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Desertifikation: Die Ausbreitung der Wüsten kann gestoppt werden

1Frankfurt a.M. (epo). – „Gegenwärtig ist eine paradox erscheinende Entwicklung zu beobachten. Die Wüstengebiete der Welt dehnen sich aus, und gleichzeitig ist das Ökosystem Wüste bedroht.“ Dies schreibt Frank Kürschner-Pelkmann im Dossier zum Internationalen Jahr der Wüsten und Wüstenausbreitung in der Ausgabe 1-2/2006 der Zeitschrift „eins – Entwicklungspolitik Information Nord-Süd“.

Wüsten sind keineswegs öd und leer, sondern zahlreiche Pflanzen und Tiere haben sich den extremen Bedingungen von extrem heißen, aber nachts auch extrem kalten Temperaturen sowie großer Trockenheit mit gelegentlichen Regenschauern angepasst. Dieses Ökosystem, so erläutert der Autor, wird durch globale Klimaveränderungen bedroht. Sie bewirken in verschiedenen Wüstengebieten der Welt eine Erhöhung der Temperaturen, höhere Windgeschwindigkeiten und noch geringere Niederschläge.

Aber auch der Tourismus wirkt sich negativ auf die Wüsten aus. Das Befahren mit Tausenden Allrad-Fahrzeugen zerstört die Kruste der Wanderdünen, die aus Moosen, Flechten, Kiesel und festem Sand besteht. Ist diese einmal zerbrochen, sorgt der Wind dafür, dass die Dünen in Bewegung kommen und auch Oasen unter sich begraben.

Parallel dazu „verwüsten“ immer größere Trockengebiete. Nachdem hier die Vegetation zerstört ist, entsteht tatsächlich Ödland, denn die wüstentypischen Pflanzen fehlen. Dieser Prozess hat gravierende Auswirkungen auf die Entwicklungschancen der Länder in der westafrikanischen Sahelzone und anderen Savannengebieten. Kürschner-Pelkmann kommt deshalb zum Ergebnis: „Es wird nur möglich sein, die UN-Millenniumsziele wie die Halbierung der Zahl der Armen zu erreichen, wenn die Probleme der Wüstenbildung gelöst werden.“

In dem Dossier erläutert Hama Arba Diallo, der Generalsekretär des UN-Sekretariats der UN-Konvention zur Bekämpfung der Desertifikation in Bonn, dass Wüsten und Trockengebiete seit vielen tausend Jahren große Kulturen und expandierende Ökonomien hervorgebracht haben. Heute leben in den Trockengebieten etwa zwei Milliarden Menschen, viele davon in Großstädten wie Johannesburg und Los Angeles.

Zu den Zielen des Internationalen Jahres schreibt Hama Arba Diallo: „Während des ganzen Internationalen Jahres der Wüsten und Wüstenbildung sollen die potenziellen Bedrohungen durch die Desertifikation als ein Faktor dargestellt werden, der die lange Zeit bestehende Harmonie zwischen Mensch und Umwelt infrage stellt, die soziale, wirtschaftliche und kulturelle Basis der betroffenen Länder und Gesellschaften bedroht und damit auch ihr wertvolles kulturelles Erbe für die ganze Menschheit.“

In seinem Beitrag erläutert Hama Arba Diallo außerdem, dass das lokale indigene Wissen unverzichtbar ist im Kampf gegen die Desertifikation: „Diese Völker besitzen ein großes Wissen über den Umgang mit Acker- und Weideland, die Wiederherstellung einer Landschaft und andere Methoden, um auf Desertifikation und Landdegradation zu reagieren.“

In einem Interview stellt Mariam Akhtar-Schuster wichtige Konzepte und Erfahrungen im Kampf gegen die Desertifikation dar. Sie ist am Biozentrum der Universität Hamburg tätig und Vorsitzende des deutschen Netzwerkes „Desert.Net“, zu dem sich deutsche Institutionen zusammengeschlossen haben, die sich mit Fragen der Wüsten und der Desertifikation befassen. Wirksame Maßnahmen hängen nach Überzeugung der Wüsten-Expertin davon ab, dass man den Menschen in den Mittelpunkt stellt: „Er hat die Probleme vor Ort verursacht, indem er bestimmte Anforderungen an seine Umwelt gestellt hat, um dort leben zu können … Man kann den Menschen nicht sagen: Ihr müsst wieder als Nomaden leben, weil das viel besser dem gesamten System angepasst ist. Wir müssen gemeinsame Systeme mit den Menschen vor Ort entwickeln, die den Bedürfnissen der Menschen entsprechen.“

In dem Interview erläutert Mariam Akhtar-Schuster, dass es durchaus Erfolgsgeschichten für von der lokalen Bevölkerung getragene Konzepte zur Bekämpfung der Ausbreitung der Wüsten gibt. Es komme jetzt darauf an, sie großflächiger umzusetzen. Ganz wichtig sei dabei, die Frauen in diese Vorhaben zu integrieren und ihnen Rechte über die Verwendung ihrer Ressourcen zu geben.

Das 16seitige Dossier der Zeitschrift „eins ? Entwicklungspolitik Information Nord-Süd“ enthält außerdem ein Wüsten-ABC mit Informationen zu Themen wie Aralsee, Eukalyptus und Tuarek sowie Literatur- und Filmhinweise zur Thematik Wüste.

„eins ? Entwicklungspolitik“

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