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Kamerun: Europa muss sich mehr für Frieden und Menschenrechte einsetzen

gfbvGöttingen. – Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat ein stärkeres Engagement Deutschlands für Frieden in Kamerun gefordert. Der Deutsche Bundestag berät am Donnerstag auf Antrag der FDP und von Bündnis 90/Die Grünen über die Lage in dem westafrikanischen Land. „Wer Flucht und Migration aus Afrika wirksam bekämpfen will, darf nicht tatenlos zusehen, wie der Kamerun im Bürgerkrieg versinkt“, sagte GfbV-Direktor Ulrich Delius in Göttingen.

Deutschland und die Europäische Union dürften nicht länger die Augen vor der eskalierenden Flüchtlingskrise in Westafrika verschließen, forderte Delius. Schon heute seien 276.000 Menschen in Kamerun auf der Flucht vor Gewalt. Wenn Kameruns Staatsführung sich nicht endlich ernsthaft um eine politische Lösung des Streits um die Zukunft der anglophonen Landesteile bemühe, müsse die Europäische Union (EU) den greisen Staatschef Paul Biya mit gezielten Sanktionen dazu zwingen, die dramatische Lage nicht länger schönzureden.

Am Donnerstag vergangener Woche war in der Stadt Ndop der katholische Seminarist Gérard Anjiangwe von Soldaten vor einer Kirche erschossen worden. Weitere drei Angehörige der anglophonen Bevölkerungsgruppe waren am vergangenen Sonntag in der Stadt Bamenda getötet worden. Insgesamt starben seit Ausbruch des Konflikts im Jahr 2016 bereits mehr als 400 Zivilisten und 176 Sicherheitskräfte, so die GfbV.

Nachdrücklich kritisierte Delius „die Ignoranz, mit der Kameruns Regierung auf die zunehmende Gewalt in anglophonen Landesteilen reagiert“. So habe der seit 36 Jahren amtierende Präsident Paul Biya nach dem Ende der Präsidentschaftswahlen am Sonntag erklärt, die Wahlen hätten auch in den anglophonen Regionen in einer „Atmosphäre der Ruhe“ stattgefunden. Dabei seien am gleichen Tag drei Menschen erschossen worden. „Wie kann man von der Normalität des Lebens sprechen, wenn in den englischsprachigen Regionen von den vorgesehenen 2.343 Wahlbüros aufgrund der Gewalt nur 79 Abstimmungszentren geöffnet waren“, fragte Delius.

Den ehemaligen Kolonialmächten warf Delius Versagen vor. Denn sie hätten die Interessen der englischsprachigen Minderheit in der früheren deutschen Kolonie weitgehend ignoriert, um sich den Zugriff auf Ölvorkommen zu sichern. Dringend müsse nun endlich nach einer politischen Lösung des eskalierenden Konflikts gesucht werden, um die Gewalt wirksam einzudämmen.

Quelle: www.gfbv.de 

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