Hamburg. – Auf mindestens 15 Milliarden Euro beziffert eine aktuelle Greenpeace-Studie die gesellschaftlichen Kosten der Braunkohleverstromung in Deutschland – allein im Jahr 2015. WĂŒrden diese Kosten auf den Preis einer Kilowattstunde Braunkohlestrom aufgeschlagen, erhöhte sich dieser laut Greenpeace um 9,9 Cent auf gut das Dreifache des aktuellen Produktionspreises. In diese Kalkulation hat das Forum ökologisch-soziale Marktwirtschaft (FĂS) unter anderem die Sanierung ehemaliger Tagebaue und GesundheitsschĂ€den durch Kohlekraftwerke einbezogen, die bislang auf die Gesellschaft verschoben werden.
ZusĂ€tzlich werden VergĂŒnstigungen und Ausnahmeregelungen fĂŒr die Braunkohlewirtschaft erfasst. „Die MĂ€r von der gĂŒnstigen Braunkohle ist nicht haltbar. Kraftwerke und Tagebaue kosten die Gesellschaft Milliarden, versteckt in Steuerprivilegien, Ausnahmeregelungen und abgeschobenen Folgekosten“, sagte Greenpeace-Energieexpertin Susanne Neubronner. „Es gibt neben ökologischen auch handfeste ökonomische GrĂŒnde, sofort mit dem Ausstieg aus der besonders schmutzigen und teuren Braunkohle zu beginnen.“
Obwohl die Kohlekonzerne bislang groĂe Kostenblöcke auf die Gesellschaft abgewĂ€lzt haben, stehen sie wirtschaftlich prekĂ€r dar. Erst am Mittwoch hat Deutschlands gröĂter Stromversorger Eon fĂŒr die ersten neun Monate einen Milliardenverlust bekannt gegeben, hauptsĂ€chlich wegen hoher Abschreibungen auf Kraftwerke. Am Donnerstag legt RWE Quartalszahlen vor, die laut AnalysteneinschĂ€tzung Ă€hnlich schlecht ausfallen werden. „Die anhaltenden Wertbereinigungen in den Bilanzen sprechen eine klare Sprache: Mit Kohle lĂ€sst sich kĂŒnftig immer weniger Geld verdienen. Dabei ist ein GroĂteil der Kosten bislang noch nicht einmal eingepreist“, so Neubronner.
ZERTIFIKATENHANDEL LEGT NUR BRUCHTEIL DER KOSTEN AUF VERURSACHER UM
Als mit Abstand gröĂten Posten hat die FĂS-Studie externe Kosten vor allem durch klimaschĂ€dliche CO2-Emissionen ausgemacht. Alleine die Emissionen aus deutschen Braunkohlekraftwerken kosten die Gesellschaft gut 13 Milliarden Euro pro Jahr. Der europĂ€ische Handel mit CO2-Zertifikaten legt auch gut zehn Jahre nach seinem Start lediglich einen Bruchteil dieser Kosten auf die Kraftwerksbetreiber um. „Die Kohlelobby hat den Handel mit Zertifikaten als Klimaschutzinstrument sabotiert. Statt eines wirkungslosen Scheininstruments brauchen wir deshalb einen politisch klar geregelten Kohleausstieg“, forderte Neubronner.
In Deutschland wĂ€chst der öffentliche Widerstand gegen die ungebremste Kohleverstromung. Mehr als 40.000 Menschen haben schriftlich mit einer Greenpeace-Petition einen Verkaufsstopp fĂŒr Vattenfalls BraunkohlegeschĂ€ft in Ostdeutschland gefordert. Dort können tschechische Interessenten bis zu fĂŒnf weitere Tagebaue eröffnen. Am 29. November findet in Berlin eine GroĂdemonstration unter dem Motto „Klima schĂŒtzen, Kohle stoppen“ statt, zu der Tausende von Teilnehmern erwartet werden.
=>Greenpeace: Gesellschaftliche Kosten der Braunkohle
Quelle: greenpeace.de




