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Brasilien 2014: Die teuerste Fußball-WM aller Zeiten

fifa wmBerlin. – Brasilien freut sich auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2014, die vom 12. Juni bis 13. Juli ausgetragen wird. Das fußballverrückte südamerikanische Land ist nach 64 Jahren zum zweiten Mal Gastgeber. Aus insgesamt 17 Bewerber-Städten hat der internationale Fußballverband FIFA 12 Spielorte als WM-Arenen ausgewählt: Salvador de Bahia, Manaus, Recife, Belo Horizonte, Fortaleza, Rio de Janeiro, Sao Paulo, Cuiabá, Curitiba, Porto Alegre, Natal, Brasília. Die WM wird die teuerste aller Zeiten und hinterlässt eine Infrastruktur, die nach dem Finale zu einem guten Teil brachliegen wird, weil die Kommunen sich den Unterhalt nicht leisten können.

Die Fußball-Weltmeisterschaft wird das Land ca. 25,6 Milliarden Reais (rund 8,4 Mrd. Euro) kosten. Die Zahl entstammt dem Regierungsbericht Matrix of Responsability. Das Dokument legt die Pflichten und Ausgaben des Bundes, der Länder und Kommunen hinsichtlich der Durchführung von Maßnahmen und Schlüsselprojekten für die WM 2014 dar. Inoffizielle Schätzungen gehen hingegen von 28 bis 30 Milliarden Reais (9,5 Mrd. €) aus – denn die Matrix of Responsability wurde im September 2013 das letzte Mal aktualisiert.

Das gesamt Budget umfasst den Bau oder Umbau von zwölf Stadien, die Schaffung der Infrastruktur wie Häfen, Flughäfen und den öffentlichen Nahverkehr sowie Investitionen in Sicherheits- und Telekommunikationsprojekte. Allein die Kosten für den Bau bzw. Umbau der zwölf WM-Arenen belaufen sich nach derzeitigen Schätzungen auf rund acht Mrd. Reais. Dies bedeutet eine Kostensteigerung um 285 Prozent, vergleicht man die Aufwendungen mit dem ursprünglichen Budget von 2,8 Mrd. Reais, das  von der brasilianischen Bundesregierung im Oktober 2007 angekündigt worden war.

TEUERSTE WM ALLER ZEITEN

Gemessen an den Kosten pro Sitzplatz in einem Stadion, ist die Fußball-WM 2014 in Brasilien die mit Abstand teuerste WM aller Zeiten. Das berichtete die Tageszeitung Estado de Sao Paulo unter Berufung auf eine Studie des Beratungsunternehmens KPMG. Die Hälfte der 20 teuersten Stadien der Welt stehen künftig in Brasilien.

Laut der KPMG-Studie ist das derzeit teuerste Stadion weltweit das Wembley-Stadion in London. Es kostete 10.100 Euro pro Sitzplatz. An zweiter Stelle steht das Emirates Stadium (ebenfalls in London) mit 7.200 Euro pro Sitzgelegenheit. Auf Platz listet das Beratungsunternehmen das Mané Garrincha Stadion in der Hauptstadt Brasília. Dort kostet der Sitzplatz 6.200 Euro. Der Fußballtempel Maracanã in Rio de Janeiro steht an siebter Stelle und ist teurer als die Allianz Arena in München. Das Stadium von Manaus nimmt Platz 10 im Ranking ein, vergleichbar mit dem Stadion des FC Basel.

Die Schlussfolgerung der Studie: In den letzten Jahren ist nirgendwo soviel Geld in Stadien investiert worden wie in Brasilien.

Auch die laufenden Kosten für das Fußball-Turnier selbst sind sehr hoch. Laut Estado de Sao Paulo sind die Durchführungskosten für die Weltmeisterschaft in Brasilien höher als die Gesamtsumme der WM-Veranstaltungen in Japan/Südkorea (2002), Deutschland (2006) und Südafrika (2010).

Sollten die Budgets für Bauwerke, städtische Infrastruktur und Verkehr bei dem derzeitigen Tempo immer wieder nach oben angepasst werden müssen, wird die Weltmeisterschaft in Brasilien dem Bericht zufolge am Ende mehr als sämtliche Weltmeisterschaften seit der ersten Fußball-WM 1930 in Uruguay kosten.

Schon die Höhe der Kosten für den Umbau von Stadien ist Besorgnis erregend. Aber viele Stadien werden als „elefantes brancos“ enden. Im brasilianischen Sprachgebrauch steht der Ausdruck „weiße Elefanten“ für Großprojekte, die viel kosten, hauptsächlich aus öffentlichen Mitteln finanziert werden und geringen Nutzen bringen. Nach der WM wird es mindestens vier Weiße Elefanten geben, denn in den Austragungsorten Cuiabá, Brasília, Manaus und Natal gibt es keine Fußballmannschaften, die in der ersten brasilianischen Liga spielen und die Stadien füllen könnten.

Die Stadt Rio de Janeiro hat bereits Erfahrung mit den Panamerikanischen Spielen 2007 gemacht. Die Großveranstaltung hat brachliegende Infrastruktur hinterlassen, die an Privatunternehmen verramscht wurden und keine positiven Effekte für die Zivilgesellschaft hinsichtlich der Infrastruktur und der Umwelt in der Stadt gebracht hat.

Die brasiliansche Regierung verweist immer wieder darauf, dass die WM die Mobilität in den Austragungsorten verbessern werde. Doch einige Präfekturen haben bereits signalisiert, dass die hohen Unterhaltskosten der Bauwerke und Verkehrseinrichtungen einen Weiterbetrieb unmöglich machen könnten – ausgerechnet in den Bereichen, die eine signifikante Verbesserung des Verkehrs für die lokale Bevölkerung bringen könnten.

dos santos samaraepo.de-Mitarbeiterin Samara dos Santos (29)
ist Brasilianerin
und studiert derzeit
an der Universität Hannover
Diplom-Sozialwissenschaften.

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