norte_energia_100Berlin. - Ein brasilianisches Gericht hat einen Baustopp für den umstrittenen Belo-Monte Staudamm am Xingu-Fluss im brasilianischen Bundesstaat Pará angeordnet. Das Gericht entsprach damit dem Antrag des Bundesstaates, der argumentiert hatte, die indigene Bevölkerung der Region sei vor Beginn der Bauarbeiten nicht angehört worden. Bei Zuwiderhandlung droht dem Betreiberkonsortium Norte Energía eine Geldbuße von rund 200.000 Euro pro Tag.

Das Konsortium kann gegen den Beschluss aber Berufung einlegen. Umweltschützer und Ureinwohner Parás protestieren seit langem gegen das 11 Milliarden US-Dollar teure Vorhaben, das die Überflutung von rund 500 Quadratkilometern vorsieht und die Umsiedlung zehntausender Menschen erforderlich machen würde.

"Zu Recht feiern die indigenen und nicht-indigenen Gegner dieses Mega-Projektes die Entscheidung als wichtigen Sieg", sagte Yvonne Bangert, Referentin für indigene Völker bei der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen. "Damit wird bestätigt, dass die bereits erfolgten Bauarbeiten illegal sind. Die Indianer hätten vor Beginn der Bauarbeiten angehört und in die Entscheidungen über das Projekt einbezogen werden müssen. Das ist trotz wiederholter Beschwerden der Betroffenen nicht geschehen."

Antonia Melo, Sprecherin des Bündnisses der Projektgegner "Rio Xingo Vivo", bezeichnete die Entscheidung als historischen Sieg für das Land und die Menschen am Fluss: "Dies ist ein großer Sieg, der zeigt, dass das Kapitel Belo Monte noch nicht abgeschlossen ist. Wir sind sehr glücklich und zufrieden." Das Bündnis, das international durch den Bischof von Xingu und Träger des Alternativen Nobelpreises, Bischof Erwin Kräutler, bekannt wurde, vertritt die Interessen der indigenen und nicht-indigenen Projektgegner.

Bereits in der Vergangenheit war es immer wieder zu erbitterten Protesten gegen das Projekt gekommen, das als Türöffner für die wirtschaftliche Erschließung des brasilianischen Amazonasgebietes gilt. Ende Juli hatten Stammesführer der Juruna und Arara vorübergehend drei Ingenieure der Norte Energía gefangen genommen, weil sogenannte Kofferdämme bereits die Wasserwege der Indianer blockierten und den Fischfang beeinträchtigten. Im Juni 2012 hielten 300 Indianer von neun verschiedenen Gemeinschaften den Bauplatz drei Wochen lang besetzt.

Auch die Internationale Arbeitsorganisation ILO, deren Konvention 169 zum Schutz indigener Gemeinschaften von Brasilien ratifiziert wurde, und die Menschenrechtskommission der Organisation Amerikanischer Staaten OAS hatten die brasilianische Regierung bereits wegen Verletzung indigener Menschenrechte gerügt.

www.gfbv.de

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