gaza_moschee_destroyed_150Jerusalem/Frankfurt (epo.de). - 54 Soldaten und Offiziere der israelischen Armee haben in einer am Mittwoch veröffentlichten Dokumentation Fälle exzessiver Gewalt beim israelischen Angriff auf den Gazastreifen um die Jahreswende 2008/09 geschildert. Obwohl die Angriffe in einem dicht besiedelten Gebiet durchgeführt wurden, habe die israelische Armee regelmäßig Gebrauch von Phosphorbomben in Wohnvierteln gemacht, erklärten das Frankfurter Hilfswerk medico international und seine israelische Partnerorganisation "Breaking the Silence".

Die 112seitige Dokumentation mit dem Titel "Operation Cast Lead" enthält Augenzeugenberichte, denen zufolge die israelischen Streitkräfte keinen Unterschied zwischen bewaffneten Kämpfern der Hamas und unschuldigen Zivilisten machte. Die Zerstörung von zivilem Privateigentum sei weit verbreitet gewesen. Soldaten schossen demnach auf Wassertanks und zerstörten Computer, Fernseher und andere Haushaltsgegenstände in privaten Wohnungen.

In der Summe der Berichte werde klar, dass der Angriff auf Gaza einen Einschnitt für die israelische Armee darstelle, so die Herausgeber medico international und Breaking the Silence. Tsafrir Cohen, Repräsentant von medico in Palästina & Israel, führt die veränderte Vorgehensweise der Armee auf die israelische Isolations- und Trennungspolitik zurück: "Seitdem der Gazastreifen eingezäunt und komplett isoliert ist, wird die dort lebende Bevölkerung nicht mehr als Nachbarn und Individuen, sondern nur noch als Sicherheitsrisiko wahrgenommen. Dies betrifft nicht nur die israelische Armee, sondern wirkt tief in die israelische Gesellschaft hinein."

Die Dokumentation bestätigt andere Menschenrechtsberichte und palästinensische Aussagen über das Vorgehen der israelischen Armee während des Angriffs auf den Gazastreifen, etwa die der ärztlichen Untersuchungskommission von medico international und seinen Partnern "Ärzte für Menschenrechte Israel" und "Palestinian Medical Relief Society" (www.medico.de/gaza-bericht1).

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Angesichts des neuen Berichts fordern medico international und seine israelischen und palästinensischen Partner die Bundesregierung und die Europäische Union dazu auf, verstärkt auf das Ende der Blockade des Gazastreifens und der Trennungspolitik hinzuwirken.

"Breaking the Silence" ist eine Organisation israelischer Reservisten, die als Soldaten die Realität der Besatzung erlebt haben und das Schweigen darüber in der israelischen Gesellschaft brechen möchten. Ihre Dokumentation der Verhältnisse in Hebron hat weltweit Beachtung gefunden.

Foto: Zerstörte Moschee in Rafah, die Flüchtlingen als Unterschlupf diente, am 12.1.2009 - Wikimedia Commons

"Breaking the Silence"-Bericht "Operation Cast Lead" (engl., PDF)

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