Umweltflüchtlinge im Sudan. Foto: OxfamBonn (epo.de). - Die reichen Industrienationen (ohne die USA) haben bei den derzeit laufenden informellen Klimaverhandlungen in Bonn erstmals mittelfristige Ziele für die Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen genannt. Die Emissionen sollten bis 2020 demnach um 15 bis 21 Prozent unter die Marke von 1990 sinken, teilte das Sekretariat der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) nach Agenturberichten mit. Der Weltklimarat hält eine Verringerung um 25 bis 40 Prozent für notwendig.

Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters basieren die in Bonn vorgelegten Zahlen auf Verlautbarungen aus Delegationen Russlands, Japans, Kanadas und der Europäischen Union. In Bonn wird derzeit in informellen Gesprächen über den Vertragstext verhandelt, der im Dezember in Kopenhagen in ein neues Klimaabkommen münden soll. Das Kyoto-Protokoll, an dem sich die Klimaziele derzeit orientieren, läuft 2012 aus.

Der Weltklimarat hatte in seinen Szenarien für eine Begrenzung der Erderwärmung das Ziel vorgegeben, die Marke von zwei Grad Celsius Temperaturanstieg dürfe nicht überschritten werden, wenn die Staatengemeinschaft Folgen des Klimawandels wie Hitzewellen, Überschwemmungen und den Anstieg des Meeresspiegels noch einigermaßen im Griff haben will. Dafür müssten die globalen CO2-Emissionen spätestens ab 2015 sinken und bis 2020 um 25 bis 40 Prozent verringert werden.

Neuseeland ernete massive Kritik für seine Ankündigung, den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2020 um zehn bis 20 Prozent gegenüber 1990 senken zu wollen. Das sei eine "große Aufgabe", sagte Klima-Minister Nick Smith am Montag. Derzeit seien die Emissionen um 24 Prozent über dem Level von 1990. Die Hilfsorganisation Oxfam warf der neuseeländischen Regierung vor, sie kümmere sich nicht um das Schicksal von Millionen Menschen, die vom Klimawandel heimgesucht würden.

"We have a long long way to go before New Zealand is a constructive player at the UN climate negotiations in Copenhagen in December", erklärte Greenpeace-Klimaexperte Simon Boxer. "Ten to 20 percent does not even put us at the lower rung of what the science says is required."

KEINE BILATERALE LÖSUNG

Indien erteilte der vor allem in den USA mitunter geäußerten Vorstellung, bilaterale Abkommen könnten ein globales Klima-Abkommen ersetzen, unterdessen eine Absage. Indiens Sondergesandter für Klimafragen, Shyam Saran, sagte dazu am Dienstag in Bonn: "Climate change being a cross-cutting and truly global challenge, it is difficult to see how bilateral agreements could fill the gap."

Der Exekutivdirektor des UN-Klimasekretariats, Yvo de Boer, schätzt den weltweiten Aufwand für die Verringerung der Treibhausgase und für die Anpassung an den Klimawandel ab dem Jahr 2020 auf rund 300 Milliarden US-Dollar pro Jahr. "It's a phenomenal amount of money but how much of that money is needed at the end of the day is to a large extent dependent on how ambitious the climate change response is," sagte de Boer der Nachrichtenagentur Reuters. Die Obama-Administration allein hatte aber im Frühjahr dieses Jahres 787 Milliarden Dollar zur Wiederbelebung der Konjunktur in die Wirtschaft gepumpt.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte am Dienstag vor einem Scheitern des Klimagipfels in Kopenhagen gewarnt. "If we fail to act, climate change will intensify droughts, floods and other natural disasters", erklärte Ban auf einem Umweltforum in der Nähe der südkoreanischen Hauptstadt Seoul. "Water shortages will affect hundreds of millions of people. Malnutrition will engulf large parts of the developing world. Tensions will worsen. Social unrest -- even violence -- could follow."

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