Hamburg. – Fußballschuhe und Torwart-Handschuhe der WM-Kollektionen von Adidas, Nike und Puma enthalten eine breite Palette gefährlicher Chemikalien. Das zeigt eine Greenpeace-Untersuchung von 33 Produkten, die im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft verkauft werden. Unabhängige Labore fanden in Proben aller Marken Schadstoffe wie perfluorierte Chemikalien (PFC), Nonylphenolethoxylate (NPE), Phthalate und Dimethylformamid (DMF).
Einige dieser Stoffe stören das Hormonsystem, schädigen die Fruchtbarkeit oder können das Tumorwachstum fördern. Adidas-Schuhe und Handschuhe schnitten besonders schlecht ab, so Greenpeace. Der Adidas „Predator“-Schuh enthielt der Studie zufolge die höchste Menge der besonders gefährlichen PFC-Substanz PFOA (14,5 Mikrogramm pro Quadratmeter). Dies übersteigt den firmeneigenen Grenzwert um das 14-fache.
„Adidas erwartet Rekordumsätze von zwei Milliarden Euro mit WM-Produkten. Was die Firma den Fans nicht sagt: Viele Schuhe und Handschuhe sind noch immer mit gesundheitsschädlichen Chemikalien belastet. Sie vergiften die Gewässer in den Produktionsländern. Es ist Zeit für eine rote Karte für Adidas – die Firma muss jetzt handeln“, sagte Manfred Santen, Chemie-Experte von Greenpeace.
17 von 21 Fußballschuhen enthielten laut Greenpeace ionische PFC, darunter auch PFOA. Diese Chemikalie sei noch nicht reguliert, ab Juni 2014 gelte in Norwegen der Grenzwert von einem Mikrogramm pro Quadratmeter. Der Nike „Tiempo“-Schuh kommt der Untersuchung zufolge an zweiter Stelle mit 5,9 Mikrogramm PFOA pro Quadratmeter.
PFOA kann das Immunsystem oder das Fortpflanzungssystem schädigen oder zu Erkrankungen der Schilddrüse führen. Zwei von vier Torwarthandschuhen enthielten nach Greenpeace-Angaben ebenfalls ionische PFC. Der Adidas „Predator“–Handschuh lag mit zwei Mikrogramm PFOA pro Quadratmeter ebenfalls über den Adidas-eigenen Grenzwerten.
Während das Tragen dieser Kleidungsstücke nicht unmittelbar die Gesundheit schädige, gelangten die Chemikalien von den Produkten und den Fabriken in Umwelt und Nahrungskette, warnt die Umweltorganisation. Im Herstellungsland China seien zwei Drittel der Gewässer mit umwelt- und gesundheitsschädlichen Chemikalien verunreinigt.
AUCH WM-BALL „BRAZUCA“ BELASTET
Der offizielle WM-Ball „Brazuca“ enthielt laut Greenpeace Nonylphenolethoxylat. Diese Chemikalie baue sich in der Umwelt zu Nonylphenol ab, das hormonell aktiv und giftig für Wasserorganismen sei. NPE sei auch in 16 von 21 Fußballschuhen und zwei von vier Handschuhen gefunden worden. DMF komme in allen 21 Fußballschuhen vor. Diese Substanz werde als Lösungsmittel in der Schuhproduktion eingesetzt, gelte aber als fortpflanzungsgefährdend und gesundheitsschädlich bei Hautkontakt.
Mit der Detox-Kampagne hat Greenpeace nach eigenen Angaben bereits 20 Marken überzeugt, bis zum Jahr 2020 giftfrei zu produzieren, darunter auch Adidas, Nike und Puma. Doch Greenpeace-Untersuchungen zeigten immer wieder, dass Adidas und Nike sich hinter „Papierversprechen“ des Branchenverbandes „Zero Discharge of Hazardous Chemicals Group“ (ZDHC) versteckten. Gleichzeitig hätten Firmen wie H&M oder Mango bereits mit der Entgiftung begonnen.
„Im Namen der Fans und der betroffenen Menschen fordern wir Adidas und Nike auf, einen genauen PFC-Ausstiegsplan festzulegen sowie alle gefährlichen Chemikalien offenzulegen,“ erklärte Santen.
WM-Produkte-Test: http://bit.ly/1hR7tba
Detox-Kampagne: https://www.greenpeace.de/kampagnen/detox
Quelle: www.greenpeace.de