Göttingen (epo). - In einem am Donnerstag in Göttingen veröffentlichten Report hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) den Vorwurf gegen die sudanesische Regierung bekräftigt, im Westen des Sudan werde Völkermord verübt. In dem 17seitigen Bericht werden die Ergebnisse einer Befragung von Darfur-Flüchtlingen durch eine dreiköpfige GfbV-Untersuchungsmission in Camps im Tschad zusammengefasst. Die Aussagen belegten, "dass die Terror verbreitenden Janjaweed-Milizionäre eng mit der sudanesischen Armee zusammenarbeiten", so die GfbV.



93,5 Prozent der mehr als 300 Interviewten hätten erklärt, dass Janjaweed gemeinsam mit regulären Soldaten ihre Dörfer überfielen, heisst es in dem Bericht. Auch berichteten 81,5 Prozent der Flüchtlinge, vor dem Überfall sei ihr Dorf von sudanesischer Luftwaffe angegriffen worden. Die sudanesische Regierung habe bislang jede Verantwortung für den Terror der Milizen bestritten. "Doch der Sudan macht sich des Genozids schuldig, wenn schwer bewaffnete sudanesische Soldaten regelmäßig mit ihren Fahrzeugen an den Angriffen auf Zivilisten beteiligt sind", erklärte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius.

Die meisten Flüchtlinge seien noch immer traumatisiert und berichteten über schreckliche Menschenrechtsverletzungen der Angreifer. So erklärten 96,3 Prozent der aus 130 unterschiedlichen Dörfern stammenden Befragten, sie seien Augenzeugen von Erschießungen gewesen. Mehr als 94 Prozent aller Befragten verloren bei den Überfällen ihre Ernte und ihr Vieh. 94,5 Prozent sagten aus, ihr Haus sei niedergebrannt worden. Über die Vergiftung ihrer Brunnen berichteten 92,5 Prozent der Interviewten.

"Diese Zahlen belegen, dass die sudanesischen Soldaten und Milizionäre der örtlichen Bevölkerung systematisch die Lebensgrundlage entziehen wollen, um sie dauerhaft zu vertreiben und die Gebiete ethnisch zu säubern", sagte Delius. "Wer systematisch einer Bevölkerungsgruppe die Lebensgrundlage entzieht, verübt Genozid gemäß Artikel 2 der Völkermordkonvention. Der Genozid-Vorwurf ist aber auch gerechtfertigt, weil der Sudan zwischen April 2003 und August 2004 seine eigene Bevölkerung in Darfur ausgehungert hat und humanitäre Hilfe gezielt blockiert hat."

"Der Weltsicherheitsrat muss endlich den Druck auf die sudanesische Führung erhöhen, sonst macht er sich zum Komplizen von Völkermördern", forderte die GfbV. So müsse ein Öl- und Waffenembargo gegen den Sudan verhängt werden, die Gelder der sudanesischen Führung eingefroren und eine humanitäre Intervention ernsthaft angedroht werden. Der Sicherheitsrat tagt am 18. November in Nairobi.

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