rioplus20_gegengipfel_100Berlin. - Bis zu 50.000 Aktivistinnen und Aktivisten von sozialen Bewegungen, Umwelt- und Menschenrechts-Gruppen aus aller Welt werden zum "Gipfel der Völker" erwartet, der am Freitag in Rio de Janeiro beginnt. Die Zeltstadt des Gegengipfels zur offiziellen UN-Konferenz über Nachhaltige Entwicklung ("Rio+20") steht symbolträchtig auf dem "Aterro do Flamengo", wo vor zwanzig Jahren der erste Erdgipfel von Rio de Janeiro stattfand. Der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) und das katholische Hilfswerk Misereor sehen im Gegengipfel das erfolgversprechendere der beiden Rio-Events.

Beide Werke betonen die Bedeutung des "Peoples Summit", da nach ihrer Ansicht der offizielle Rio+20-Gipfel kaum zu klaren und verbindlichen Ergebnissen führen wird. "Für uns ist der große Zulauf des Parallelgipfels ein klares Misstrauensvotum der Vertreterinnen und Vertretern der Zivilgesellschaft gegen den Gipfel der Staats- und Regierungschefs. Sie trauen den Staatsregierungen schlichtweg nicht zu, die drückenden Probleme beim Thema Umwelt und Entwicklung ehrlich und lösungsorientiert anzugehen", so Jürgen Reichel, der in Rio den Evangelischen Entwicklungsdienst (EED) und die Dachorganisation der deutschen Entwicklungshilfe-Organisationen (VENRO) vertritt.

"Auch wenn inzwischen kaum noch jemand handfeste Ergebnisse vom Rio+20 Gipfel erwartet, ist es doch mehr als ein Schaulaufen", sagt Benjamin Luig, der für Misereor in Rio vor Ort ist. "In Rio wird die Richtung vorgegeben, in der wir in den kommenden Jahren über nachhaltige Entwicklung sprechen werden". Und genau diese Richtung gelte es zu beeinflussen. Der Peoples' Summit stelle daher den Versuch dar, aus dem verengten Blickwinkel der Green Economy aufzubrechen und eigene Vorschläge zu Nachhaltiger Entwicklung auf den Tisch zu legen. "Wir müssen zeigen, dass es angesichts einer massiven Übernutzung unseres Planeten und der grassierenden Armut in vielen Regionen andere Lösungen braucht als ein grünes Investitionsprogramm zugunsten der Privatwirtschaft", so Luig.

EED und Misereor betonen, dass auch Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und andere Engagierte vor enormen Herausforderungen beim Thema Umwelt und Entwicklung stünden. Sie hätten sich in den letzten Jahren oft darauf beschränkt, nur offensichtliche Fehlentwicklungen zu kritisieren. Konkrete Lösungsvorschläge für globale Fragen wie der Handels- und Finanzpolitik und eines nachhaltigen und gerechten Wirtschaftens seien nicht umfänglich entwickelt worden. Ein erfolgreicher Peoples' Summit könne hier wichtige Impulse setzen und dann zum eigentlichen "Rio-Gipfel" (20.-22. Juni) werden.

Auf dem Peoples' Summit werden zwischen dem 15. und dem 23. Juni rund 500 Workshops und Podiumsdiskussionen stattfinden. EED und Misereor sind Mitbegründer des Gegengipfels und haben sich zudem mit einer Vielzahl christlicher Organisationen und Gruppen zur "Ökumenischen Koalition" zusammengeschlossen. In Themen-Zelten (u.a. Hunger, Nachhaltige Entwicklung, Fleischkonsum, Landwirtschaft) bietet die Koalition während des Gegengipfels Raum für Austausch und Diskussion zwischen den Teilnehmenden.

http://cupuladospovos.org.br
www.eed.de
www.misereor.de

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