Göttingen (epo). - Nach der Ausrufung eines einwöchigen Waffenstillstandes in Uganda hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) an Außenminister Joschka Fischer appelliert, diese Chance für die Beendigung der schlimmsten vergessenen Tragödie Afrikas zu ergreifen und sich für ein Ende des Mordens durch Kindersoldaten einzusetzen. Europa solle sofort Hilfe und Vermittlung in diesem Bürgerkrieg anbieten, sagte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius.



Die ugandische Regierung hatte am Sonntag verkündet, die Waffen ruhen zu lassen, um die Bedingungen für die Aufnahme von Friedensverhandlungen mit der aufständischen Lords Resistance Army (LRA) zu klären.

Europa solle sich bereit erklären, Friedensgespräche zwischen den Konfliktparteien in Uganda zu organisieren, forderte die GfbV in einem an Minister Fischer und den EU-Ratsvorsitzenden, den niederländischen Außenminister Bernard Bot, gerichteten Appell. Ohne Hilfe von außen drohe der kleine Funke Hoffnung auf einen Frieden zu erlöschen. Nur widerwillig habe sich die ugandische Regierung, die auf eine militärische Lösung des Konfliktes im Norden des Landes setze, zu dem kurzen Waffenstillstand durchgerungen. Nun müsse die knappe Zeit genutzt werden, um die ugandische Regierung zur Aufnahme von Gesprächen mit der LRA in Europa zu drängen. Die LRA habe bereits Interesse an Verhandlungen in den Niederlanden signalisiert.

Mehr als 20.000 entführte Kinder, die von der LRA als Kindersoldaten missbraucht würden, und 1,6 Millionen Binnenflüchtlinge, die vor den Kämpfen im Norden des Landes geflohen seien, warteten dringend auf ein Ende des seit 18 Jahren andauernden mörderischen Bürgerkrieges, erklärte die GfbV. Die Lage in den Flüchtlingslagern werde immer katastrophaler. So seien im Oktober in dem Lager Pabbo drei Menschen an Cholera gestorben, weitere 80 Personen seien mit der Seuche infiziert. Die Todesraten seien äußerst alarmierend mit durchschnittlich 2,8 Toten täglich pro 10.000 Lagerinsassen. Die meisten Flüchtlinge seien traumatisiert von den Menschenrechtsverletzungen, die sie miterleben mussten. Doch auch die Camps böten ihnen keinen Schutz. So beklagte die Ugandische Menschenrechtskommission erst letzte Woche, Frauen würden in den Flüchtlingslagern von Regierungssoldaten vergewaltigt, die sie eigentlich beschützen sollten.

 GfbV