afrika_outlook_oecdBerlin (epo.de). - Nach einem Wachstumseinbruch im Jahr 2009 infolge der globalen Wirtschaftskrise wächst die Wirtschaft Afrikas in diesem Jahr um real 4,5 Prozent und im kommenden Jahr sogar um 5,2 Prozent. Das geht aus der aktuellen Ausgabe des gemeinsamen Wirtschaftsausblicks für Afrika der Afrikanischen Entwicklungsbank, der OECD und der UN Wirtschaftskommission für Afrika hervor, der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.

Die meisten Länder Afrikas hätten die globale Wirtschafts- und Finanzkrise besser überstanden als viele andere Länder auf der Welt, heißt es im Wirtschaftsausblick Afrika. Dennoch würden die Wachstumsraten hinter dem Trend vor der Krise zurückbleiben. Das Ziel einer Halbierung der Armut bis 2015 werden viele Länder Afrikas voraussichtlich verfehlen.

Die afrikanischen Volkswirtschaften wuchsen laut OECD in den Jahren 2006 bis 2008 im Durchschnitt real um rund sechs Prozent. Im Jahr 2009 lag das Wirtschaftswachstum nur noch bei 2,5 Prozent. Berücksichtige man das Bevölkerungswachstum von jährlich über zwei Prozent, dann sei die Wirtschaftsleistung pro Kopf im Durchschnitt kaum noch gestiegen, in vielen Ländern sogar gesunken, so der Bericht.

Regional besonders stark von der Krise betroffen war dem Bericht zufolge das südliche Afrika. Hier wird sich mit einem voraussichtlichen Wirtschaftswachstum von durchschnittlich vier Prozent in den Jahren 2010/2011 die Wirtschaft auch langsamer erholen als in den anderen Regionen. Ostafrika hat die globale Krise am besten gemeistert und wird der Schätzung zufolge mit durchschnittlich sechs Prozent in 2010/2011 am stärksten wachsen. Für Nord- und Westafrika wird ein Wachstum von etwa fünf Prozent erwartet und für Zentralafrika ein Wachstum von vier Prozent.

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Grafik: OECD

Unter den Wirtschaftssektoren wurden die Ölwirtschaft, andere Rohstoffsektoren sowie das verarbeitende Gewerbe und der Tourismus am stärksten von der internationalen Wirtschaftskrise getroffen, so der Bericht. Sonstige Dienstleistungen und die Landwirtschaft hätten sich dank guter Ernten dagegen vergleichsweise günstig entwickelt. Allerdings mussten einige Länder (wie Südafrika, Kenia, Tschad und Teile von Namibia) aufgrund ungünstiger Witterungsverhältnisse zusätzlich zu den Auswirkungen der Wirtschaftskrise auch einen Rückgang der Agrarproduktion verkraften.

"Insgesamt hat Afrika sich gegenüber der globalen Krise als widerstandsfähiger erwiesen als vielfach befürchtet. Einen entscheidenden Beitrag hierzu haben eine solidere Geld- und Finanzpolitik in den Jahren zuvor geleistet“, sagte Willi Leibfritz, Projektleiter für den Bericht bei der Afrikanischen Entwicklungsbank.

In einem Schwerpunktkapitel untersucht der Bericht, wie die afrikanischen Staaten mehr eigene öffentliche Mittel mobilisieren können, um damit auch längerfristig unabhängiger von Entwicklungshilfe zu werden. So ist die Fähigkeit Steuern zu erheben in den verschiedenen afrikanischen Ländern sehr unterschiedlich ausgeprägt. Die Bandbreite ist gewaltig. Sie reicht von 20 bis 40 US-Dollar pro Kopf und Jahr in Burundi, Guinea-Bissau, der Demokratischen Republik Kongo, Sierra Leone oder Äthiopien bis knapp 5000 US-Dollar in Äquatorialguinea oder knapp 12.000 US-Dollar pro Einwohner in Libyen.

Viele Länder mit Rohstoffvorkommen seien auch bei den Steuereinnahmen einseitig von diesen Branchen abhängig und unternähmen wenige Anstrengungen, ihre Steuerbasis zu verbreitern, warnt der Bericht. Im Gegensatz dazu zeigten Kenia, Marokko, Ghana oder Kap Verde, dass es sehr wohl möglich sei, ein effektives Steuersystem auf der Grundlage einer breiten Steuerbasis zu konzipieren. "Eine breitere Steuerbasis kann die Steuersysteme effektiver und gerechter machen. Sie erhöht auch die Verantwortung der Regierung gegenüber der Bevölkerung und kann so auch einen Beitrag zur Festigung von Demokratie leisten", sagte Helmut Reisen, Chefökonom des OECD Development Centre.

Um eine breitere Steuerbasis zu erreichen, schlägt der Bericht eine Reihe von Maßnahmen vor. Dazu gehören ein effektiverer Kampf gegen Steuerhinterziehung, der Abbau von Steuerprivilegien, insbesondere auch für die großen Unternehmen, die Einschränkung von Steuerverschiebungen mit Hilfe von Verrechnungspreisen (transfer pricing) bei multinationalen Unternehmen und eine bessere Rechenschaft über die Förderungserlöse aus Öl und anderen Rohstoffen.

www.africaneconomicoutlook.org

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