KolibriMarburg. - Mit einem neuen Forschungsprogramm will ein Team um den Marburger Geographen Prof. Dr. Jörg Bendix im Süden Ecuadors die Folgen des Umweltwandels auf die Biodiversität und die Ökosysteme untersuchen. Die Wissenschaftler konzentrieren sich auf besonders gefährdete Ökosysteme Ecuadors: den Bergregenwald der Region Loja, den Tumbesischen Trockenwald bei Laipuna und den Cajas Nationalpark in der Nähe Cuencas.

Zum Forschungsprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gehört es, Dienstleistungen zu erarbeiten sowie auf wissenschaftlicher Basis nachhaltige Landnutzungssysteme und funktionale Monitoringsysteme zu entwickeln und zusammen mit den außeruniversitären Partnern für die Praxis zu implementieren. Bis 2016 läuft das Programm "Platform for Biodiversity and Ecosystem Monitoring and Research in South Ecuador", das in Deutschland von der DFG mit insgesamt fünf Millionen Euro gefördert wird. 1,6 Millionen Euro davon gehen an die Philipps-Universität Marburg als koordinierende Hochschule.

Ein transdisziplinäres Konsortium aus Bio-, Forst-, Geowissenschaftlern und Sozioökonomen aus acht deutschen und vier ecuadorianischen Universitäten sowie drei staatlichen ecuadorianischen Institutionen und einer NGO hat sich im Forscherteam zusammengefunden. Besonders die Entwicklung regionaler Monitoringsysteme hat international insbesondere im Jahr 2013 einen außerordentlich hohen Stellenwert erreicht, da dies einen Hauptpunkt auf der Agenda des neu geschaffenen Weltbiodiversitätsrats mit Sitz in Bonn (IpBES - Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) darstellt.

Neuartig ist im Forschungsprogramm insbesondere die Entwicklung funktionaler Monitoringsysteme, bei der hochsensible Indikatoren auf verschiedenen räumlichen Skalen entwickelt werden, die frühzeitig negative Reaktionen ganzer Ökosystem-Bereiche (wie z.B. ökosystemarer Wasserhaushalt) auf den Umweltwandel (insbesondere Landnutzungs- und Klimawandel) anzeigen. Der transdisziplinäre Ansatz wird realisiert, indem das bi-nationale und interdisziplinäre Forscherteam das Forschungsdesign zusammen mit den relevanten staatlichen Stellen (nationales Umweltministerium, Umweltverwaltung der Provinzen, Kantone und Städte, NGOs) entwickelt und dabei insbesondere (z.B. bei der Auswahl der Testgebiete und relevanter Indikatorsysteme) die nationalen Bedürfnisse berücksichtigt hat. Darüber hinaus sollen die Systeme nach erfolgreicher Entwicklung mit Hilfe der außeruniversitären Partner als Pilotanwendung implementiert werden.

Kolibri

Foto: Kolibris tragen zur hohen Vogelbiodiversität des Bergregenwalds bei und liefern ökosystemare
Dienstleistungen als Bestäuber und Samenverbreiter. © Jörg Bendix


Auf deutscher Seite wurden 13 wissenschaftliche Teilprojekte durch die DFG bewilligt, 10 davon aus DFG-Sondermitteln des Forschungstransfers. Die gesamte Fördersumme für drei Jahre beläuft sich seitens der DFG auf etwa fünf Millionen Euro. Die sechs beteiligten ecuadorianischen Projekte werden erstmals durch die nationale Forschungsförderung SENESCYT (Secretaría Nacional de Educación Superior, Ciencia, Tecnología e Innovación) mit zusätzlichen 3,5 Millionen US-Dollar gefördert, die vier außeruniversitären Partner tragen weitere 2,3 Millionen US-Dollar bei.

An dem gesamten Programm sind vier Marburger Arbeitsgruppen beteiligt. Die Projekte beschäftigen sich mit der gemeinsamen Indikatorenentwicklung für großflächiges Monitoring der Biodiversität und ausgewählter biologischer Ökosystemfunktionen, insbesondere des ökosystemaren Wasserhaushalts. Darüber hinaus sind die Simulation des zukünftigen Klimawandels im Süden Ecuadors und die Entwicklung einer gemeinsamen Monitoring-Datenbank Thema der Marburger wissenschaftlichen Arbeiten. Dafür fließt insgesamt ein Anteil von ca. 1,6 Millionen Euro der Fördersumme nach Marburg.

www.TropicalMountainForest.org

 


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