationen mit Nahrungsmitteln sind ethisch nicht vertretbar, wenn dadurch Millionen von Menschen in den Hunger getrieben werden“, sagte Bernd Bornhorst von MISEREOR. Er fordert eine stärkere Regulierung des Rohstoffhandels, da spekulative Geldanlagen von Hedge- und Indexfonds sonst auch in Zukunft die Agrarrohstoffpreise in die Höhe treiben werden.

„Die derzeitige Finanzkrise zeigt, dass der Markt nicht sich selbst überlassen werden kann“, so Bornhorst. Eine nachhaltige Landwirtschaft habe das Potential, die Ernährung einer steigenden Weltbevölkerung zu sichern. Sie sei daher einer der Hauptwege, die zur Lösung der Nahrungsmittelkrise beschritten werden müssten.

Die Heinrich-Böll-Stiftung und MISEREOR unterstreichen in der Studie, dass es keinen Weg zurück geben dürfe zu den niedrigen Agrarpreisen der letzten Jahrzehnte. Für eine nachhaltige ländliche Entwicklung brauche es keine explodierenden, sondern faire Preise, die die Produzenten für eine nachhaltige Produktionsweise entlohnen. Erst wenn die Preise von Agrargütern die wirklichen sozialen und ökologischen Kosten der Produktion widerspiegeln, seien sie eine „gute Nachricht“ für die Menschen auf dem Land. Damit aber hätten die hohen Preise des letzten Jahres nichts zu tun: Diese führten nur zu mehr Hunger und ökologischen Fehlentwicklungen.

Die Studie zum Download (PDF, 1,4 MB):

The Global Food Crisis: Creating an Opportunity for Fairer and More Sustainable Food and  Agriculture Systems Worldwide.
By Daniel G. De La Torre Ugarte and Sophia Murphy
EcoFair Trade Dialogue Dicussion Papers, No. 11 / October 2008, 46 S., engl.

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