Home / Krisen / đŸ„” Klimakrise / Klimawandel: Verlust von Pflanzenarten setzt das Aussterben von Tierarten in Gang

Klimawandel: Verlust von Pflanzenarten setzt das Aussterben von Tierarten in Gang

Frankfurt. – Verschwinden Pflanzenarten durch den Klimawandel, zieht dies wahrscheinlich den Verlust von Tierarten nach sich. Besonders bedroht sind Insekten, die auf die Interaktionen mit bestimmten Pflanzenarten angewiesen sind. Pflanzen verkraften hingegen das Verschwinden ihrer tierischen Partner besser. Das berichtet ein internationales Team unter der Leitung von Senckenberg-Wissenschaftlern in einer jetzt im Fachjournal „Nature Communications“ veröffentlichten Studie.

Die RundblĂ€ttrige Glockenblume ist nur eine von vielen Pflanzenarten, die vom Klimawandel negativ betroffen sein wird. Sie ist zudem eine wesentliche Nahrungsquelle fĂŒr eine spezialisierte Bienenart, die Glockenblumen-Scherenbiene. Wie alle Tier- und Pflanzenarten sind beide Teil von komplexen ökologischen Netzwerken, in denen die interagierenden Arten miteinander verwoben sind. „Das lokale Aussterben von Tieren und Pflanzen kann daher zu einer Kaskade weiterer Aussterbeereignisse in diesen Netzwerken fĂŒhren, zum Beispiel als Folge des Klimawandels“, sagt Dr. Matthias Schleuning vom Senckenberg BiodiversitĂ€t und Klima Forschungszentrum.

Er und seine Kollegen haben modelliert, wie empfindlich mehr als 700 europĂ€ische Pflanzen- und Tierarten gegenĂŒber möglichen zukĂŒnftigen KlimaverĂ€nderungen sind. Erstmals haben sie diese Modelle mit Informationen zu den Interaktionen von Pflanzen mit ihren BestĂ€ubern und Samenausbreitern kombiniert. Die Simulation zeigt, dass der initiale Funke von Aussterbekaskaden in Folge des Klimawandels vor allem von Pflanzenarten ausgeht und sich indirekt auf die Tierarten ĂŒbertrĂ€gt.

Besonders gefĂ€hrdet durch diesen Domino-Effekt sind Tierarten, die nur mit wenigen Pflanzenarten interagieren, weil sie – im Gegensatz zu Generalisten – empfindlicher auf den Klimawandel reagieren. „Diesen Spezialisten geht es in Zukunft gleich doppelt an den Kragen. Nach unseren Analysen haben sie nĂ€mlich zudem eine enge klimatische Nische und sind damit auch direkt durch eine zukĂŒnftige Temperaturerhöhung bedroht“, erklĂ€rt Dr. Christian Hof, Senckenberg BiodiversitĂ€t und Klima Forschungszentrum. „Die Glockenblumen-Scherenbiene hat also ein doppeltes Aussterberisiko: direkt durch den Klimawandel als auch indirekt durch das Verschwinden einer wichtigen Nahrungspflanze wie der RundblĂ€ttrigen Glockenblume“, so Ko-Autor Dr. Jochen FrĂŒnd, UniversitĂ€t Freiburg.

Im Gegensatz dazu fanden die Forscher nur geringe RĂŒckkopplungseffekte von Tieren auf Pflanzen, denn Tierarten, die besonders unter dem Klimawandel leiden, waren in der Regel nur mit wenigen Pflanzenarten vernetzt. „Um bei unserem Beispiel zu bleiben: Die Glockenblume wird von verschiedenen BestĂ€ubern besucht und wird vermutlich wenig unter dem Verlust einzelner, spezialisierter BestĂ€uber leiden“, ergĂ€nzt FrĂŒnd.

Ihrem Schicksal könnten Tierarten wie die Glockenblumen-Scherenbiene nur entgehen, wenn sie beim Verschwinden bestimmter Pflanzenarten in großem Umfang auf andere Partner ausweichen. Das Potential der Tiere fĂŒr eine solche Umorientierung auf neue Pflanzenpartner ist allerdings bislang ungewiss. Besonders bedroht erscheinen Tierarten, die wĂ€hrend ihres gesamten Lebenszyklus eng auf bestimmte Pflanzenarten angewiesen sind. Insektenarten sind daher mehr gefĂ€hrdet als viele Vogelarten, die in der Regel flexibler in ihrer Nahrungswahl sind.

„Unsere Studie zeigt, dass der Klimawandel viele Tierarten nicht nur direkt bedroht, sondern zusĂ€tzlich indirekte Effekte zum Tragen kommen. Der Klimawandel könnte sich daher negativer auf die biologische Vielfalt von Tieren auswirken als bisher angenommen“, so Schleuning: „Um dies abschĂ€tzen zu können, ist es wichtig, die Interaktionen von Tieren mit ihren Pflanzenpartnern stĂ€rker als bisher bei zukĂŒnftigen Prognosen zu berĂŒcksichtigen.“

Publikation:
Schleuning, M. et al (2016): Ecological networks are more sensitive to plant than to animal extinction under climate change. Nature Communications, doi: 10.1038/ncomms13965

Quelle: www.senckenberg.de 

Markiert:

Login

Neue Jobs bei epojobs.eu

Bannerwerbung

Banner GNE Witzenhausen

Newsletter abonnieren!

Subscription Form

Events

Anstehende Events

Tags

Afrika Armut Bildung BMZ Brasilien CO2 Coronavirus Deutschland Entwicklungsfinanzierung Entwicklungshilfe Entwicklungspolitik Entwicklungszusammenarbeit ErnĂ€hrung EuropĂ€ische Union EZ Fairer Handel FlĂŒchtlinge Gesundheit HumanitĂ€re Hilfe Hunger Jemen Katastrophen Kinder Klimagipfel Klimakrise Klimaschutz Kolumbien Konflikte Kriege und Konflikte Landwirtschaft Medien Menschenrechte Migration Nachhaltigkeit News Nothilfe Oxfam Pressefreiheit Sudan Syrien Umwelt UNO USA Wahlen Weltwirtschaft