oikocredit 150Frankfurt am Main. - Investitionen in die kleinbäuerliche Landwirtschaft gelten in der Finanzbranche nicht als besonders attraktiv. Die internationale Genossenschaft Oikocredit sieht das anders. Sie investiert verstärkt in ländlichen Regionen armer Länder. Das zeigt die Jahresbilanz 2012, die Oikocredit am Montag in Frankfurt am Main vorlegte.

Oikocredit ist einer der weltweit führenden nicht-staatlichen Entwicklungsfinanzierer. Die Genossenschaft engagiert sich insbesondere dort, wo anderen Investoren die Gewinne zu niedrig oder die Risiken zu hoch erscheinen: in ländlichen Regionen armer Länder. "Dort ist der Investitionsbedarf am größten, aber auch die höchste soziale Wirkung zu erwarten", sagte Florian Grohs, Direktor für Darlehen und Kapitalbeteiligungen bei Oikocredit International.

Oikocredit hat derzeit 530 Millionen Euro als Darlehen und Kapitalbeteiligungen an Partnerorganisationen in 67 Ländern vergeben. Das Gros dieser 854 Partner sind Mikrofinanzinstitutionen, gefolgt von landwirtschaftlichen Unternehmen und Genossenschaften. Oikocredit investiert zunehmend in die kleinbäuerliche Landwirtschaft, zum Beispiel in Genossenschaften. Im Agrarsektor wurden 2012 neue Kredite über 25 Millionen Euro bewilligt und Kredite in Höhe von 35 Millionen Euro ausgezahlt, u.a. für Bio-Landwirtschaft und die Weiterverarbeitung von Agrarerzeugnissen.

Kleinbauernfamilien gehören zu den weltweit am stärksten benachteiligten Bevölkerungsgruppen. Daher finanziert Oikocredit bevorzugt Mikrofinanzinstitutionen, die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern Kredite und Sparkonten bieten. "Während die EU-Kommission hierzulande das Recht auf ein Girokonto zu einem Grundrecht erklären will", so Matthias Lehnert, Geschäftsführer von Oikocredit Deutschland, "haben Millionen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in Entwicklungsländern keinerlei Chance auf ein Konto oder einen Kredit."

Oikocredit arbeitet seit der Gründung 1975 sozial und wirtschaftlich erfolgreich und kann auch für 2012 wieder eine positive Bilanz ziehen. Mit 234 Millionen Euro, elf Prozent mehr als im Vorjahr, bewilligte Oikocredit 2012 mehr Finanzierungen für Partnerorganisationen als je zuvor.

In Deutschland teilen immer mehr Menschen die Ziele von Oikocredit: Die Zahl der Anlegerinnen und Anleger ist 2012 auf mehr als 20.000 gestiegen. Damit kommt fast jeder Zweite der weltweit 48.000 Investoren aus Deutschland. Außerdem wurde 2012 mit einem Kapitalzufluss von 28 Millionen Euro die Marke von 250 Millionen Anlagekapital in Deutschland überschritten. Der weltweite Kapitalzufluss stieg um 35 Prozent auf 60,9 Millionen Euro.

Oikocredit erzielte 2012 nach eigenen Angaben einen Jahresüberschuss von 22,9 Millionen Euro, von denen 10,5 Millionen als Dividende zur Ausschüttung nach der jährlichen Generalversammlung im Juni 2013 vorgesehen sind. Der restliche Überschuss wird den Rücklagen zugeführt.

Künftig will Oikocredit den Anteil der Finanzierungen in ländlichen Regionen weiter steigern. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den afrikanischen Ländern. Zudem will die Genossenschaft ihre Programme zur Förderung der sozialen Wirksamkeit bei Partnerorganisationen ausweiten. Die sorgfältige Auswahl der Partner nach sozialen und finanziellen Kriterien hat weiterhin Priorität.

www.oikocredit.de