Finanzrecherche deckt massives Greenwashing in europäischen ESG-Fonds auf

urgewald neuBerlin. – Die NGOs urgewald und Facing Finance haben durch eine umfangreiche Finanzrecherche massives Greenwashing in europäischen ESG-Fonds, den so genannten „Artikel 8 und 9 Fonds“, aufgedeckt. Von den über 14.000 analysierten ESG-Fonds, die in europäischen Ländern gehandelt werden, investierte weit mehr als ein Drittel (4.792 Fonds) über 123 Milliarden Euro in Unternehmen, die fossile Expansionsprojekte vorantreiben oder aber keinen glaubhaften und Paris-konformen Ausstiegsplan aus Kohle vorgelegt haben.

Allein auf die sechs größten Öl- und Gasmultis TotalEnergies, Shell, ExxonMobil, Chevron, Eni und BP entfallen Investitionen in Höhe von 23,5 Milliarden Euro. Alle davon haben Expansionspläne, die mit dem 1,5-Grad-Limit unvereinbar sind und die Klimaüberhitzung weiter verschärfen werden. Die höchste Investitionssumme floss an TotalEnergies (8,1 Mrd. €). Der größte Öl- und Gasproduzent der EU expandiert seine Geschäfte unter anderem in Ländern wie Mosambik. Sein dortiges LNG-Projekt in der brutal umkämpften Provinz Cabo Delgado ist ein Beispiel dafür, wie fossile Expansion auch die Menschenrechte der lokalen Bevölkerung gefährdet. Insgesamt 4,5 Milliarden Euro investierten die untersuchten Nachhaltigkeitsfonds in Kohleunternehmen mit Expansionsplänen. Glencore und seine Tochtergesellschaften standen hier mit insgesamt 770 Millionen Euro an der Spitze der Liste.

Julia Dubslaff, Finanz-Analystin bei urgewald, kommentiert: „Unternehmen, die in Zeiten der Klimaüberhitzung fossile Expansionsprojekte vorantreiben, gefährden unsere Zukunft. Wer so massiv gegen den Nachhaltigkeitsgedanken verstößt, hat insbesondere in ESG-Fonds nichts verloren. Dass mehr als jeder dritte Fonds, der ökologische oder soziale Merkmale bewirbt, dennoch in expandierende fossile Konzerne investiert, führt klimabewusste Anleger*innen in die Irre. Die Politik muss solche Investitionen in allen ESG-Fonds durch klare Regeln unterbinden.“

Neue ESMA-Leitlinien: Viele Fonds fallen durchs Raster

Die neuen Regeln zur Benennung von ESG-Fonds, vorgelegt von der europäischen Wertpapier-Aufsichtsbehörde ESMA, sind ein erster Schritt in die richtige Richtung. 
Die Finanzrecherche zeigt jedoch: Von den knapp 14.300 untersuchten Artikel-8/9-Fonds werden zwei Drittel (9.420) durch die ESMA-Leitlinien nicht erfasst, da in ihren Namen keine ESG- oder nachhaltigkeitsbezogenen Begriffe verwendet werden.

Mit Blick auf fossile Investitionen werden nur 43 Prozent der Fonds erfasst, da ihre Namen Begriffe der Kategorien „Environment“, „Sustainability“ oder „Impact“ enthalten. Solche Fonds müssen ab dem 21. Mai 2025, wenn die neuen ESMA-Leitlinien wirksam werden, die meisten ihrer fossilen Anlagen verkaufen oder aber ihre Namen ändern. Für die fossilen Anlagen bei den restlichen 57 Prozent der Fonds, die andere bzw. keinerlei Begriffe aus dem ESMA-Katalog enthalten, ändert sich nichts (vgl. erste Grafik unten).

Lesen Sie hier weiter: Finanzrecherche deckt massives Greenwashing in europäischen ESG-Fonds auf

 

Review Your Cart
0
Add Coupon Code
Subtotal