somalia_lage_150Göttingen (epo.de). - Nach Berichten über die Anwerbung deutscher Ex-Soldaten als Ausbilder für Rebellen in Somalia hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) dem Auswärtigen Amt vorgeworfen, der dramatischen Lage in Somalia kaum Beachtung zu schenken. Die deutsche Bundesregierung müsse sich dringend stärker für Frieden in dem ostafrikanischen Land einsetzen, forderte die GfbV am Dienstag in Göttingen.

"Es ist ein Debakel für deutsche Friedenspolitik in Afrika, wenn in Deutschland monatelang Ex-Bundeswehrsoldaten als Söldner für einen Warlord in Somalia angeworben werden können, ohne dass das Außenministerium davon Kenntnis erhält", kritisierte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. "Es ist aber auch ein Offenbarungseid für die Sicherheitsdienste des Bundes, dass diese Verletzung von UN-Sanktionen erst durch Medien-Recherchen bekannt wurde."

An Pfingsten hatte der Norddeutsche Rundfunk (NDR) darüber berichtet, dass die Münsteraner Firma "Asgaard German Security Group" mit dem somalischen Oppositionspolitiker Galadid Abdinur Ahmad Darman einen Vertrag über die Ausbildung von Kämpfern durch ehemalige Bundeswehrsoldaten abgeschlossen habe. Das Auswärtige Amt hatte daraufhin betont, nichts von dem umstrittenen Vertrag gewusst zu haben.

Deutschland ist Mitglied der "Internationalen Kontaktgruppe zu Somalia" und der "Kontaktgruppe zu Piraterie", den beiden international führenden Gremien, die sich mit der Lage in dem umkämpften Land beschäftigen. Außerdem finanziert Deutschland die Ausbildung von Polizisten und Soldaten für die von dem Oppositionspolitiker bekämpfte Übergangsregierung Somalias.

"Dass den Behörden Darmans obskure Aktivitäten in Deutschland nicht auffielen, obwohl sie in Presseerklärungen seit dem 16. Dezember 2009 publik sind, spricht nicht für das deutsche Engagement in Somalia", kritisierte Delius. Darman habe sogar gemeinsam mit seinem deutschen Partner-Unternehmen Asgaard am 27. Januar 2010 Diplomaten und Politiker zu einem Kongress über Sicherheit in Somalia in Haan bei Düsseldorf eingeladen.

"Angesichts der katastrophalen Lage der Zivilbevölkerung muss Deutschland dringend mehr für Frieden in Somalia tun", forderte Delius. Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) bezeichnete Somalia in der vergangenen Woche als die schlimmste humanitäre Katastrophe. Mehr als 40 Prozent der Bevölkerung benötigten Nothilfe, 1,4 Millionen Menschen seien im Land selbst auf der Flucht, weitere 500.000 hätten im Ausland Zuflucht gesucht. Nur 20 Prozent der für 2010 benötigten humanitären Hilfe seien bislang von der internationalen Gemeinschaft zugesagt worden.

An Pfingsten starben nach Angaben der GfbV mehr als 20 Zivilisten beim Beschuss ihrer Wohngebiete in Mogadischu. Sowohl die von der deutschen Bundesregierung unterstützte Übergangsregierung als auch die radikal-islamischen Rebellen begingen Kriegsverbrechen, da sie willkürlich das Feuer auf dicht von Zivilisten besiedelte Gebiete eröffneten, so die GfbV.

www.gfbv.de

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