pinera_sebastian_100Berlin (epo.de). - Der künftige Präsident Chiles, Sebastián Piñera (Foto), hat einen Wiederaufbauplan für sein von einem schweren Erdbeben betroffenes Land angekündigt. Er werde sich mit amtierenden Präsidentin Michelle Bachelet abstimmen, ehe er in der kommenden Woche die Amtsgeschäfte übernehme, kündigte Piñera an. Das Erdbeben vom Samstag hat nach Regierungsangaben bislang mehr als 700 Menschenleben gefordert. Zahlreiche Menschen werden noch vermisst. Inzwischen läuft auch die internationalen Hilfe für die Erdbebenopfer an.

Präsidentin Bachelet verhängte den Ausnahmezustand über besonders vom Erdbeben betroffene Regionen Chiles, weil es zahlreiche Plünderungen gegeben hatte. Zur Verteilung von Lebensmitteln, Trinkwasser und Decken, aber auch zur Aufrechterhaltung der Ordnung, sind rund 10.000 Soldaten im Einsatz.

Die deutsche Bundesregierung kündigte am Montag an, sie werde neben der Nothilfe auch Hilfen für den Wiederaufbau bereitstellen. Die Europäische Union hat bereits drei Millionen Euro Soforthilfe für Chile freigegeben.

Mit einem Solidaritätsfonds, für den als allererste Hilfe zunächst 20.000 Euro bereitgestellt wurden, reagierte das katholische Hilfswerk MISEREOR auf das Erdbeben in Chile. "MISEREOR ist seit Jahrzehnten in Chile tätig und hat ein hervorragendes Partnernetzwerk mit Organisationen, die sich im Katastrophenfall bereits bewährt haben", sagte MISEREOR-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon am Montag in Aachen. "So haben wir bereits nach der Erdbeben-Katastrophe im Jahr 1985 mit der kirchlichen Sozialstiftung CRATE in Talca den Wiederaufbau erfolgreich unterstützt. Aus dieser Zusammenarbeit stammen die Erkenntnisse zum erdbebensicheren Bauen, die in zahlreichen Regionen des Landes umgesetzt wurden. So konnten die Partner vor allem im ländlichen Raum die traditionelle, erdbebensichere Lehmbauweise wieder beleben", so Bröckelmann-Simon.

Das internationale Kinderhilfswerk World Vision verteilte in Santiago de Chile bereits Decken und Wasserbehälter an Überlebende der Katastrophe. Ein Erkundungsteam mit erfahrenen Katastrophenexperten flog in die am stärksten betroffen Region Bio Bio, wo das Beben nach Aussagen chilenischer World Vision Mitarbeiter einige Städte bis zu 95 Prozent zerstört hat. Aus der Stadt Lota, die das Team am Sonntag per Hubschrauber erreichte, berichtete ein Mitarbeiter von verzweifelten Suchaktionen, die auch in der Nacht andauerten.

In der Nähe des Epizentrums befinden sich sechs Projekte von World Vision. Sie seien vermutlich noch stärker betroffen als die fünf Projekte in der Region Santiago, in denen mehrere tausend Häuser zerstört und Schulen beschädigt wurden und die Elektrizitäts- und Wasserversorgung zusammengebrochen war. Neben der Basis in Santiago hat World Vision eine zweite Hilfsbasis im Süden eingerichtet. Dem Katastrophenhilfe-Zentrum im Innenministerium bot World Vision Unterstützung bei der Informationsverarbeitung an.

Wegen der zahlreichen zum Teil schweren Nachbeben schlafen viele Familien nach wie vor auf den Straßen, berichtete World Vision am Montag. Die Organisation sorgt sich besonders um die Kinder. Tatiana Benavides, Direktorin von World Vision Chile, betonte: "Die vielen Nachbeben können besonders bei Kindern auch schwere psychische Schäden hervorrufen. Die Menschen verlieren quasi den Boden unter den Füßen. Daher ist eine psychosoziale Betreuung der Kinder nach solchen Katastrophen besonders wichtig."

Malteser International steht in direktem Kontakt mit dem chilenischen Malteser Hilfsdienst "Auxilio Maltés" und prüft unterstützende Hilfsmaßnahmen. Nach Einschätzung von dessen Experten wird die Soforthilfe zwar zu einem großen Teil durch die chilenischen staatlichen und zivilgesellschaftlichen Strukturen gedeckt werden können, im nachfolgenden Wiederaufbau werden jedoch große Lücken auftauchen, die vor allem durch Nichtregierungsorganisationen gefüllt werden müssten. Hier stehen vor allem Kindergärten, Schulen, medizinische Zentren und Altenheime in den zu 95 Prozent zerstörten ärmeren Gebieten im Vordergrund. Die Malteser wollen sich daher vor allem auf diese Aufgaben konzentrieren.

Die Diakonie Katastrophenhilfe unterstützt Hilfswerke des globalen kirchlichen Verbundes "ACT Alliance" (Kirchen helfen gemeinsam). So ist "Church World Service" (CWS) aus den USA mit Partnern vor Ort seit Jahren in der Katastrophenvorsorge tätig. CWS will jetzt mit Nahrungsmitteln, Decken und Planen Nothilfe leisten.

"Die Not, der Bedarf und die Hilfsbedürftigkeit in Chile nach dem Erdbeben ist unübersehbar", sagte Heribert Scharrenbroich, Vorsitzender von CARE Deutschland-Luxemburg, am Montag in Bonn. CARE arbeitet vor Ort bereits seit Jahren mit der "Fundacion Alemana para el Desarrollo" zusammen und stellt der Organisation 25.000 Euro für sofortige Nothilfemaßnahmen zur Verfügung.



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