wfd 2008 logoBerlin (epo.de). - Anlässlich des Welternährungstages haben Hilfsorganisationen, Parteien und Globalisierungsgegner auf den sich ausbreitenden Hunger in der Welt hingewiesen und zu dessen Bekämpfung aufgerufen. Es wird befürchtet, dass die anhaltende Finanzkrise Armut und Ungerechtigkeit in der Welt weiter verstärken wird. Der Welternährungstag findet jedes Jahr am 16. Oktober statt und soll an die vielen an Hunger leidenden Menschen erinnern. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO, eine Sonderorganisation der UNO wurde am 16. Oktober 1945 mit der Aufgabe, die weltweite Ernährung sicherzustellen, gegründet.

Zum Welternährungstag fordern die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), der Bundesverband deutscher Milchviehhalter (BDM), die Menschenrechtsorganisation FIAN und die Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch eine Neuausrichtung in der Landwirtschafts- und Handelspolitik. Die EU dürfe afrikanische Länder nicht zur Marktöffnung zwingen. Bei der anstehenden Reform der Milchmarktordnung müsse sich das Bundeslandwirtschaftsministerium dafür einsetzen, dass Bauern in Europa und in Afrika faire Preise erhalten, die ein Leben in Würde ermöglichen. Deshalb müsse die Milchproduktion am Bedarf ausgerichtet werden und die Exportsubventionen seien dauerhaft abzuschaffen. 

"Trotz Hungerkrise fordert die EU von afrikanischen Ländern eine radikale Öffnung ihrer Märkte und plant zugleich eine Ausweitung ihrer eigenen Milchproduktion und -exporte. Damit gefährdet sie die Einkommen und das Recht auf Nahrung von Milchbauern in Sambia, Uganda und anderen afrikanischen Ländern", kritisierte Armin Paasch, Handelsexperte von FIAN Deutschland.

Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul erklärte in Berlin, es sei "ein Skandal, dass zu Beginn des 21. Jahrhunderts weltweit fast eine Milliarde Menschen hungern. Im vergangenen Jahr ist die Anzahl der Hungernden um fast 10 Prozent gestiegen. Dies dürfen wir nicht zulassen! Wenn die internationale Gemeinschaft für die Rettung des Finanzsystems innerhalb kürzester Zeit viele Hundert Milliarden Dollar mobilisieren kann, muss es auch möglich sein, die Milliardenbeträge zu mobilisieren, die notwendig ist, um die Welt vor Hunger und Armut zu retten."

Die entwicklungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, Heike Hänsel sagte: "Wir brauchen einen grundlegenden Systemwechsel in der internationalen Wirtschafts- und Finanzpolitik, denn die Finanzmärkte sind verantwortlich für die fehlenden Entwicklungschancen im Süden, für Umweltzerstörung und die steigende Zahl der Hungernden. DIE LINKE fordert als erste Schritte: gerechte Handelsstrukturen statt neoliberalem Freihandel, Regulierung der Finanzmärkte, Verbot von Hedge-Fonds und der Spekulation mit Grundnahrungsmitteln sowie die Einführung einer Börsenumsatzsteuer."

Das Kinderhilfswerk Plan International hat am Mittwoch in Hamburg ein Ernährungsprojekt in Ghana vorgestellt. Zwei positive Aspekte werden dabei miteinander verbunden: Der Tilapia-Barsch sei ein wertvoller Eiweißlieferant für die Bevölkerung, gleichzeitig bekämpfe der Fisch die Ausbreitung der Anopheles-Mücke und helfe dabei, die Verbreitung der Malaria einzudämmen.

INKOTA-netzwerk, ATTAC, BundJugend, FIAN und Rettet den Regenwald e.V. äußern sich anlässlich des World Food Day wie folgt: "Während Staats- und Regierungschefs noch immer davon sprechen, bis zum Jahr 2015 die Zahl der Hungernden zu halbieren, wird durch die Förderung des Agrorkraftstoff-Booms das Menschenrecht auf Nahrung mit Füßen getreten. Während in Deutschland Autotanks mit Kraftstoffen gefüllt werden, die aus Mais, Soja, Palmöl oder Raps hergestellt sind, steigt die Zahl der Hungernden immer weiter an."

"Allein im Jahr 2007 wuchs die Zahl der Hungernden laut der Welternährungsorganisation FAO um weitere 75 Millionen Menschen an. Damit ist mit 923 Millionen Menschen erneut ein trauriger Höchststand erreicht. Internationale Organisationen wie die Weltbank stellten bereits fest, das 70 Prozent der Preissteigerungen im Zusammenhang mit dem steigenden Agrokraftstoffverbrauch stehen", kritisieren INKOTA-netzwerk, ATTAC, BundJugend, FIAN, Rettet den Regenwald e.V.

World Vision erklärte in Friedrichsdorf, dass Kinder die anfälligsten Mitglieder unserer Gesellschaft in Bezug auf die aktuelle Nahrungsmittelkrise sind. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass derzeit 178 Millionen Kinder unter schweren Mangelerscheinungen leiden und fünf Millionen Kinder daran jährlich sterben. Aus diesem Grund fordert World Vision, dass das Recht der Kinder auf ausreichende und gesunde Ernährung durchgesetz werden muss, dass Kleinbauern und nachhaltige Landwirtschaft gefördert werden und dass Entwicklungsländern das Recht zugestanden wird, den fairen Marktzugang ihrer Kleinbauern zu schützen.

Mit der Kampagne "Niemand isst für sich allein" reagiert Brot für die Welt auf die derzeitige Ernährungskrise. "Dieses Jahr scheint sich die Öffentlichkeit im Zeitraum zwischen Erntedank und dem Welternährungstag eher mit dem Überleben des Bankensystems statt mit dem weltweiten Hunger zu beschäftigen. In den Talkshows fordern hier selbst hartgesottene Banker mehr Kontrolle durch den Staat, internationale Regeln und Schutzmechanismen", so Brot für die Welt. Dies wäre auch notwendig, wenn man bedenkt, dass Spekulationen ein Faktor für die enormen Preissprünge im Bereich der Lebensmittel waren."

Brot für die Welt berichtet, dass das BMZ schon im April 2008 Spekulation als einen der Gründe für die hohen Lebensmittelpreise nannte: "Die internationalen Kapitalmärkte sind auf der Suche nach lukrativen und relativ zukunftssicheren Anlagemöglichkeiten wieder auf die Agrarmärkte aufmerksam geworden. Dies sorgt für mehr Volatilität (Preisschwankungen), insbesondere, wenn Akteure einsteigen, die stark spekulativ agieren."


Back to Top

Wir nutzen ausschließlich technisch notwendige Cookies auf unserer Website.