gfbvGöttingen. - Opfer französischer Atomtests aus der Sahara, dem Südpazifik und ehemalige Soldaten aus Frankreich haben den französischen Staatspräsidenten Francois Hollande aufgefordert, für eine angemessene Entschädigung der Atomtestopfer zu sorgen. Opferverbände aus den drei Regionen schrieben an Hollande und erinnerten ihn an sein Wahlversprechen, den radioaktiv verstrahlten Veteranen und ehemaligen Arbeitern in Kernwaffen-Versuchszentren zu helfen.

"Ein im Jahr 2010 von der französischen Regierung verabschiedetes Entschädigungsgesetz blieb vollkommen wirkungslos", erklärte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Donnerstag in Göttingen. So seien von 786 Entschädigungsanträgen, die Maohi-Ureinwohner aus dem Südpazifik bis Dezember 2012 gestellt hatten, nur neun Anträge positiv beschieden worden. Auch 32 Schadensersatzanträge von Algeriern seien abgelehnt worden. "Das ist ein Hohn und eines Staates unwürdig, der sich als Wiege der Menschenrechte rühmt", sagte GfbV-Referent Ulrich Delius.

Sowohl der französische "Verein der Veteranen der Atomversuche (AVEN)", als auch die tahitianische Atomtestopfer-Vereinigung "Moruroa e Tatou" und Vereine von Tuareg-Opfern aus der Sahara forderten Hollande schriftlich auf, das umstrittene "Gesetz Morin" aus dem Jahr 2010 nachzubessern und die Entschädigung von Atomtestopfern zu erleichtern. "Wenn Frankreich nicht die Chance versäumen will, den vielen wegen ihrer Atomtests an Krebs Erkrankten zu helfen, dann muss es jetzt schnell handeln", erklärte Delius.

Viele Kernwaffenversuche liegen schon 40 oder 50 Jahre zurück. Jedes Jahr sterben mehr Überlebende der Atomtests. "Viele dieser Menschen leiden seit Jahren unter Krebserkrankungen und warten bislang vergeblich auf eine Entschuldigung des französischen Staates", kritisierte Delius. Allein im Jahr 2012 seien 60 Mitglieder des Vereins AVEN verstorben.

Die vor 53 Jahren in der algerischen Sahara begonnenen Atomtests endeten nach massiven internationalen Protesten mit dem 210. Kernwaffenversuch Frankreichs am 27. Januar 1996 im Südpazifik. "Seither hört man wenig von den mehr als 150.000 Menschen, die als Soldaten oder Arbeiter in den Kernwaffenversuchszentren beschäftigt und zum Teil beträchtlicher radioaktiver Strahlung ausgesetzt waren", erklärte Delius. "Frankreich hat den Menschen in der Sahara und im Südpazifik nicht nur gigantische und ungenügend gesicherte Atommülldeponien hinterlassen, sondern die in ihrer Gesundheit schwer geschädigten ehemaligen Mitarbeiter dann auch noch ihrem Schicksal überlassen."

Am 21. Dezember 2012 erreichten die Atomtestopfer der GfbV zufolge einen wichtigen Etappensieg. Nach jahrelangen Bemühungen empfahl die französische "Kommission für Geheimhaltung in Verteidigungsfragen" die Veröffentlichung von 58 Geheimdokumenten zu den Kernwaffenversuchen zu gestatten. Die Opfer versprechen sich davon neue Informationen, um ihre Schadensersatzanträge zu begründen.

AVEN vertritt 5.500 französische Veteranen. "Moruroa e Tatou" zählt mehr als 4000 Maohi, die früher als Arbeiter in den Atomversuchszentren auf den Südsee-Inseln Moruroa und Fangataufa beschäftigt waren.

www.gfbv.de


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