suedsudan_150Nairobi/Berlin (epo.de). - Der Südsudan erlebt das gewalttätigste Jahr seit der Unterzeichnung des Friedensabkommens im Jahr 2005. Angesichts der eskalierenden Not seien die internationalen Hilfsangebote völlig unzureichend, erklärte die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen am Montag in Nairobi und Berlin. Sie forderte Regierungsbehörden und internationale Geldgeber auf, den dringenden humanitären Bedürfnissen der Menschen umgehend Priorität einzuräumen.

Ärzte ohne Grenzen veröffentlichte am Montag den Report "Facing Up to Reality: Health crisis deepens as violence escalates in Southern Sudan". "Die Gewalt steigt und stürzt die Menschen in eine Katastrophe nach der anderen", sagte Stephan Goetghebeur, Programmdirektor von Ärzte ohne Grenzen für den Sudan. "Bessere Hilfsleistungen sind äußerst wichtig, sonst wird es weiterhin vorkommen, dass Kliniken die Medikamente ausgehen, Menschen mit Schusswunden erst Tage nach dem Angriff medizinische Hilfe erhalten und unzählige andere gar keine Hilfe bekommen."

Ärzte ohne Grenzen zufolge verschlechterte sich im vergangenen Jahr die Sicherheitslage im Südsudan beträchtlich. Es kam in den Staaten Upper Nile, Jonglei, Lakes und Central Equatoria vermehrt zu Angriffen, zudem gab es Attacken der ugandischen Rebellengruppe Lords Resistance Army (LRA).

Die Kämpfe in Jonglei und Upper Nile deuten einen ernsteren Trend an, der sich von herkömmlichen Angriffen auf Viehlager abhebt, so die Hilfsorganisation. Es seien eher Dörfer angegriffen worden, und die Mehrheit der Opfer seien Frauen und Kinder. Während dieser Angriffe wurden drei Mal mehr Menschen getötet als verwundet, und 87 Prozent der von Ärzte ohne Grenzen behandelten Patienten hatten Schusswunden.

"Die Intensität der Gewalt in diesem Jahr hat schwerwiegende Konsequenzen", sagte Shelagh Woods, stellvertretende Landeskoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen im Südsudan. "Wir behandeln verletzte Frauen, die ihre ganze Familie verloren haben, und Kinder, deren Beine durch Kugeln zerstört wurden. Die Menschen leben in permanenter Angst vor Angriffen."

Bis zu 250.000 Menschen, so Ärzte ohne Grenzen, wurden durch die Gewalt vertrieben und leben unter gefährlichen Bedingungen, die Krankheiten und Mangelernährung zur Folge haben. 75 Prozent der Menschen haben keinen Zugang zur Basisgesundheitsversorgung.

Das Augenmerk der internationalen Geldgeber auf langfristige Entwicklung sei unangemessen im Verhältnis zu der dringend benötigten humanitären Hilfe, warnt Ärzte ohne Grenzen: "Entwicklungshilfe allein reicht im Südsudan nicht. Nothilfe und humanitäre Arbeit müssen Priorität bleiben", sagte Stephan Goetghebaur.

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