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Lieferkette: Lederwaren-Industrie vermeidet Transparenz

inkota 200Berlin. – Menschen, die nachhaltige Produkte aus Leder kaufen wollen, werden über die Herkunft der Produkte im Unklaren gelassen. Es gibt keine nachvollziehbaren Informationen über die Einhaltung der Menschenrechte bei der Arbeit. Eine Analyse von 100 internationalen Marken wie Armani sowie Einzel- und Online-Händler Tamaris/Wortmann, Deichmann und Zalando stellte jetzt fest: Informationen zu deren Produzenten (eine Lieferantenliste), zu den Arbeitsrechten sowie zur Umsetzung der Sorgfaltspflicht stehen meist nicht öffentlich zur Verfügung.

Gemeinsam mit der niederländischen Organisation SOMO untersuchte INKOTA die Richtlinien zur Lieferkettentransparenz von 100 internationalen Marken-Firmen. Weniger als ein Drittel, 29 von 100 Unternehmen, veröffentlichen eine Lieferantenliste. Nur sieben Unternehmen machen Angaben zu Sozial Audits, kein einziges zu Löhnen oder Menschenrechten. Dafür wurden Unternehmenswebsites und öffentlich einsehbare Datenbanken von Einzelhändlern, Online-Händler und Modekonzernen bezogen auf die Produktgruppe Lederwaren untersucht. Gleichzeitig wurden in der INKOTA-Befragung „Menschenrechtliche Sorgfaltspflicht in der Praxis“ Unternehmen gebeten, Informationen zur Umsetzung der Sorgfaltspflicht offenzulegen. Die Unternehmen verwiesen meist auf bestehende Industriestandards und Initiativen oder Sozial-Audits.

„Menschen in der Leder- und Schuhproduktion bezahlen noch immer mit ihrem Leben und ihrer Gesundheit für Produkte, bei deren Kauf wir Verbraucher*innen nichts über die Produktionsbedingungen erfahren“, erklärte Berndt Hinzmann vom INKOTA-Netzwerk. „Die Arbeiter*innen sind hohen Sicherheitsrisiken ausgesetzt. Es muss Licht ins Dunkel gebracht werden! Bestehende Risiken müssen endlich abgestellt werden. Der erste Schritt dazu ist: Transparenz entlang der ganzen Lieferkette.“

Die Lederbekleidungs-, Schuh- und Accessoire-Industrie sei bekannt für Menschen- und Arbeitsrechtsverletzungen sowie für Umweltschäden in verschiedenen Produktionsstufen, so INKOTA. Die Arbeiter*innen arbeiteten unter schlechten Bedingungen, oft würden Überstunden erzwungen. Die Unterdrückung von Gewerkschaften, die Behinderung des Rechts sich zu organisieren (Union Busting), Diskriminierung aufgrund des Geschlechts oder der Kastenzugehörigkeit sowie Kinderarbeit betreffe einen Großteil der Menschen. Viele Arbeiter*innen hätten mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, oft arbeiteten sie ungeschützt mit giftigen Chemikalien und gefährlichen Maschinen. Ungeklärte Abwässer würden ins Grundwasser geleitet und verschmutzen es.

Aufgrund der vielen schwerwiegenden Risiken hat die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) eine spezielle Richtlinie für Sorgfaltspflichten für den gesamten Sektor entwickelt. Der Entwurf des EU-Lieferkettengesetzes, aber auch der Nationale Aktionsplan für Wirtschaft und Menschenrechte stuft die Leder- und Schuhindustrie als mit umweltbezogene und menschenrechtlichen Risiken behaftet ein.

„Fehlt die Transparenz in der Lieferkette, werden Formen der Ausbeutung und Diskriminierung wie Hungerlöhne und fehlende soziale Absicherung, gefährliche Arbeitsbedingungen, ein restriktives Vorgehen gegen Gewerkschaften nicht nur weiter ermöglicht, sondern sogar verstärkt! Die Transparenz in der Lieferkette ist kein Selbstzweck, sondern ein Mittel, das den verschiedenen Akteuren – Arbeitnehmern, Gewerkschaften, Zivilgesellschaft, Unternehmen, Investoren – ermöglicht, das Einhalten der Rechte der Arbeitnehmer*innen zu garantieren und verantwortungsvolle Geschäftspraktiken zu fördern“, sagte Berndt Hinzmann.

Quelle: www.inkota.de

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